Polen & Bulgarien: Gründe für den Erdgas-Stopp
Nord Stream 1: Dreht uns Putin jetzt auch den Gashahn zu?

Erst Polen, dann Bulgarien: Russland stellt die Lieferungen von wichtigen Rohstoffen ein.  | Foto: Sergei Grits/AP/dpa
  • Erst Polen, dann Bulgarien: Russland stellt die Lieferungen von wichtigen Rohstoffen ein.
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SOFIA (dpa) - Polen und Bulgarien sollen kein Erdgas aus Russland mehr bekommen. Das Energieministerium in Sofia bestätigte, dass das bulgarische Erdgasversorgungsunternehmen Bulgargas eine entsprechende Mitteilung von Gazprom erhalten habe.

Kurz zuvor hatten die Regierung in Warschau und der polnische Erdgaskonzern PGNiG mitgeteilt, dass ab Mittwoch keine russischen Gaslieferungen an Polen mehr erfolgen. Direkte Auswirkungen auf die deutsche Versorgungssicherheit haben diese Schritte wohl nicht.

Die Versorgungssicherheit in Deutschland sei derzeit weiter gewährleistet, sagte eine Sprecherin von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nach der Nachricht aus Polen. «Wir beobachten die Lage genau.»

Ab sofort werde das russische Gas zwar nicht mehr durch die Jamal-Pipeline nach Polen fließen, sagte Polens Klimaministerin Anna Moskwa. Nach Deutschland fließt über die Jamal-Pipeline aber meistens kein Gas aus Russland, wie aus Daten der Bundesnetzagentur hervorgeht. Auch für Polen sind die Auswirkungen des Lieferstopps nach Angaben aus Warschau gering. «Wir sind auf eine vollständige Einstellung der russischen Rohstofflieferungen vorbereitet». Seit den ersten Tagen des Ukraine-Krieges habe ihr Land erklärt, dass es bereit sei für eine vollständige Unabhängigkeit von russischen Rohstoffen.

Deutschland bekommt Gas über Nord Stream 1

Der Bevollmächtigte der polnischen Regierung für strategische Energieinfrastruktur, Piotr Naimski, versicherte, dass nach Deutschland weiter Gas über Nord Stream 1 fließe. Und alle Gaskunden in Polen würden den Rohstoff weiter auf dem bisherigen Niveau erhalten.

Auch Bulgarien habe Schritte zur alternativen Gasversorgung unternommen, teilte das Energieministerium in Sofia mit. Vorerst sei keine Begrenzung des Gasverbrauchs notwendig, hieß es weiter.

Bulgarien habe seine Verpflichtungen «vollkommen erfüllt» und alle Zahlungen «rechtzeitig und strikt» getätigt, die der laufende Vertrag erfordert, heißt es in der Mitteilung des Energieministeriums. Allerdings berichtet das bulgarische Onlineportal Mediapool, dass die Gaszahlung vom 18. April für Mai auf die bisher übliche Weise erfolgt sei, und nicht wie von Gazprom gefordert, über zwei neu eröffnete Konten bei der Gazprom-Bank - in Dollar und in Rubel. Auch Polen will Erdgas nicht wie von Russland gefordert über diese Kontenlösung in Rubel bezahlen.

Putin fordert Zahlungen für Gas in Rubel

Ende März hatte Kremlchef Wladimir Putin gefordert, dass mit Wirkung zum 1. April westliche Staaten Konten bei der Gazprom-Bank eröffnen müssen, um russische Gaslieferungen zu bezahlen. Andernfalls würden die Lieferungen für die «unfreundlichen» Länder eingestellt. Nach einem von Putin unterzeichneten Dekret können die Zahlungen weiter in Euro oder Dollar auf das russische Konto eingezahlt werden. Die Gazprombank konvertiert das Geld in Rubel und überweist den Betrag in der russischen Währung an Gazprom. Bei einem Ausbleiben der Zahlungen würden die Lieferungen eingestellt, hatte Putin gedroht.

Bulgariens Ministerpräsident Kiril Petkow hatte vor der jüngsten Nachricht aus Russland, dass kein Gas mehr nach Bulgarien fließen solle, angekündigt, dass eine bulgarische Regierungsdelegation nach Kiew reise. Bulgarien ist seit 2007 EU-Mitglied, ist aber noch immer fast komplett von Erdgaslieferungen aus Russland abhängig. Ein Anschluss an das Gasnetz des benachbarten Griechenland soll im Juni fertig sein. Dadurch will das EU-Land seine Lieferquellen für Gas diversifizieren und Gas auch aus anderen Ländern beziehen.

Ein Gasspeicher bei Tschiren im Nordwesten Bulgariens soll nach Informationen von Anfang April zu 20 Prozent voll sein, berichtete das bulgarische Staatsradio ohne konkrete Zahlen zu nennen.

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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