Stadt in Mittelfranken übernimmt Versorgung
Erste kommunale Bäckerei in Bayern
WOLFRAMS-ESCHENBACH (dpa/lby) - Brot, Brötchen und Kuchen - das verkauft die Stadt Wolframs-Eschenbach jetzt in einer kommunalen Bäckerei selbst. In Bayern ist das einmalig. Zwei Jahre lang stand die einzige Bäckerei in dem rund 3200 Einwohner zählenden Ort im Landkreis Ansbach leer. "Wir haben alles probiert, um jemanden als Nachfolger zu finden", sagte der Erste Bürgermeister Michael Dörr von der Liste CSU/Unabhängige Bürger zur Eröffnung. Deshalb übernahm nun die Stadt die Bäckerei.
Wer in Wolframs-Eschenbach bislang frische Brötchen haben wollte, musste in den Nachbarort fahren oder sich mit den Backwaren aus dem Discount-Supermarkt am Stadtrand begnügen. Damit wollte sich Dörr nicht zufrieden geben: "Wir brauchen eine Bäckerei im Ort." Viele Bürgerinnen und Bürger hätten sich das gewünscht - und auch die Touristen, die mit 30 000 Übernachtungen im vergangenen Jahr für Wolframs-Eschenbach eine wichtige Rolle spielten. Gut 50 000 Euro hat die mittelfränkische Stadt deshalb in die Hand genommen, um die alte Bäckerei umzubauen und einzurichten.
Wolframs-Eschenbach ist in Deutschland nicht der einzige Ort, wo Bäcker aufgeben und sich kein Nachfolger findet. Dem Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks zufolge sank die Zahl der Handwerksbäckereien von rund 13 600 im Jahr 2012 auf fast 10 500 im vergangenen Jahr.
Dass dann eine Kommune einspringe, sei in Bayern ein absoluter Einzelfall, sagte der Direktor des bayerischen Gemeindetags, Wilfried Schober. Er sieht das Ganze kritisch: "Die Versorgung der Bevölkerung mit Backwaren zählt nicht zur Daseinsvorsorge." Nur in Ausnahmen könne es infrage kommen, dass eine Kommune zum Beispiel einen Dorfladen betreibe. "Die Öffentliche Hand hat sich aber grundsätzlich aus dem privaten Wirtschaftsleben herauszuhalten", betonte er.
Dörr sieht das anders. Auch die Kommunalaufsicht habe grünes Licht für das Vorhaben gegeben, sagte er. Mit kommunalen Unternehmen hat die Stadt Wolframs-Eschenbach schon einige Erfahrungen gesammelt. Acht kommunale Unternehmen zählt sie inzwischen, unter anderem betreibt sie eine Postfiliale, was es auch in anderen Orten in Deutschland gibt.
Dörr ist zuversichtlich, dass sich die Ausgaben für die Bäckerei auszahlen werden. "Die Planung ist, dass wir nach dreieinhalb Jahren schon ins Plus kommen", sagte er. Der Verkauf von Backwaren allein wird sich seiner Ansicht nach nicht rentieren. An die Bäckerei ist deshalb ein Café angeschlossen, das demnächst auch Frühstück anbieten soll. Brötchen, Brot und Kuchen backt die Stadt allerdings nicht selbst. Diese kommen von einer Bäckerei im acht Kilometer entfernten Neuendettelsau.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.