Tech-Milliardär und Tochter an Bord
UPDATE 4: Luxusjacht sinkt im Tornado vor Sizilien: Vorwürfe gegen den Kapitän

Taucher suchen nach Opfern. | Foto: Salvatore Cavalli/AP/dpa
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UPDATE 4:

  • Vier Tage nach dem Untergang der «Bayesian» sind alle Toten gefunden - auch die Tochter des Milliardärs Mike Lynch. 
  • Inzwischen mehren sich die Vorwürfe gegen den Kapitän.

Palermo (dpa) - Nach dem Untergang einer Luxusjacht vor der italienischen Mittelmeerinsel Sizilien sind nun alle Todesopfer gefunden worden. Als Letztes wurde nach vier Tagen Suche der Leichnam der 18 Jahre alten Tochter des britischen Milliardärs Mike Lynch gesichtet. Die Tote soll aus der «Bayesian» von Spezialtauchern aus 50 Metern Tiefe an die Oberfläche gebracht werden.

Zu den insgesamt sieben Todesopfern gehört auch der Software-Unternehmer selbst. Lynch, einer der reichsten Briten, wurde 59 Jahre alt. Seine Ehefrau, die ebenfalls an Bord war, gehört zu den 15 Überlebenden.

Der Milliardär wollte auf der Segeltour zusammen mit der Familie und reichen Freunden eigentlich feiern, dass er nach jahrelanger Auseinandersetzung um den Verkauf seiner Firma vor Gericht letztlich gewonnen hatte.

Inzwischen mehren sich wegen des Unglücks die Vorwürfe gegen den Kapitän des riesigen Segelboots, ein Neuseeländer.

Hintergrund: siehe unten.
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UPDATE 3: 22. August, 10.30 Uhr

  • Drei Tage nach dem Untergang der «Bayesian» vor Sizilien sind nahezu alle Todesopfer identifiziert. 
  • Nun wird noch nach der Tochter des Tech-Unternehmers gesucht.

Palermo (dpa) - Nach drei Tagen Suche besteht nun Gewissheit: Beim Untergang einer Luxusjacht vor der italienischen Mittelmeerinsel Sizilien ist auch der britische Milliardär Mike Lynch ums Leben gekommen.

Der Leichnam des 59-jährigen Unternehmers wurde von Spezialtauchern aus dem gesunkenen Segelboot an die Oberfläche gebracht. Gesucht wird nach Angaben der Rettungskräfte jetzt nur noch nach seiner 18 Jahre alten Tochter. Insgesamt kamen bei dem Unglück am Montag sieben Menschen ums Leben, darunter zwei mit Lynch befreundete Ehepaare. Der Milliardär wollte mit der Segeltour einen Freispruch vor Gericht feiern.

Der genaue Hergang des Unglücks ist bis heute nicht geklärt. Offensichtlich wurden Crew und Gäste vor dem Hafen von Porticello unweit der Inselhauptstadt Palermo von der Heftigkeit eines aufziehenden Unwetters überrascht. Die «Bayesian» befand sich nur etwa eine halbe Seemeile - etwa 900 Meter - entfernt vom Ufer.

Untergang binnen 60 Sekunden?

Vermutet wird, dass die 56 Meter lange Jacht von einer Monsterwelle erfasst wurde und nicht stabil genug im Wasser lag. Angeblich sank sie innerhalb von 60 Sekunden. Spekuliert wird über eine offen gelassene Luke oder ein falsch eingestelltes Schwert am Rumpf, mit dem der Tiefgang des Schiffes reguliert werden kann.

Mit Blick auf den Gründer von Microsoft wurde der Tech-Unternehmer in seiner Heimat gern als «britischer Bill Gates» bezeichnet. Lynch hatte die Softwarefirma Autonomy 2011 für elf Milliarden US-Dollar (aktuell fast zehn Milliarden Euro) an Hewlett-Packard verkauft - eines der schlimmsten Übernahme-Debakel im Silicon Valley.

Freispruch vor Gericht

Lynch und der frühere Finanzmanager Steve Chamberlain sollen den US-Konzern über den Zustand ihres Unternehmens getäuscht haben. Ein Geschworenengericht sprach die beiden jedoch frei. Chamberlain wurde vor wenigen Tagen beim Joggen tödlich von einem Auto erfasst.


Mehr Hintergründe - siehe unten!


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UPDATE 2: 22. August 

  • Drei Tage nach dem Untergang der «Bayesian» vor Sizilien sind nahezu alle Todesopfer geborgen. 
  • Eine Person wird weiter vermisst.

Palermo (dpa) - Nach dem Untergang einer Luxusjacht vor der italienischen Mittelmeerinsel Sizilien ist eine fünfte Leiche aus dem Inneren des Segelboots geborgen worden.

Spezialtaucher brachten den Körper aus der britischen Luxusjacht «Bayesian», die in 50 Metern Tiefe auf Grund liegt, an die Oberfläche. Zur Identität des Todesopfers machten die Behörden zunächst keine Angaben. Vermutlich handelt es sich um den britischen Milliardär Mike Lynch (59) oder dessen 18 Jahre alte Tochter.

Bei dem Unglück am Montag kamen insgesamt sieben Menschen ums Leben. Zuvor schon waren die Leichen des Schiffskochs sowie zwei tote Ehepaare geborgen worden. 15 Menschen haben den Untergang überlebt, darunter Lynchs Ehefrau. Offensichtlich hatten Crew und Gäste ein aufziehendes Unwetter nicht kommen sehen. Die «Bayesian» befand sich nur etwa eine halbe Seemeile - etwa 900 Meter - entfernt vom Ufer. Der genaue Hergang ist noch nicht geklärt.

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UPDATE: 21. August

  • Eine Luxusjacht sinkt vor Sizilien bei einem Sturm - sechs Menschen werden vermisst. Die Suche nach ihnen läuft auch Hochtouren. 
  • Wie ist der Stand?

Die Suche nach den sechs Vermissten läuft auch Hochtouren (Foto aktuell). | Foto: Salvatore Cavalli/AP/dp
  • Die Suche nach den sechs Vermissten läuft auch Hochtouren (Foto aktuell).
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Santa Flavia (dpa) - Nach dem Sinken einer Segeljacht vor der Küste Siziliens ist es den Spezialtauchern gelungen, in den Schiffsrumpf vorzudringen. Dafür mussten die auf Höhlen spezialisierten Taucher eine drei Zentimeter dicke Glasscheibe unter Wasser öffnen. Dies meldete die italienische Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf die Feuerwehr. Durch einen kleinen Spalt gelangten sie ins Innere der Luxusjacht «Bayesian», allerdings noch immer nicht in die Kabinen im Unterdeck, in denen die sechs Vermissten vermutet werden.

Das Wrack der etwa 50 Meter langen «Bayesian» befindet sich in einer Tiefe von 49 Metern auf dem Meeresgrund. Das Schiff liegt nach Angaben der Feuerwehr auf der Seite, was die Arbeiten unter Wasser erschwert. Am Dienstag konnten die Taucheinheiten der Feuerwehr bereits einige Räume unterhalb der Kommandobrücke untersuchen.

Die «Bayesian» war am frühen Montagmorgen bei einem schweren Unwetter mit starken Winden vor dem Hafen von Porticello unweit von Palermo untergegangen. An Bord waren insgesamt 22 Menschen. 15 Menschen konnten nach dem Unglück gerettet und an Land gebracht werden. Zunächst wurden sieben Menschen vermisst, später wurde eine Leiche im Wasser gefunden. Die Suche nach den sechs Vermissten läuft seitdem auf Hochtouren.

Bei den sechs Vermissten handelt es sich nach Behördenangaben um vier Briten sowie zwei US-amerikanische Staatsangehörige. Unter den Vermissten sind der britische Tech-Unternehmer Mike Lynch sowie seine Tochter. Zudem werden zwei Ehepaare vermisst.

Fall erinnert an «Costa Concordia»

Die Bergung der Passagiere ist so kompliziert, dass sie die Rettungskräfte an den Fall der «Costa Concordia» erinnert. Das Kreuzfahrtschiff war 2012 vor der Küste der Toskana gesunken. Damals waren 32 Menschen ums Leben gekommen. «Die "Bayesian" ist eine kleine "Concordia"», zitierten italienische Medien einen der beteiligten Rettungstaucher.

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Die Hintergründe

Santa Flavia (dpa) - Es sollte das «zweite Leben» von Mike Lynch werden. «Die Frage ist: Was stellt man damit an?», hatte der britische Tech-Unternehmer nach seinem völlig überraschenden Freispruch in einem Betrugsprozess in den USA sinniert. Nun wird Mike Lynch vermisst: Der 59-Jährige war an Bord der Luxusjacht «Bayesian», die in einem Sturm vor Sizilien sank.

Mike Lynch galt Boulevardmedien als «britischer Bill Gates». (Archivbild) | Foto: Yui Mok/PA Wire/dpa
  • Mike Lynch galt Boulevardmedien als «britischer Bill Gates». (Archivbild)
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Taucher suchen in rund 50 Metern Tiefe auch nach seiner 18-jährigen Tochter Hannah sowie nach vier weiteren Menschen, zwei Ehepaaren. 15 Passagiere wurden gerettet und eine Leiche gefunden, es soll sich um den Bordkoch handeln.

Überlebende berichten von dramatischen Szenen. «Im Wasser konnte ich meine Augen nicht offen halten. Ich rief um Hilfe, aber ich hörte nur die Schreie der anderen», erzählt eine Neuseeländerin namens Charlotte. Sie arbeitet für eine Kanzlei, die Lynch im Prozess vertreten hatte. Mit ihr an Bord war ihre einjährige Tochter: «Ich hielt sie mit all meiner Kraft über Wasser, streckte meine Arme nach oben, damit sie nicht ertrank.»

Die britische Boulevardzeitung «Daily Mirror» titelte: «Heldenmutter rettet Baby aus Meereshölle.» Auch der Partner der Frau überlebte, ebenso Lynchs Ehefrau. An Bord der «Bayesian» waren insgesamt 22 Menschen, zwölf Gäste und zehn Beschäftigte.

Der britische Botschafter in Italien, Ed Llewellyn, traf sich mit Überlebenden. Man tue alles, um sie in dieser «unglaublich traurigen und schwierigen Situation zu unterstützen und ihnen mit Kontakten zu den italienischen Behörden auf praktischer Ebene zu helfen», sagt er.

Lynch wurde in den USA freigesprochen

Lynch wird von Boulevardmedien in seiner Heimat als «britischer Bill Gates» bezeichnet. Er ist Mitgründer der Softwarefirma Autonomy, die 2011 für elf Milliarden US-Dollar (aktuell 9,94 Mrd Euro) an den US-Konzern Hewlett Packard verkauft wurde. Um diesen Deal drehte sich der Prozess in San Francisco.

Der Autonomy-Kauf gilt als eines der schlimmsten Übernahme-Debakel im Silicon Valley. Lynch und der frühere Finanz-Manager Steve Chamberlain - der ausgerechnet wenige Tage vor dem Schiffsunglück beim Joggen tödlich von einem Auto erfasst wurde - sollen Hewlett-Packard über den finanziellen Zustand des Unternehmens getäuscht haben. Doch die Geschworenen sahen es anders - und entschieden überraschend auf Freispruch.

Freunde und Unterstützer eingeladen

Lynch wollte offenbar seinen Prozesserfolg auf der Jacht feiern. Er lud Freunde und Unterstützer auf die «Bayesian» ein. Bei den Vermissten handelt es sich laut BBC um einen Finanz-Manager, der für Lynch aussagte, und einen Anwalt sowie deren Partnerinnen. Der Chef des Spezialversicherers Hiscox bestätigte, dass der Aufsichtsratsvorsitzende Jonathan Bloomer und dessen Frau vermisst würden.

Der Schiffsname würdigt den britischen Mathematiker Thomas Bayes (1701-1761), den Lynch in der Vergangenheit gelobt hatte. Die sogenannte Bayessche Inferenz gilt als Basis für die moderne Künstliche Intelligenz und die Computeranalyse.

Aber was als Party auf der Luxusjacht vor der malerischen Küste Siziliens begann, endete dramatisch. Das gewaltige Schiff lag in der Nacht zum Montag eine halbe Seemeile vor dem Hafen von Porticello vor Anker. Am frühen Morgen wurde die Nordküste Siziliens von einem schweren Unwetter mit starkem Wind heimgesucht. Ein sogenannter Wassertornado erfasste das Schiff. Bei diesem Wetterphänomen entstehen starke Bodenwirbel. Als die Wasserhose das Schiff erfasste, brach der 75 Meter hohe Mast.

Es ist unklar, wieso das Schiff bei den schwierigen Wetterverhältnissen eine halbe Seemeile vor der Küste vor Anker lag. «Wir haben es nicht kommen sehen», zitiert die Zeitung «La Repubblica» den Kapitän der «Bayesian». Er wird ebenfalls im Krankenhaus behandelt.

Es ging alles sehr schnell

Ersten Erkenntnissen der Behörde kenterte das Schiff unmittelbar danach. Offenkundig so schnell, dass sich nicht alle Passagiere aus ihren Kabinen im Unterdeck befreien konnte. Der deutsche Kapitän eines Schiffs in der Nähe, das den Überlebenden zu Hilfe kam und sie an Bord nahm, schilderte italienischen Medien das Unglück: «Zuerst kippte das Boot auf die Seite, und innerhalb weniger Minuten war es gesunken. Es ging alles sehr schnell.»

Die «Bayesian» wurde 2008 in der Werft Perini Navi in der Toskana gebaut, wie die Zeitung «La Repubblica» berichtet. Sie wurde renoviert und seit 2020 für Luxuskreuzfahrten genutzt. Das Schiff hat eine Länge von 56 Metern und ist 11 Meter breit. Die große Jacht bietet Platz für insgesamt zwölf Gäste in sechs Kabinen, darunter auch eine luxuriöse Master-Suite.

Schwierige Suche

Die Suche nach den Vermissten läuft indes unvermindert weiter. Sie gestaltet sich jedoch schwierig. Den vom italienischen Festland beorderten Spezialtauchern gelang es laut Feuerwehr zwar, in das Innere des Wracks vorzudringen und einige Räume unterhalb der Kommandobrücke zu untersuchen. Zahlreiche Hindernisse versperren ihnen jedoch den Weg, auch die Enge stellt sie vor Schwierigkeiten.

Die Taucherteams der Feuerwehr bestehen aus zwei spezialisierten Höhlentauchern, die zwölf Minuten in der Tiefe bleiben, bevor sie aufsteigen, und sich ständig mit einem weiteren Team abwechseln. Derzeit wird geprüft, das Wrack unter Wasser zu öffnen, um sich Zugang zu verschaffen. Der Zugang zu den Kabinen im Unterdeck, in denen die Vermissten vermutet werden, ist noch immer versperrt.

«Aufgrund der verstrichenen Zeit und der Umstände des Ereignisses ist es natürlich schwierig, sich vorzustellen, dass sich die Dinge zum Besten wenden. Aber wir geben natürlich nicht auf», sagte Vincenzo Zagarola von der Küstenwache im italienischen Radio.

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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