Staatsschutz ermittelt
Erde an Schäubles Grab ausgehoben
OFFENBURG (dpa) - Das Grab von Wolfgang Schäuble auf dem Offenburger Waldbachfriedhof ist geschändet worden. Ein unbekannter Tatverdächtiger habe ein etwa 1,20 Meter tiefes trichterförmiges Loch gegraben, sei aber nicht zum Sarg des verstorbenen Politikers vorgedrungen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit.
Das Grab des am zweiten Weihnachtstag im Alter von 81 Jahren verstorbenen Politikers war nach der Beschädigung zunächst nicht mehr als solches erkennbar. Es verblieb eine rechteckige Erdfläche. Das Holzkreuz mit dem Namen Schäubles war nicht mehr zu sehen, wie ein dpa-Mitarbeiter berichtete.
Nach Angaben eines Polizeisprechers hatte es keinen Grabstein gegeben. Nicht näher bezeichnete «Utensilien» auf dem Grab seien als Beweismittel beschlagnahmt worden. Dazu dürfte auch das Kreuz gehört haben.
Bas: Besorgt über Verhalten in Teilen der Gesellschaft
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) erklärte in Berlin, sie sei zutiefst erschüttert und traurig. «Es ist unerträglich, dass es offenbar Menschen gibt, die Wolfgang Schäubles Grab schänden und seine Totenruhe stören.» Sie sei sehr besorgt darüber, dass einzelne Teile der Gesellschaft solche Zeichen von Verrohung zeigten. Sie vertraue darauf, dass die Polizei die Tat schnell aufklärte, teilte Bas mit.
Städtische Mitarbeiter bemerkten nach Ermittlerangaben am Morgen den Erdaushub. Eine Polizeistreife und die Kriminalpolizei fuhren daraufhin zum Friedhof. Nach Angaben eines Polizeisprechers dürfte sich die Tat in der Nacht zum Montag ereignet haben. Der polizeiliche Staatsschutz ermittelt in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft. Zu den Hintergründen des Vorfalls gebe es zunächst keine Erkenntnisse, hieß es in der Mitteilung.
Spitzenpolitiker und Angehörige hatte Anfang Januar von dem CDU-Politiker Abschied genommen. Schäuble war nach langer schwerer Krankheit gestorben.
Der Badener und Offenburger Ehrenbürger hatte wichtige politische Ämter inne: Er war Minister, CDU-Chef, Fraktionsvorsitzender und Präsident des Deutschen Bundestages. Niemand gehörte dem Parlament länger an als er.
Bei einer Trauerfeier im Berliner Reichstagsgebäude hatte der französische Präsident Emmanuel Macron Schäuble am 22. Januar als einen Freund Frankreichs und großen Europäer gewürdigt.
Oberbürgermeister hofft auf harte Bestrafung
Der Offenburger Oberbürgermeister Marco Steffens (CDU) erklärte, am Grab Schäubles sei in niederträchtiger Weise die Totenruhe gestört worden. «Das ist schrecklich und macht uns traurig», sagte der Rathauschef laut einer Erklärung. «Wir hoffen auf rasche Aufklärung durch die Polizei und eine harte Bestrafung der Täter.»
Die Störung der Totenruhe kann laut Strafgesetzbuch mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe geahndet werden.
© dpa-infocom, dpa:240513-99-13479
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