Corona-Folgen für Herz, Lunge und Nieren
Risiko für Folgeerkrankungen: Gefährlicher als gedacht!
WISSENSCHAFT (dgp/nf) - Eine Datenbank-Analyse in den USA über 442.588 Personen mit Coronavirus-Infektion sowie 5.334.729 nicht-infizierte Personen zeigt, dass erneute Infektionen mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 das Risiko von Folgeerkrankungen für Betroffene akut und mindestens über ein halbes Jahr erhöhen. Erneut Infizierte versterben demnach häufiger, werden häufiger hospitalisiert und erleiden häufiger Erkrankungen, beispielsweise der Lunge, des Herz-Kreislaufsystems und der Nieren. Die Prävention von Infektionen spielt somit auch für Menschen eine große Rolle, die geimpft oder bereits zuvor mit dem neuen Coronavirus infiziert waren.
Die Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 ist mit einem erhöhten Risiko für akute und längerfristige (post-akute) Erkrankungen verschiedener Organsysteme, Krankenhauseinweisung und Versterben assoziiert. Bislang wurde gemutmaßt, dass eine vorherige Infektion einen gewissen Schutz bei erneuter Infektion (Reinfektion) darstellen könnte. Mittlerweile ist klar, dass sich der Immunschutz gegenüber einer Coronavirusinfektion - ob nach Infektion oder Impfung - nach wenigen Monaten reduziert. Unklar ist, wie sich Reinfektionen akut und post-akut auswirken. Dies untersuchten Wissenschaftler nun anhand nationaler Krankenversicherungsdatenbanken der USA (US Department of Veterans Affairs).
Die Autoren betrachteten Personen, die eine SARS-CoV-2-Infektion zwischen 1. März 2020 und 6. April 2022 erlitten, und analysierten aus dieser Gruppe Personen mit einer oder mehreren Reinfektionen. Eine Kontrollgruppe ohne bestätigte Coronavirus-Infektion wurde zum Vergleich herangezogen. Im Vergleich zu Personen ohne Reinfektion war das Risiko, zu versterben, für Menschen mit erneuter Infektion etwa um den Faktor 2 erhöht (Hazard Ratio, HR: 2,17; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,93 – 2,45). Das Risiko für Krankenhauseinweisung stieg bei Reinfektionen um mehr als das Dreifache (HR: 3,32; 95 % KI: 3,13 – 3,51).
Reinfizierte versterben zweimal häufiger
Im Vergleich zu Personen, die keine erneute Infektion erlitten hatten, kam es bei Menschen mit Reinfektion zu erhöhten Risiken in verschiedenen Organsystemen:
Lunge: HR: 3,54; 95 % KI: 3,29 – 3,82
Kardiovaskuläre Erkrankungen: HR: 3,02; 95 % KI: 2,80 – 3,26
Koagulation und hämatologische Erkrankungen: HR: 3,10; 95 % KI: 2,77 – 3,47
Fatigue: HR: 2,33; 95 % KI: 2,14 – 2,53
Gastrointestinale Erkrankungen: HR: 2,48; 95 % KI: 2,35 – 2,62
Nierenerkrankungen: HR: 3,55; 95 % KI: 3,18 – 3,97
Psychische Probleme: HR: 2,14; 95 % KI: 2,04 – 2,24
Diabetes: HR: 1,70; 95 % KI: 1,41 – 2,05
Muskuloskeletale Erkrankungen: HR: 1,64; 95 % KI: 1,49 – 1,80
Neurologische Erkrankungen: HR: 1,60; 95 % KI: 1,51 – 1,69
Unabhängig vom Impfstatus
Verglichen zur nicht-infizierten Kontrollgruppe war das Risiko bei Personen mit einer Infektion für mindestens eines der untersuchten gesundheitlichen Probleme um 37 % erhöht. Für Personen mit zwei Infektionen (d. h. einer Reinfektion) war das Risiko ungefähr verdoppelt, das höchste Risiko für gesundheitliche Folgen trugen die Personen, die dreimal oder öfter mit dem neuen Coronavirus infiziert wurden. Die Risiken traten unabhängig vom Impfstatus auf und waren am ausgeprägtesten in der akuten Phase der Infektion, waren jedoch post-akut anhaltend über 6 Monate erhöht.
Die Evidenz, basierend auf einer Datenbank mit vorwiegend älteren Männern, zeigt somit, dass Reinfektionen das Risiko von Folgeerkrankungen für Betroffene akut und mindestens über ein halbes Jahr erhöhen. Erneut Infizierte versterben demnach häufiger, werden häufiger hospitalisiert und erleiden häufiger Erkrankungen beispielsweise der Lunge, des Herz-Kreislaufsystems und der Nieren. Die Prävention von Infektionen spielt somit auch für Menschen eine große Rolle, die geimpft oder bereits zuvor mit dem neuen Coronavirus infiziert waren.
Original Titel:
Acute and postacute sequelae associated with SARS-CoV-2 reinfection
Autor:
Bowe B, Xie Y, Al-Aly Z. Acute and postacute sequelae associated with SARS-CoV-2 reinfection. Nat Med. 2022 Nov 10. doi: 10.1038/s41591-022-02051-3. Epub ahead of print. PMID: 36357676.
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