Handelsverband
Einzelhändler rechnen mit stabilem Weihnachtsgeschäft
MÜNCHEN (dpa) - Im bayerischen Einzelhandel ist die Freude über das laufende Weihnachtsgeschäft verhalten. Der Handelsverband Bayern (HBE) erwartet für November und Dezember zwar nominal einen Anstieg der Umsätze um zwei Prozent auf 14,3 Milliarden Euro. Inflationsbereinigt sei das aber ein Minus von fünf Prozent gegenüber dem vergangenen Jahr. «Die Erwartungen der Händler sind durchwachsen», sagte Hauptgeschäftsführer Wolfgang Puff am Donnerstag in München.
«Bei den Kunden wie auch bei den Händlern herrscht angesichts der aktuellen Lage große Verunsicherung», sagte HBE-Präsident Ernst Läuger. Inflation, hohe Energiepreise und Konjunkturflaute bremsen die Kaufbereitschaft der Verbraucher. Das trifft besonders den Online-Handel: Nach zwölf Jahren stetiger Zuwächse stagnieren die Umsätze plötzlich - preisbereinigt erwartet der Verband sogar ein «ein Minus von vier Prozent.»
Der zum Weihnachtsgeschäft zählende Umsatz am Black Friday und Cyber Monday dürfte heuer sogar nominal um drei Prozent sinken von 930 auf 900 Millionen Euro, sagte Puff. Nicht nur die Online-Händler, sondern auch die Läden vor Ort gewährten inzwischen Black-Friday-Rabatte. «Die Händler sind hybrid geworden, wie die Kunden.» Im Durchschnitt liege der Preisnachlass bei etwa 6 Prozent.
Auf der anderen Seite spürten die Geschäfte vor Ort mehr Lust auf Einkäufe in der Stadt, sagte Läuger. In Nürnberg und einigen anderen Städten sei die Kundenfrequenz sogar höher als vor den Corona-Jahren. Auch das Wetter scheint mitzuspielen: Bei Kälte schmeckt der Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt besser, und die Nachfrage nach warmer Winterkleidung steigt.
Jeder Mensch in Bayern dürfte im Weihnachtsgeschäft im Durchschnitt 528 Euro ausgeben, sagte Puff. Dazu zählt der HBE die Umsätze im November und Dezember, einschließlich der Ausgaben für Lebensmittel und die Online-Einkäufe in Höhe von etwa 2,6 Milliarden Euro.
«Wir machen je nach Branche ein Viertel bis ein Drittel des Jahresumsatzes im Weihnachtsgeschäft» ab Anfang November, sagte Puff. Nachdem das Geschäft in den vergangenen elf Monaten stabil geblieben sei, dürfte das auch bis Silvester so weiterlaufen, sagte Läuger.
Die Lager der Läden vor Ort seien voll. Nur bei Lebensmitteln könnte das ein oder andere Produkt nicht verfügbar sein wegen des Preiskampfes zwischen den Markenartikel-Herstellern und Einzelhändlern wie Edeka, sagte der Verbandspräsident. Auch Streiks von Beschäftigten im Groß- und Einzelhandel seien hie und da im Angebot spürbar. Die Tarifverhandlungen zwischen den Arbeitgebern und der Gewerkschaft Verdi sind festgefahren, dieses Jahr gibt es keine weiteren Verhandlungsrunden mehr.
Ein Drittel der Geschenke unter dem Christbaum dürften Gutscheine und Geldgeschenke sein - Tendenz weiter steigend, sagte Verbandssprecher Bernd Ohlmann. Deshalb sinke die Umtauschquote. Nach Weihnachten seien die Geschäfte dennoch nicht leer, weil viele Beschenkte ihre Gutscheine einlösten. Auf den Einkaufslisten weit oben stünden auch Bücher, Schreibwaren, Uhren, Schmuck, Spielwaren, Sportartikel und warme Winterbekleidung.
Der Schrobenhausener Spielwarenhändler Christian Krömer, der 19 Läden in Bayern betreibt, sagte: «Wir sind für das stationäre Geschäft sehr zuversichtlich». In den beiden Corona-Jahren hätten viele Erwachsene das Spielen wiederentdeckt, und nach Corona kämen wieder mehr Menschen in die Geschäfte vor Ort. Schwächer als erwartet laufe dagegen der Online-Versand.
Laut HBE beschäftigen die knapp 60.000 bayerischen Einzelhandelsunternehmen 320.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und erwirtschaften jährlich 71,5 Milliarden Euro Umsatz.
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