Über 42 Millionen Euro für die marode Zeppelintribüne
NÜRNBERG (nf) - Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat in seiner Bereinigungssitzung zum Haushalt 2018 Bundesmittel zur Erhaltung der Zeppelintribüne und des Zeppelinfeldes auf dem Reichsparteitagsgelände in Höhe von über 42 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. 800.000 Euro können bereits 2018 ausgegeben werden, weitere bis zu 41,75 Millionen Euro an Bundesmitteln können in den kommenden Jahren eingesetzt werden.
Über die Hintergründe informiert dieser MarktSpiegel-Beitrag mit Bildergalerie und Video zur Besichtigung von Zeppelintribüne und Zeppelinfeld des Nürnberger Stadtrates mit Kulturreferentin Prof. Dr. Julia Lehner und Baureferent Daniel F. Ulrich.
Ein entsprechender Beschluss ist am heutigen Mittwoch, 4. Juli 2018, mit der Verabschiedung des Haushalts der Bundeskanzlerin und des Bundeskanzleramts im Deutschen Bundestag erfolgt.
„Ich bin sehr froh über die Entscheidung des Parlaments. Das ist ein Riesenschritt auf dem Weg zur Instandsetzung der für die Geschichtsvermittlung bedeutsamen Bauten. Ganz offensichtlich haben unsere Konzepte zur Nutzung dieses besonderen Lernorts der Geschichte überzeugt“, erklärt Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly. „Damit unterstreicht der Bund auch nachdrücklich seine Mitverantwortung im Umgang mit den Bauten des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes als einem nationalen Erbe. Aber auch der Freistaat Bayern und die Stadt Nürnberg sind in der Pflicht. Das Land hat bereits vor geraumer Zeit seine finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt, sofern der Bund ebenfalls seinen Beitrag leistet. Dies ist nun ganz konkret der Fall. Auf dieser Basis werden wir alsbald in konkrete Gespräche um den Zuschussanteil des Freistaats treten.“
Kulturreferentin Prof. Dr. Julia Lehner stellt fest: „Mit der Sicherung der Zugänglichkeit des historischen Ortes werden die Voraussetzungen für eine innovative und fundierte erinnerungskulturelle Arbeit nach der Ära der Zeitzeugenschaft geschaffen und die Nutzung des Lernorts für künftige Generationen gesichert. Nürnberg gibt damit auch eine klare Antwort auf Tendenzen von Rassismus, Nationalismus und Radikalismus.“
Das Konzept der Stadt sieht vor, Zeppelintribüne und Zeppelinfeld als Lern- und Erfahrungsort zu erhalten und keine Mystifizierung der Bauten am Zeppelinfeld entstehen zu lassen. Unter anderem sollen statische Sicherungen durchgeführt werden und die durchfeuchtete Konstruktion wieder abtrocknen. Das für die Öffentlichkeit gesperrte Zeppelinfeld sowie ausgewählte Punkte auf der Wallanlage sollen begehbar werden. Die CSU-Bundestagsabgeordneten Michael Frieser, Alois Karl und Sebastian Brehm: „Wir freuen uns sehr, dass der Bund endlich nach langem Werben seiner Verantwortung zum Erhalt dieses historischen Zeugnisses als Mahn- und Erinnerungsort gerecht wird. Dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg kommt eine wesentliche Funktion für die Geschichtskultur in Deutschland zu, die gemeinsam mit Bund und dem Freistaat Bayern erhalten und genutzt werden sollte. Angesichts der enormen Wissensdefizite bei Jugendlichen über die beiden deutschen Diktaturen im 20. Jahrhundert ist es wichtig, wirksame Mittel für eine bessere Wissensvermittlung zu nutzen. Der Geschichtskultur kann das Gelände nur dienen, wenn es vor dem Zerfall bewahrt wird. Das gesamte ehemalige Reichsparteitagsgelände ist auch als Lernort zu begreifen und zu benutzen, denn die Zeppelintribüne und das Zeppelinfeld können nicht nur in den Blick genommen werden, sondern sind auch begehbar. Deshalb freuen wir uns, dass der Bund Fördermittel zur Verfügung stellt."
„Wir sind glücklich, dass unsere gemeinsamen Bemühungen mit der Stadt Früchte getragen haben. Dass der Bund sich in einer solchen Höhe engagiert, ist nicht selbstverständlich. Der Betrag zeigt die große Bedeutung als Ort des Erinnerns, die das Zeppelingelände für das ganze Land hat“, so Martin Burkert und Gabriela Heinrich. Burkert und Heinrich hatten im letzten Jahr SPD-„Chefhaushälter“ Johannes Kahrs nach Nürnberg eingeladen, um für Unterstützung für das Projekt zu werben. Das vorgeschlagene Konzept der Stadt habe auch die Haushälter im Bund vollends überzeugt, betonen beide. Der Bund wird laut den beiden SPD-Bundestagsabgeordneten die Hälfte der von der Stadt veranschlagten Gesamtkosten in Höhe 85,1 Millionen Euro übernehmen. Die andere Hälfte müssen die Stadt und die Staatsregierung übernehmen. Letztere hatte bereits einen „substantiellen Betrag“ zugesichert, falls der Bund sich beteiligt. Nachdem die Stadt Nürnberg mit der Erarbeitung eines Konzepts zum Ausbau der Informationsangebote vor Ort im Sommer 2015 bereits einen wichtigen Meilenstein für den Ausbau der politisch-historischen Bildung gelegt hat, hoffen die SPD-Politikerinnen nun auf eine deutliche finanzielle Unterstützung bei der baulichen Instandsetzung durch den Freistaat.
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