Dörfer wurden evakuiert ++ Waldbrände
Feuerinferno auf Truppenübungsplatz mit Weltkriegsmunition
LÜBTHEEN/HAGENOW (dpa) - Meterhohe Flammen steigen zwischen den Baumwipfeln auf, während ein Löschfahrzeug durch das Waldgebiet fährt. Die Bilder von den beiden großen Waldbränden im Südwesten Mecklenburg-Vorpommerns wirken dramatisch, nach einer relativ ruhigen Nacht hat sich die Lage nun teilweise wieder verschärft.
Auf dem mit Weltkriegsmunition belasteten ehemaligen Truppenübungsplatz bei Lübtheen waren am Dienstagvormittag mehrere Explosionen in der Nähe der geräumten Ortschaft Volzrade zu hören. Im zweiten großen Waldbrandgebiet bei Hagenow hat sich das Feuer nach Behördenangaben über Nacht von 35 auf 45 Hektar ausgedehnt. Die Brände in dem nordöstlichen Bundesland hatten am späten Montagabend eine Ausdehnung von rund 100 Hektar bei Lübtheen und 35 Hektar bei Hagenow erreicht.
Auch im Taunus brennt es
Auch in anderen Regionen Deutschlands kämpften Feuerwehrleute am Dienstag gegen die Flammen in Waldbrandgebieten. Der am Montag in Hessen ausgebrochene Waldbrand soll nach Angaben des Hochtaunuskreises nun «kontrolliert abbrennen». Mittlerweile seien rund vier Hektar Land von dem Feuer betroffen, sagte eine Sprecherin am Dienstag. Rund 200 Einsatzkräfte der Feuerwehr seien seit 7.00 Uhr morgens wieder vor Ort in dem unwegsamen Gelände. Das Feuer war am Montagnachmittag nordwestlich von Frankfurt an dem Berg Altkönig ausgebrochen.
Das Feuer im Waldbrandgebiet Jüterbög südlich von Berlin ist am Montagabend indes erneut aufgeflammt. Wie die Leiterin des Jüterboger Ordnungsamts, Christiane Lindner-Klopsch, am Dienstag sagte, brennen ungefähr zwei Hektar, die noch mehrere Hundert Meter von einem Schutzstreifen am Rande des Brandgebiets entfernt liegen. Erst wenn das Feuer auf die Schutzstreifen zulaufe, könne von dort aus gelöscht werden. Das Brandgebiet selbst können die Feuerwehrkräfte nicht betreten, weil auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz noch viel Munition im Boden steckt. Das Feuer in Jüterbog war Ende Mai erstmals ausgebrochen. Nachdem zwischenzeitlich eine Großschadenslage ausgerufen worden war, wurde diese am Sonntag wieder aufgehoben.
Am Dienstagmorgen machte sich Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) in Lübtheen ein Bild von der Lage. Die SPD-Politikerin zeigte sich bedrückt von dem Großfeuer und lobte die Einsatzkräfte für ihre Arbeit. Die Löscharbeiten seien ein gewaltiger Kraftakt, sagte sie. «Alles läuft Hand in Hand.»
Der Ortsteil Volzrade ist evakuiert
Das Feuer nahe Lübtheen sei auch nicht weiter an den gefährdeten Ort Volzrade, einen Ortsteil von Lübtheen, herangerückt, sagte der Sprecher des Landkreises. Am späten Abend standen die Flammen rund 800 Meter vor der Ortschaft, die evakuiert wurde. Die rund 160 Einwohner mussten die Nacht bei Freunden, Verwandten oder in der Turnhalle der Kleinstadt verbringen. Auf Bildern war zu sehen, wie Rauch durch die Ortschaft zog und der wenige Meter von den Häusern entfernte Waldrand mit spezieller Bewässerungstechnik bespritzt wurde.
Wie lange die Evakuierung in dem Ort bestehen bleibe, werde am Morgen entschieden, sagte Landrat Stefan Sternberg (SPD) in der Nacht in einem Video auf der Facebook-Seite des Landkreises. Sternbergs Angaben zufolge waren auch Löschhubschrauber sowie für Hagenow ein Räumpanzer angefordert worden.
Die beiden größeren Brände waren auf ehemaligen Militärgeländen am Montagnachmittag in kurzer Folge ausgebrochen und hatten sich, begünstigt von böigem Wind, rasch ausgebreitet. Beide Bereiche sind munitionsbelastet. Die Polizei warnte vor dem Betreten der Waldgebiete aufgrund der Munitionsbelastung und der sich daraus ergebenden Explosionsgefahr. Zudem forderte sie dazu auf, Wege für Einsatzfahrzeuge unbedingt frei zu halten und nicht zu blockieren.
Auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Lübtheen hatte bereits 2019 der bis dahin größte Waldbrand in der Geschichte Mecklenburg-Vorpommerns auf fast 1000 Hektar gewütet.
Der Waldbrandgefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zeigt seit Tagen alarmierende rote bis dunkelrote Flecken auf der Deutschlandkarte. Besonders groß ist die Gefahr im Nordosten, wo an vielen Orten die höchste Warnstufe fünf gilt.
Von Iris Leithold und Taylan Gökalp, dpa
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