Steigende Mieten in bayerischen Städten
Anstrengungen für mehr bezahlbaren Wohnraum
Erneut sind die Mieten pro Quadratmeter in vielen bayerischen Städten im 5-Jahresvergleich um zweistellige Prozentsätze gestiegen. Davon ist nicht nur die Landeshauptstadt München betroffen, sondern auch in Fürth, Nürnberg oder Augsburg müssen Mieter inzwischen knapp 20 Prozent mehr als 2016 bezahlen. Grund für die Preisspirale am bayerischen Immobilienmarkt ist neben der hohen Nachfrage ebenfalls das begrenzte Angebot von Wohnraum in großen Städten. Doch es gibt vermehrt Anstrengungen der städtischen Politiker, zusätzliche Wohnungen für Mieter zur Verfügung zu stellen. Auf welche Programme Fürth oder Nürnberg für die nächsten Jahre setzen, um mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, schauen wir uns genauer an.
Stadtleben mit klaren Vorteilen gegenüber ländlichen Regionen
Die stark ansteigenden Mieten in bayerischen Städten und in anderen großen Gemeinden in der Bundesrepublik sind unter anderem auf die ungebrochene Nachfrage nach dem urbanen Leben zurückzuführen. Bisher gibt es keine Anzeichen dafür, dass die Landflucht durch die Corona-Krise nachgelassen hat und wieder mehr Menschen in ländliche Regionen ziehen. Die Gründe dafür sind vor allem beruflicher Natur, denn Industrie und Handel sind in der Regel in der Nähe von größeren Städten angesiedelt. Aber auch wer mit Erlaubnis des Arbeitgebers im Homeoffice arbeiten darf, weiß die Freizeitangebote und Aktivitäten in Fürth oder Nürnberg zu schätzen.
Mangel an Wohnraum lässt Gering- und Durchschnittsverdiener zurück
Die andere Seite des Problems ist das zu geringe Angebot, das in den bayerischen Städten zur Verfügung steht. Dabei ist nicht unbedingt die Anzahl von verfügbaren Wohnungen problematisch, denn freistehende Wohnungen in Nürnberg gibt es durchaus. Stattdessen geht es um deren Preis, Lage oder Größe. Für Familien sind 1-Zimmer-Wohnungen keine Alternative, selbst wenn die Mieten bezahlbar sind. Ebenso sind für Mieter mit geringen Einkommen nur Wohnungen erschwinglich, die innerhalb ihres Budgets liegen. Im Vergleich mit der steigenden Nachfrage wurde von den Städten nicht genug Wohnraum geschaffen, was die Preisspirale in Gang gesetzt hat. Seit einigen Jahren möchten die städtischen Politiker dieser Entwicklung entgegentreten und mehr bezahlbare Wohnungen in den Städten schaffen. Doch für eine Bewilligung von neuen Wohnprojekten müssen Bauherren zahlreiche bürokratische Hürden nehmen, wodurch die steigenden Mieten bisher nicht gestoppt werden konnten.
Wie möchten bayerische Städte mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen?
Bessere Nutzung von bestehenden Flächen
Das Problem in großen Städten ist nicht unbedingt ein Mangel an Raum, sondern vielmehr fehlende Wohnungen für Mieter. Deshalb versuchen zahlreiche Orte, verfügbare Flächen besser auszunutzen, damit mehr Wohngebäude Platz finden. Dabei geht es allerdings nicht um das Umwandeln von Grünarealen in Betongebäude, sondern vor allem um eine bessere Mischung zwischen Privat und Gewerbe. Ein Beispiel dafür ist der neue Büroturm in Fürth, der an die Stelle des ehemaligen Möbelhauses Höffner tritt. Angeschlossen an das Bürogebäude werden 160 Wohnungen gebaut, sodass keine strikte Abgrenzung zwischen Büro- und Wohnarealen mehr vorhanden ist. Beispielhaft ist der Büroturm auch für den Trend zum Bau in die Höhe, was hinsichtlich des Stadtbildes oft umstritten ist, aber den Bau von mehr Wohnungen ermöglichen kann.
Förderung für Geringverdiener bei der Miete
Die bayerischen Städte sind sich bewusst, dass für das urbane Leben Menschen aller Einkommensklassen unverzichtbar sind. Es werden Verkäufer/-innen, Friseure/Friseurinnen oder Reinigungskräfte benötigt, die einen wichtigen Teil zur Gesellschaft beitragen. Damit diese Berufsgruppen trotz schmaler Gehälter weiterhin bezahlbaren Wohnraum in den Städten finden, gibt es häufig Förderprogramme, die einen Mietzuschuss bieten. Dazu gehört der „Experimentelle Wohnungsbau“ des Bayerischen Staatsministeriums, der für das Projekt Westwinkel in Fürth je nach Einkommen bis zu 30 Prozent der Mieten fördert. Dadurch soll trotz steigender Preise weiterhin ein bezahlbares Wohnen in der bayerischen Stadt möglich sein.
Weniger Bürokratie für schnelleres Bauen
Ebenfalls erkannt wurde von den meisten Städten, dass unnötige Bürokratie den Bau von Wohnungen nicht verlangsamen darf, wenn man die Preisspirale stoppen möchte. Bereits 2015 wurde von Nürnberg ein Sonderprogramm für den Wohnungsbau ins Leben gerufen und auch der Freistaat möchte „schneller, einfacher und nachhaltiger bauen“. Deshalb setzen Städte und Landesregierung auf zahlreiche Erleichterungen für Bauherren, die mehr Anträge, geringere Baukosten und eine schnellere Bearbeitung ermöglichen sollen.
Anstrengungen der Städte für bezahlbares Wohnen müssen weitergehen
Nach der Bundestagswahl wird für die neue Bundesregierung das Thema „bezahlbares Wohnen“ wohl weit oben stehen. Darauf ruhen die Hoffnungen der bayerischen Städte, die sich mehr Unterstützung und Förderung von den Politikern aus Berlin wünschen. So fordert Florian Janik (SPD), Oberbürgermeister in Erlangen, ein generelles Vorkaufsrecht für Grundstücke durch die Stadt. Dadurch würde die öffentliche Hand mehr Flexibilität erhalten und könnte mehr Einfluss auf das Stadtbild ausüben. Priorität hätten dann nicht hohe Mieten, sondern bezahlbarer Wohnraum für neue Bürger.
Auswirkungen hat die Preisspirale vor allem auf Familien und ältere Menschen, wie der dritte Bürgermeister von Nürnberg, Christian Vogel, betont. Dies führt dazu, dass für Familien ein Leben in der Stadt finanziell zur Unmöglichkeit wird. Senioren müssten nach Jahrzehnten umziehen, weil die Mieten mit der Rente nicht mehr bezahlbar sind. Deshalb dürfen sich die Städte nicht auf dem Ausbau der Wohnungsbauprogramme ausruhen, sondern müssen weiterhin intensive Anstrengungen unternehmen, damit das Leben in der städtischen Metropolregion für alle Einkommensstufen erschwinglich bleibt.
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