Zwei Drittel der Betriebe haben Existenzangst
Franken Tourismus auf dem Weg aus der Corona-Krise
NÜRNBERG (pm/nf) - Nachhaltigkeit und digitale Sichtbarkeit: Unter diesen Schlagworten stand das Jahrespressegespräch des Tourismusverbandes Franken. Thomas Bold, Landrat des Landkreises Bad Kissingen, stellte als Vorsitzender die aktuellen Schwerpunkte vor und blickte zudem auf das vergangene Jahr zurück, das erneut von Corona geprägt war – doch im Gegensatz zu anderen bayerischen Regionen verzeichnet Franken hier bei den Gästeübernachtungen ein deutliches Plus.
Allerdings gestaltete sich der Start ins touristische Jahr 2021 durchaus schwierig: „Aufgrund des monatelangen Lockdowns und den damit verbundenen Schließungen waren touristische Angebote und Aktivitäten erst ab Mai 2021 möglich“, blickte Thomas Bold zurück. Auch nach dem Lockdown bremste Corona den Tourismus aus: mit Reisebeschränkungen, der Absage von Großveranstaltungen sowie mit Messen und Kongresse, die meist nur digital stattfinden konnten. „Das Ergebnis ist Planungsunsicherheit sowohl auf Seiten der Gäste als auch der Gastgeber“, stellte Bold fest. „Dazu kommt bei letzteren ein starker Fachkräftemangel, für den Corona wie ein Brandbeschleuniger gewirkt hat. Diese personelle Lücke zu füllen ist eine große Herausforderung.“ In diesem Zuge dankte Thomas Bold der fränkischen Gastronomie, der Hotellerie und den touristischen Anbietern, dass sie sich immer wieder auf neue Vorgaben eingestellt und diese in den laufenden Betrieb integriert haben. Durch die dramatischen Einschnitte haben 2/3 der Betriebe Existenzängste, besonders schwer war und ist die Situation auch für die Brauereien.
Dem ließ Thomas Bold konkrete Zahlen folgen: Von Januar bis Dezember 2021 besuchten rund 5,4 Millionen Gäste Franken und damit 2,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Übernachtungen liegen bei rund 14,3 Millionen. Dies bedeutet ein Plus von 7,0 Prozent. Auch in den 16 fränkischen Ferienlandschaften, die 2020 Rückgänge von bis zu 50 Prozent bei den Übernachtungen verkraften mussten, geht es nun zum Teil wieder vorsichtig aufwärts. Die meisten Zuwächse haben bei den Ankünften der Frankenwald mit 10,3 Prozent und bei den Übernachtungen das Romantische Franken mit 17,2 Prozent. „Ein Marktsegment, das erneut stark unter Corona zu leiden hatte, war der Städtetourismus“, führte der Vorsitzende weiter aus. So schwanken bei den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft „Die Fränkischen Städte“ die Übernachtungen zwischen Minus 0,3 Prozent in Nürnberg und Plus 56,6 Prozent in Kulmbach. Ebenfalls massiv betroffen waren die fränkischen Heilbäder und Kurorte.
Deutlich über dem gesamt-bayerischen Schnitt
Bold zeigte sich zuversichtlich, dass der fränkische Tourismus mittelfristig wieder zu seiner alten Stärke zurückfinden wird. Dem geben die gesamt-bayerischen Zahlen recht: Franken zeigt sowohl bei den Übernachtungen als auch bei den Ankünften ein klares Plus auf. Und nicht nur das: In beiden Bereichen liegt Franken deutlich über dem gesamtbayerischen Schnitt und belegt bei den Zuwachsraten im Vergleich mit den anderen drei bayerischen Regionen sogar den ersten Platz!
„Typisch Franken?“: Jahreshöhepunkte 2022
- Als Höhepunkte für das laufende Jahr präsentierte Bold die Bayerische Landesausstellung „Typisch Franken?“, die von 25. Mai bis 6. November 2022 in der Ansbacher Orangerie stattfindet.
- Einem künstlerischen Jubiläum widmet sich Bamberg. Die Stadt feiert „200 Jahre E.T.A. Hoffmann“ und damit einen herausragenden Komponisten, Zeichner und Schriftsteller der „Dunklen Romantik“, der von 1808 bis 1813 in Bamberg lebte.
- Weitere Glanzpunkte sind die 125. „Kinderzeche“ in Dinkelsbühl sowie die Eröffnung des „Christian Schad Museums“ in Aschaffenburg.
Zu den fränkischen Kultur-Schwerpunkten gehört weiterhin das Jubiläum „550 Jahre Cranach der Ältere“. Cranach wurde 1472 im fränkischen Kronach geboren und zählt neben Albrecht Dürer zu den größten Malern der deutschen Renaissance. Als enger Freund und Porträtist von Martin Luther war er zudem ein wichtiger Wegbegleiter der Reformation. Im Jubiläumsjahr begegnet man ihm bei Ausstellungen und Führungen in Kronach, Coburg, Aschaffenburg und Nürnberg.
Als äußerst wichtig bezeichnete Thomas Bold den Ausbau der digitalen Angebote, die der Tourismusverband bereits seit Jahren forciert. Sehr gute Erfahrungen habe der Tourismusverband außerdem in der Zusammenarbeit mit Bloggern sowie mit InstaMeets gemacht, von denen 2022 weitere geplant sind. Auch die Web-Auftritte des Verbandes wurden einer Frischekur unterzogen: Bereits abgeschlossen ist der Relaunch der Website zum MainRadweg, weitere Websites folgen. Aufbauend auf den digitalen Angeboten Frankens werden außerdem seit 2021 auf www.frankentourismus.de digitale Touren präsentiert: Sie verknüpfen die Reiseplanung mit virtuellen Angeboten der Verbandsmitglieder und machen somit Appetit auf das reale Erlebnis. Auch dieses Angebot wird weiter ausgebaut. Sehr produktiv erweist sich der Tourismusverband Franken bei hochwertigem Video- Inhalt für Plattformen wie YouTube.
Auf den Komplex Nachhaltigkeit und Regionalität ging Bold gesondert ein: „Diese beiden Themen sind der rote Faden unserer Arbeit im Jahr 2022 und darüber hinaus!“ Gestützt wird das Engagement des Tourismusverbandes Franken von den Ergebnissen eines Forschungsprojekts der Katholischen Universität Eichstätt- Ingolstadt. Demnach wird die Nachhaltigkeit für den Gast weiter an Bedeutung gewinnen.
Mehr Infos und digitale Angebote:
www.frankentourismus.de
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