Mindset für Notfälle ++ Verschollenes Tauchboot
Astronaut Maurer: Titan-Besatzung muss Ruhe bewahren

Der deutsche Astronaut Matthias Maurer spricht in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur.  | Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa
  • Der deutsche Astronaut Matthias Maurer spricht in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur.
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KÖLN (dpa) - Die Besatzung des vermissten Tauchboots «Titan» muss nach Ansicht des Astronauten Matthias Maurer auch in der extremen Notsituation einen kühlen Kopf bewahren. Gerade, wenn der Sauerstoff begrenzt sei: «Es ist ganz wichtig, dass man die Ruhe behält. Dass man nicht viel atmet, dass man nicht körperlich aktiv ist», sagte Maurer der Deutschen Presse-Agentur. Wenn man ruhe, könne man die Sauerstoffvorräte strecken. Maurer wurde im Zuge der Astronautenausbildung mit Trainings für Notfälle vorbereitet.

Zentral sei auch, dass das Team geschlossen sei und den Kapitän, der das Sagen habe, anerkenne. «Auch wenn es ganz fatal aussieht. Das ist das Wichtigste, das erhöht die Überlebenswahrscheinlichkeit des Teams», sagte der Saarländer. «Wenn fünf Leute panisch versuchen, einen Lösungsweg zu finden und alle durcheinanderreden, dann ist das das Schlechteste, was passieren kann.» Dabei würden auch die Sauerstoffvorräte schneller zu Ende gehen.

Schall «hervorragendes Medium»

Der Profi an Bord werde im Fall einer Gefahr wie einem Leck versuchen, diese zunächst einzudämmen. Danach sei es Ziel, Kommunikation aufzunehmen, um Hilfe zu bekommen. «Unter Wasser ist Schall ein hervorragendes Medium, um auf sich aufmerksam zu machen.» Daher seien Klopfgeräusche in regelmäßigen Abständen das Notsignal. Suchtrupps hatten gemeldet, solche Geräusche wahrgenommen zu haben.

Die «Titan» war mit fünf Menschen an Bord auf dem Weg zum Wrack des berühmten Luxusdampfers «Titanic» im Atlantik. Das Tauchboot wird seit Sonntagvormittag (Ortszeit) vermisst. Schätzungen zufolge dürfte der Sauerstoff nur noch bis Donnerstagmittag (MESZ) reichen.

Menschen machten in solchen Notsituationen verschiedene Stadien durch, sagte Maurer. Am Anfang sei man überrascht, dann komme auch die große Angst. «Insbesondere, wenn es Touristen sind, die nicht vorbereitet wurden, die nicht trainiert wurden.» Dann sei es «sehr, sehr schwer, die Teamdynamik im Griff zu behalten», sagte Maurer. «Es langt schon, wenn einer dabei ist, der hysterisch wird.»

Bei einem Flug auf die Internationale Raumstation ISS sei es daher so: «Wir schicken niemanden ohne Notfalltraining hoch, auch nicht Touristen.» Maurer ist als bisher letzter Deutscher ins All gereist. Er war von November 2021 bis Mai 2022 für 177 Tage auf der ISS.

Der 53-Jährige sagte, er habe noch keine Todesangst gehabt. «Aber ich war schon in verschiedenen Situationen, die auch kniffelig waren.»

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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