Notstand durch mehr Infektionen
Berufsverband: Ärzte sehen Gefährdung von Kindern!

Symbolfoto: Marijan Murat/dpa
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BERLIN (dpa/mue) - Der aktuelle Notstand in der Kindermedizin infolge einer Welle an Atemwegsinfektionen hat nach Ansicht des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte gravierende Risiken für die jungen Patienten.

«Es ist tatsächlich so, dass im Moment die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen und auch das Leben ordentlich gefährdet sind», sagte Bundessprecher Jakob Maske dem Deutschlandfunk.
 Maske übte massive Kritik an der Gesundheitspolitik der vergangenen Jahre, auch unter Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Das Gesundheitssystem werde seit Jahren «gegen die Wand gefahren». Bei den Kinder- und Jugendärzten sei extra stark gespart worden; es seien sehr viele Betten abgebaut worden, weil sich Kinder- und Jugendmedizin nicht lohne. Seit der Übernahme des Ressorts durch Lauterbach werde die Versorgung weiterhin immer schlechter. Das drücke sich genau in diesen Krisenzeiten aus, so Maske.


Die grundsätzliche Krise des Systems sei durch Corona kaschiert worden. Das sei nun aber vorbei. «Wir haben jetzt einen ganz normalen Anstieg, wie wir ihn jeden Winter sehen von Infektkrankheiten – und die Systeme brechen zusammen», sagte Maske weiter. Schwerstkranke Kinder müssten über Hunderte Kilometer aus Berlin verlegt werden, weil es keine Betten gebe. Die Behauptung, dass derartige Aussagen Panikmache seien, wollte er nicht gelten lassen. «Das ist nicht Panikmache, das ist unser tägliches Leben.»


Kritik an Verlegung von Personal

Lauterbach hat bereits Hilfsmaßnahmen angekündigt. So soll Pflegepersonal aus Erwachsenen- in Kinderstationen verlegt werden. Er forderte die Krankenkassen auf, Vorgaben zur Personalbesetzung vorerst nicht zu prüfen und Sanktionen auszusetzen. Zudem appellierte er an Eltern und Kinderärzte, nicht unmittelbar nötige Vorsorgeuntersuchungen zu verschieben.
 Der Vorschlag der Verlegung von Personal in die Kinderstationen hilft aber laut Maske «überhaupt nicht». Ein Erwachsenen-Pfleger könne kein Frühgeborenes mit 600 Gramm Körpergewicht pflegen. «Das ist völliger Humbug und wird auch keine Entlastung bringen.»

Vergangene Woche hatte der Bundestag ein Gesetzespaket zu Krankenhäusern beschlossen, das mehr Geld für Kinderkliniken und Entlastungen bei dringend benötigten Pflegekräften bringen soll; für Kinderkliniken soll es 2023 und 2024 jeweils 300 Millionen Euro zusätzlich geben.
 Diese Pläne hält Maske erst einmal für in Ordnung. Insgesamt seien 300 Millionen Euro aber «nicht so wahnsinnig viel Geld». In den Plänen werde aber auch nur die klinische Medizin bedacht und nicht die ambulante. Die ambulanten Kinder- und Jugendmediziner behandelten aber 85 bis 90 Prozent der Erkrankten.

Autor:

Uwe Müller aus Nürnberg

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