Nürnberg Lorenzkirche und Langwasser betroffen ++ Angst vor Geisterstädten
Update: Nürnberg kämpft für Karstadt!

Karstadt an der Lorenzkirche (rechts im Bild) ist ebenfalls von der Schließung bedroht.  | Foto: Nicole Fuchsbauer
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Update:
NÜRNBERG (pm/nf) - Angesichts der am 19. Juni 2020 angekündigten Schließung der beiden Nürnberger Karstadt-Filialen an der Lorenzkirche und im Franken-Center Langwasser sehen Oberbürgermeister Marcus König und Wirtschaftsreferent Dr. Michael Fraas sowohl die Galeria Karstadt Kaufhof GmbH als auch die Eigentümer der Immobilien, in denen die Filialen eingemietet sind, in der Pflicht.

Dies betonten sie bei einem Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern der Betriebsräte sowie der Gewerkschaften.Oberbürgermeister Marcus König sagt: „Die Beschäftigten brauchen eine Perspektive. Hier steht die Galeria Karstadt Kaufhof GmbH in einer besonderen Verantwortung, denn die Belegschaft hat im Sinne der Sanierungsbemühungen in den letzten zehn Jahren auf Geld verzichtet.“
Neben den rund 300 Beschäftigten der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH sind auch diejenigen der Shop-in-Shops, etwa der Lebensmittel- oder der Parfümerieabteilung, betroffen – insgesamt rund 600 Menschen und ihre Angehörigen.Weil auch die Weigerung der Immobilieneigentümer, einen Mietnachlass zu gewähren, einer der Gründe für die angekündigte Schließung sein soll, betont König: „Es muss doch auch im Interesse der Vermieter der beiden Immobilien sein, gerade in diesen Zeiten überhaupt Mieter zu haben. Wir werden daher auf die beiden Immobilieneigentümer zugehen.“
Die Bevölkerung ruft der Oberbürgermeister dazu auf, Solidarität zu zeigen und in den Nürnberger Filialen einzukaufen. „Unser Motto heißt: Nürnberg kämpft für Karstadt!“, sagt Marcus König.
Nürnbergs Wirtschaftsreferent Dr. Michael Fraas führt aus: „Die angekündigte Schließung ist ein Schlag für die Beschäftigten, aber auch für unsere Stadt als Einkaufsstandort. Die Karstadt-Filiale Lorenzkirche ist einer der Frequenzbringer für die Nürnberger Altstadt, die Karstadt-Filiale im Franken-Center ist von Bedeutung für den Nürnberger Süden und das Umland. Das sollte auch den Eigentümern der beiden Immobilien klar sein.“ König und Fraas betonen unisono: „Eine Schließung der beiden Filialen wäre zu kurz gedacht. Wir dürfen jetzt nichts unversucht lassen.“Wirtschaftsreferent Dr. Fraas verweist auf die im vergangenen Jahr vom Wirtschaftsreferat vorgelegte Handelsstrategie, die unter Beteiligung der relevanten Stakeholder erarbeitet wurde: „Mit der Handelsstrategie haben wir ein Bündel an Ideen und Maßnahmen, die konsequent aus der Kundenperspektive entwickelt wurden. Jetzt müssen wir gemeinsam zur Umsetzung kommen. Vorbild ist für uns dabei das seit Jahren enge und kreative Zusammenwirken zwischen Stadt, Gastronomie, Hotellerie und Kultur im touristischen Bereich. Dieses fachübergreifende, ganzheitliche Zusammenwirken brauchen wir jetzt auch für den Einzelhandel!“

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MÜNCHEN/NÜRNBERG (dpa/lby/nf) - Sechs der im Zuge der Sanierung von Schließung bedrohten Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) sind in Bayern. Dort wären rund 800 Mitarbeiter direkt betroffen, wenn die Häuser wie geplant dicht machen, wie ein Verdi-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur am Freitag sagte. Allerdings will die Gewerkschaft noch um Häuser kämpfen.

Konkret bedroht sind dem Sprecher zufolge Karstadt in Ingolstadt, in Nürnberg die Häuser an der Lorenzkirche und in Langwasser sowie in München die Häuser am Nordbad und am Olympia-Einkaufszentrum sowie die Galeria am Stachus.

,,Wir werden uns jetzt daransetzen und darum kämpfen, dass diese Liste möglichst verringert wird", sagte ein Sprecher. Dazu wolle man mit der Politik, dem Unternehmen und den Besitzern der Immobilien sprechen. ,,Noch ist die Messe nicht gelesen."  

Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König und Wirtschaftsreferent Dr. Michael Fraas wollen am kommenden Montag Gespräche mit den Vertreterinnen und Vertretern des Betriebsrats der drei Standorte von Galeria Karstadt Kaufhof in Nürnberg und der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di führen. Ziel ist, Hilfs- und Unterstützungsmöglichkeiten für die Beschäftigten zu erörtern.

Der Bundestagsabgeordnete für Nürnberg-Süd und Schwabach Michael Frieser (CSU) sagt: ,,Diese Entscheidung trifft die Zukunft der Beschäftigten und die Standorte hart. Die Krise im Einzelhandel wurde durch die Corona-Pandemie verstärkt und beschleunigt. Wir müssen feststellen, dass das Warenhaus-Konzept in seiner jetzigen Form nicht zukunftsfähig ist. Um zu verhindern, dass unsere Innenstädte und urbanen Zentren veröden und zu Geisterstädten verkommen, ist es nun dringend notwendig, neue, frische Konzepte zu entwickeln. Wir brauchen neue Anziehungspunkte in unseren Fußgängerzonen. Den Bummel durch eine schöne Fußgängerzone mit hochwertigem, attraktivem Einzelhandel kann Online-Shopping nicht ersetzen."

Hintergrund
Der Sanierungsdruck bei Galeria Karstadt Kaufhof ist gewaltig. Der Handelsriese war durch die pandemiebedingte Schließung aller Filialen in eine schwere Krise geraten und hatte Anfang April Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. ,,Wir gehen von einer Milliarde Umsatzverlust in diesem Jahr aus und rechnen auch nicht damit, dass die Kunden im kommenden Jahr wieder so einkaufen werden wie vor Corona. Das heißt, bis Ende 2022 könnten die Umsatzeinbußen sogar auf insgesamt rund 1,4 Milliarden Euro steigen", beschrieb der Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz im Mai die Probleme des Konzerns.

Karstadt an der Lorenzkirche (rechts im Bild) ist ebenfalls von der Schließung bedroht.  | Foto: Nicole Fuchsbauer
Foto: Oliver Berg/dpa
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Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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