Studie ++ Mehr Zeit am Bildschirm, weniger natürliches Licht
Lockdown-Augen: Werden unsere Kinder immer kurzsichtiger?

Foto:  © ohishiftl/stock.adobe.com/Symbolbild

REGION (DGP/pm/nf) - Führt die lange Zeit zu Hause aufgrund von Lockdown und Kontaktsperren wegen der Coronavirus-Pandemie zu mehr Kurzsichtigkeit bei Kindern? Dies untersuchte nun eine Querschnittsstudie, in der 194.904 Photoscreening-Tests mit 123.535 Kindern durchgeführt wurden. Dabei zeigte sich eine stärkere Kurzsichtigkeit besonders bei Kindern zwischen 6 und 8 Jahren. Generell erhöhte sich die Rate von Myopie (Kurzsichigkeit)  im Jahr 2020 im Vergleich zu den fünf vorherigen Jahren messbar.

Während aufgrund der Pandemie weniger Zeit in der Schule und kaum Zeit draußen mit Freunden verbracht werden kann, sind viele Kinder deutlich häufiger in ihren Zimmern anzutreffen. Freunde treffen, Großeltern sehen, sogar Schulunterricht – all dies findet derzeit viel öfter digital statt, als in einer dreidimensionalen Welt mit natürlichem Licht und komplexen Ansprüchen an unser Sehsystem.

Lockdown und Kontaktsperre: Mehr Zeit am Bildschirm, weniger natürliches Licht

Die Augen der Kinder wurden mit einem Photorefraktor untersucht. Das Gerät basiert auf dem Prinzip, dass Licht, das in unsere Augen hineingeleuchtet wird, teils wieder reflektiert wird und mittels einer Kamera aufgezeichnet werden kann. Je nachdem, wo der Fokuspunkt der Augenlinse liegt, wird das Licht umgekehrt oder in der gleichen Richtung widergespiegelt – stellt man sich einen Baum vor, der als Licht ins Auge fällt, wird dieser also je nachdem, wo die Linse das Bild scharf abbildet, mal korrekt oder mit der Baumkrone nach unten zurückgegeben. Das Testgerät kann daraus ermitteln, ob und in welcher Weise das Auge fehlsichtig ist.

123.535 Kinder wurden in die Studie aufgenommen, davon 64 335 (52,1 %) Jungen. Insgesamt 194.904 Testergebnisse (389.808 Augen) wurden analysiert. Dabei zeigte sich ein substantieller, myopischer Shift, also eine stärkere Kurzsichtigkeit von -0,32 Dioptrien (6-Jährige), von -0,28 Dioptrien (7-Jährige) und -0,29 Dioptrie (8-Jährige) bei jüngeren Schulkindern im Jahr 2020 verglichen mit den Jahren 2015 – 2019. Die Prävalenz von Myopie erhöhte sich im Jahr 2020 im Vergleich zu den 5 vorherigen Jahren um den Faktor 1,4 – 3:

6-Jährige: 21,5 % in 2020 vs. 5,7 % in den Vorjahren
7-Jährige: 26,2 % in 2020 vs. 16,2 %
8-Jährige: 37,2 % in 2020 vs. 27,7 %

Die Differenzen in Fehlsichtigkeit und Prävalenz der Myopie waren dagegen nur minimal bei Kindern zwischen 9 und 13 Jahren, berichten die Autoren.
Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass sich in der gestiegenen Zeit zuhause wegen der Pandemie die Fehlsichtigkeit bei Kindern deutlich in Richtung Kurzsichtigkeit verschlechtert hat. Dies zeigte sich besonders bei jüngeren Kindern zwischen 6 und 8 Jahren, deren Augen sich in einer wichtigen Phase der Entwicklung befinden und daher eventuell noch empfindlicher auf Veränderungen in ihrer Umwelt reagieren als ältere Kinder. Die Forscher planen, die Studie fortzuführen und damit zu untersuchen, ob die gefundenen Kollateralschäden der Pandemie auf das Sehvermögen der Kinder permanent oder reversibel ist.

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Autoren
Original Titel: Progression of Myopia in School-Aged Children After COVID-19 Home Confinement

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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