Verschlechterte Standortbedingungen
Die Lawine rollt: Arbeitslosigkeit wird steigen

  • Die 2010er Jahre waren ein goldenes Jahrzehnt für Bayerns Industrie. 
  • Das scheint heute kaum noch vorstellbar: In diesem Jahr reiht sich eine Hiobsbotschaft an die nächste. Arbeitslosigkeit statt Fachkräftemangel?

München (dpa/lby) - Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft warnt vor einem Wiederanstieg der Arbeitslosigkeit in Bayern. Eine Besserung der schlechten Wirtschaftslage sei nicht in Sicht, sagte vbw-Präsident Wolfram Hatz in München. «Ich denke, dass es zu einem beschleunigten Arbeitsplatzabbau kommen wird.»

Laut der halbjährlichen Konjunkturumfrage des Verbands fehlen der Hälfte der Industrieunternehmen mittlerweile Aufträge, sodass etliche Firmen bereits Kurzarbeit beantragt haben: «Die Lawine, die sich hier losgemacht hat, rollt mit einer Gewalt auf uns zu, dass wir kein schönes erstes Quartal und wahrscheinlich kein schönes Jahr 2025 bekommen werden.»

Nur Einzelhandel im Plus - alles Andere geht in den Keller

Als einzige Branche habe in den ersten drei Quartalen der Einzelhandel ein Umsatzplus erzielt. «Alles Andere geht in den Keller», sagte Hatz. Der Konjunkturindex des Verbands sank im Vergleich zum Frühjahr von 87 auf 78 Punkten. Die vbw ist unter anderem Dachorganisation der Metallarbeitgeber in Bayern.

In diesem Jahr wird die bayerische Wirtschaftsleistung nach vbw-Einschätzung um 0,4 Prozent schrumpfen. Die wirtschaftliche Entwicklung im Freistaat würde damit schlechter ausfallen als im Bundesdurchschnitt, bedingt durch den überdurchschnittlichen Anteil der von der weltweiten Konjunkturflaute besonders hart getroffenen Industrie an der bayerischen Wirtschaftsleistung. Für 2025 erwartet die vbw Stagnation.

Bayern in der Rezession

Hatz warf SPD und Grünen vor, den Ernst der Lage zu verkennen. «Anzeichen für eine Besserung sind nicht in Sicht: Die Auftragseingänge sind schwach, die Standortbedingungen sind schlecht, und das außenwirtschaftliche Umfeld wird immer schwieriger.» Kurzarbeit sei nur ein überbrückendes Hilfsmittel - «das hört ja irgendwann auf, dann stellen wir aus», sagte der vbw-Präsident.

Bayern sei durch eine Kombination aus Konjunktur- und Strukturkrise in die Rezession gerutscht. Als strukturelle Faktoren nannte Hatz hohe Energiepreise, Bürokratie, hohe Lohnzusatzkosten sowie eine im internationalen Vergleich hohe Unternehmensbesteuerung.

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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