Erholung bleibt aus
Ernüchterung in oberfränkischen Unternehmen

Sonja Weigand, Präsidentin der IHK für Oberfranken Bayreuth und IHK-Hauptgeschäftsführerin Gabriele Hohenner. | Foto: IHK/Armin Straehle
  • Sonja Weigand, Präsidentin der IHK für Oberfranken Bayreuth und IHK-Hauptgeschäftsführerin Gabriele Hohenner.
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OBERFRANKEN (ihk/rr) – Ernüchterung macht sich breit in den oberfränkischen Unternehmen. "Die erhoffte schnelle konjunkturelle Erholung ist derzeit nicht in Sicht", so Sonja Weigand, Präsidentin der IHK für Oberfranken Bayreuth. Nach dem Lockdown im Frühjahr letzten Jahres und der darauffolgenden Besserung über den Sommer und Frühherbst schwindet seit November zunehmend die Zuversicht auf ein verhältnismäßig normales Geschäftsjahr 2021.

In der Konjunkturumfrage der IHK für Oberfranken Bayreuth zum Jahreswechsel berichten viele Unternehmer von einer rückläufigen Geschäftslage. Auch die Erwartungen für die anstehenden Monate können die Stimmung der Wirtschaft nicht heben. Die zweite Corona-Welle hat die Erholung vorerst beendet. IHK-Hauptgeschäftsführerin Gabriele Hohenner: "Branchenübergreifend sind viele Unternehmen zum Nichtstun verdammt oder verzeichnen wegen der Corona-Beschränkungen hohe Umsatzeinbußen. Die Stimmung bei unseren Unternehmerinnen und Unternehmern ist deshalb ernüchternd." Der Konjunkturklimaindex für den Kammerbezirk notiert zehn Zähler unter dem Wert vom Herbst 2020 und liegt nun bei 91 Punkten.

Negative Geschäftslage

Mit einem Minus von fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts hat die deutsche Wirtschaft das Jahr 2020 abgeschlossen. Ein großer Rückgang, der aber glücklicherweise nicht das Ausmaß erreichte, das viele Institute noch Mitte des vergangenen Jahres prognostiziert hatten. Der Schwung aus dem Sommer und Frühherbst ist jedoch zum Jahresbeginn 2021 nahezu vollends abgeebbt und die harten Einschnitte zur Bekämpfung der Corona-Pandemie drücken spürbar auf die Geschäftslage der oberfränkischen Wirtschaft. Nur noch 28 Prozent der befragten Betriebe berichten von einer guten geschäftlichen Situation, 37 Prozent schätzen ihre Geschäftslage negativ ein.

Tourismus und Einzelhandel erheblich unter Druck

Je nach Branche stellt sich die Lage sehr unterschiedlich dar, mit zum Teil extremen Ergebnissen in einzelnen Wirtschaftszweigen. Allen Branchen gemein ist der rückläufige Trend bei der Beurteilung der Geschäftslage. Kein Sektor stuft die Lage besser ein als noch in der Herbstumfrage.

"Land unter" vermeldet der Tourismussektor, in dem nahezu alle befragten Betriebe eine schlechte Geschäftslage zu Protokoll geben, gefolgt vom Einzelhandel mit fast 40 Prozent Negativbewertungen. Im Saldo leicht pessimistisch gestimmt sind das verarbeitende Gewerbe, das verstärkt Impulse aus dem Ausland registriert, und der Großhandel. Das Baugewerbe und der Dienstleistungssektor können hingegen ihre positive Grundstimmung mit ins neue Jahr nehmen.

Erhebliche Einbrüche

Zu massiv wirken sich wegbrechende Aufträge, Stornierungen, Betriebsuntersagungen, aber auch unterbrochene Lieferketten und Absatzwege auf die Geschäftstätigkeit aus. 58 Prozent aller befragten Firmen müssen das Jahr 2020 mit einem geringeren Umsatz als im Vorjahr abschließen. Einen Rückgang, der mehr als 25 Prozent des Vorjahresumsatzes beträgt, vermelden gar ein Viertel aller Befragten. Demgegenüber konnten 22 Prozent ihre Umsätze konstant halten und ein Fünftel der teilgenommenen Unternehmer berichten über Umsatzzuwächse. Hohenner: "Der Durchhaltewille in der Wirtschaft weicht zunehmend einer tiefen Frustration."

Sand im Getriebe bei den Unterstützungsmaßnahmen

Wichtig für den Wirtschaftsstandort Oberfranken ist, dass die zugesagten Fördermittel zügig und in vollem Umfang fließen, so dass die Zahl Corona bedingter Insolvenzen möglichst niedrig bleibt. "Leider ist derzeit die Divergenz zwischen öffentlich verkündeten finanziellen Hilfen auf der einen Seite und den tatsächlich in den Betrieben ankommenden Mitteln auf der anderen Seite zum Teil erheblich", wie Weigand betont. So entsteht nach den öffentlichen Ankündigungen der Eindruck, dass besonders betroffene Branchen hohe Geldbeträge schnell überwiesen bekommen. Weigand: "Tatsächlich kommt aber häufig nur der vielzitierte Tropfen auf den heißen Stein beim jeweiligen Betrieb an. Die Gründe hierfür sind häufig vielschichtig, müssen aber seitens der Politik zeitnah gelöst werden." Hohenner ergänzt: "Ich wünsche mir hier mehr Augenmaß bei der Umsetzung."

Erwartungen verharren auf niedrigem Niveau

Die Stimmung mit Blick auf die kommenden Monate verschlechterte sich bei den Unternehmen teilweise massiv. Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Pandemie und die Wirksamkeit der Maßnahmen zu deren Bekämpfung sind die Hauptursache. Insgesamt rechnen 29 Prozent der befragten Firmen aus dem Kammerbezirk mit einer Verschlechterung der eigenen Geschäftslage, auf Besserung hoffen 21 Prozent. "Zurückzuführen ist dies hauptsächlich auf die schwachen Impulse aus dem Inland", erläutert Hohenner. "Aber auch auf dem internationalen Parkett kalkulieren die Unternehmen mit sinkenden Auftragsmengen. Am ehesten wird noch dem nordamerikanischen Markt zugetraut, Impulse zu setzen."

Dieser Prognose folgend muss in den kommenden Monaten auch mit sinkenden Beschäftigtenzahlen in Oberfranken gerechnet werden. Besonders stark betroffen sind der Tourismussektor, sowie der Groß- und Einzelhandel. Einzige Ausnahme ist das Baugewerbe, das seine Beschäftigtenzahl aufstocken will.

Oberfränkische Industrie will investieren

Auch wenn der konjunkturelle Motor derzeit kräftig ins Stottern geraten ist, hoffen viele Unternehmen auf eine baldige Normalität, wie ein Blick auf die Investitionsabsichten zeigt. Industrie und Baugewerbe wollen ihre Investitionen steigern. Dies macht auch Hoffnung auf einen zügigen Neustart nach der Pandemie.

Autor:

Roland Rosenbauer aus Forchheim

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