Bayerische Unternehmen wandern ab
Mittelstands-Union: Deutschland rast in die Rezession!
MÜNCHEN (dpa/lby/nf) - Die rasant gestiegenen Energiepreise werden nach Befürchtung des Industrie- und Handelskammertags (BIHK) viele bayerische Unternehmen ins Ausland treiben. In dem am Donnerstag veröffentlichten alljährlichen Energiewendebarometer des Verbands erklärten demnach 44 Prozent der 500 befragten bayerischen Firmen, dass sie in Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig seien.
In der Industrie waren es demnach 63 Prozent. «Unser Wirtschaftsstandort ist in großer Gefahr», warnte BIHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl in der «Alarmstufe Rot» betitelten Mitteilung. Die Deindustrialisierung sei bereits im Gange.
Kein Geld für Klimaschutz, Forschung und Entwicklung
Unmittelbare Folge ist laut BIHK zunächst, dass viele Firmen ihre Investitionen einfrieren: Mehr als ein Viertel der bayerischen Betriebe investiere der Befragung zufolge vorerst nicht mehr in die Aufrechterhaltung des eigenen Kerngeschäfts. Knapp ein Fünftel stellt demnach die Investitionen in den Klimaschutz ein und 14 Prozent geben keine Gelder mehr für Forschung und Entwicklung aus.
Befragt wurden die Unternehmen bereits im Juni und Juli, so dass die Ergebnisse nicht ganz aktuell sind. Doch sind die Energiepreise in der Zwischenzeit weiter gestiegen.
Mittelstands-Union: "So fahren wir gegen die Wand"
Das Statistische Bundesamt hat die Erzeugerpreise für gewerbliche Produkte vermeldet. Der Bezirksvorsitzende der Mittelstands-Union der CSU (MU) Robert Pfeffer erklärt dazu: „Die Erzeugerpreise sind um 45,8 Prozent gestiegen. Das hat eine historische Dimension. Seit 1949 wird diese Statistik geführt. Noch nie gab es eine größere Kostenexplosion. Allein gegenüber dem Vormonat stiegen die Kosten um 7,9 Prozent. Auch das ist ein neuer trauriger Rekord. Die Zahlen belegen: zuerst Inflation, jetzt Stagflation. Deutschland rast in die Rezession. Und die Ampel sieht zu. Zögert. Verschleppt. Streitet.“
Hauptverantwortlich für den Anstieg der gewerblichen Erzeugerpreise ist laut Statistischem Bundesamt die Preisentwicklung bei Energie. Die Energiepreise lagen im August 2022 im Durchschnitt 139,0 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Allein gegenüber Juli 2022 stiegen diese Preise um 20,4 Prozent. Den höchsten Einfluss auf die Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahr bei Energie hatten die Preissteigerungen für elektrischen Strom mit einem Plus von 174,9 Prozent. Pfeffer: „Zahlen lügen nicht. Wann wird die Ampel endlich wach? Die Ampel muss endlich handeln. Das Energieangebot muss sofort ausgeweitet werden. Was ans Netz kann, muss ans Netz - Biogas, Kernkraft, Kohle. Gas- und Strompreis müssen gedeckelt werden. Es darf nicht sein, dass Energieerzeuger derzeit die Gewinne ihres Lebens machen und der Rest fährt gegen die Wand.“
Zur umgehenden Entlastung des Mittelstands fordert die MU zudem eine sofortige Senkung der Energiesteuern auf Erdgas, Strom, Heizöl und Flüssiggas. Allein bei Strom sind die Belastungen in Deutschland durch die Stromsteuer für Unternehmen 40-mal so hoch wie diese laut der EU-Vorgabe sein müssten, bei privaten Haushalten 20-mal so hoch.
Betriebsrisiko
Auch Vorleistungsgüter waren im August 2022 um 17,5 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. Vor allem Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen wurden teurer. Ebenso wie chemische Grund-stoffe, Düngemittel und Stickstoffverbindungen. Pfeffer zieht Bilanz: „Unsere Betriebe müssen sich entscheiden: Geben sie die horrenden Erzeugerkosten an die Kunden weiter und befeuern damit die Inflation? Können sie es überhaupt noch? Oder riskieren sie den eigenen Ruin? Entlastungen für die Wirtschaft hat die Bundesregierung noch immer nicht auf den Weg gebracht. Die Untätigkeit der Ampel wird für alle zum Betriebsrisiko.“
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