Boykott gegen Kardinal Woelki
Viele Delegierte wollen heute nicht zur Sitzung kommen

Rainer Maria Kardinal Woelki, Erzbischof von Köln, im dpa-Interview. | Foto: Federico Gambarini/dpa
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KÖLN (dpa) - Mit einer Boykottaktion wollen führende Geistliche und Laienvertreter im Erzbistum Köln gegen Kardinal Rainer Maria Woelki protestieren.

Der Vorsitzende der Laienvertretung im größten deutschen Bistum, der Solinger Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD), sagte der Deutschen Presse-Agentur, er werde der am Montagabend beginnenden Sitzung des Diözesanpastoralrats fernbleiben, so wie viele andere Delegierte auch. Der Diözesanpastoralrat ist das wichtigste Beratungsgremium des Erzbischofs.

Kurzbach begründete dies damit, dass die Spitze des Erzbistums eine ausführliche Diskussion über die jüngsten Vorwürfe gegen Woelki offenbar kleinhalten wolle. Generalvikar Guido Assmann - Woelkis Stellvertreter - habe es versäumt, dieses Thema als einziges und von vorneherein auf die Tagesordnung zu setzen. «Das hat eine große Zahl von Menschen dazu gebracht, dass sie nicht hingehen: Priester, hauptamtlich beim Erzbistum Beschäftigte und auch Laien.» Woelki war zuletzt unter anderem vorgeworfen worden, den Beirat von Betroffenen sexuellen Missbrauchs mithilfe einer PR-Agentur instrumentalisiert zu haben. Er selbst weist dies zurück.

Stimmung auf dem Tiefpunkt

«Die Stimmung im Erzbistum befindet sich auf einem neuerlichen, absoluten Tiefpunkt, und darüber müsste natürlich dringend geredet werden», sagte Kurzbach. Der derzeitige Schwebezustand sei «unerträglich». Papst Franziskus hatte Woelki vor Monaten aufgefordert, ein Rücktrittsgesuch an ihn zu richten, worüber der Papst aber bis heute nicht entschieden hat. «Wir befinden uns in einer Art Nervenkrieg zwischen Köln und Rom», sagte Kurzbach. «Die Leidtragenden sind die Gläubigen im Erzbistum Köln.»

Er habe vergangene Woche noch mit jemandem gesprochen, der bei einem katholischen Träger angestellt sei und seine Kinder im katholischen Glauben erzogen habe. Nun hätten sie ihm offenbart, dass sie wegen Kardinal Woelki aus der Kirche ausgetreten seien. «Dieser Vater ist bis ins Mark getroffen, hat geweint. Mir gehen solche persönlichen Schicksalen sehr nahe», sagte Kurzbach.

Kardinal Woelki unter massivem Druck

Ein hoher Geistlicher des Erzbistums bestätigte, viele hätten das Gefühl, dass Worte und Diskussionen nicht mehr weiterführten. «Also setzen viele jetzt ein deutliches Zeichen dafür, dass es so nicht weitergehen kann und bleiben dem Diözesanpastoralrat fern. Das ist eine neue und noch nie da gewesene Eskalation. Die große Mehrheit wünscht endlich einen Neuanfang und ein klares Signal des Kardinals, dass er seinen Rücktritt anstrebt und entsprechend auf den Papst einwirkt.»

Woelki hat jedoch mehrfach klargestellt, dass er nur dann aus dem Amt scheiden will, wenn der Papst ihn abberufen sollte. Stattdessen appellierte er an alle Gruppen im Erzbistum, aufeinander zuzugehen. Christen müssten «Fachleute in Versöhnung» sein, sagte er. Er selbst habe zum Beispiel auch mit Vertreterinnen und Vertretern von Reformbewegungen gesprochen.

Kurzbach betonte hingegen, die derzeitige Krise sei keine Strömungsfrage. «Wir kennen sogar repräsentative Umfragen. Und die zeigen: Es ist ein breit aus dem Bistum getragener Vertrauensverlust dem Bischof gegenüber, was einem aber auch jeder Pastor an der Basis bestätigen kann.»

Autor:

Victor Schlampp aus Schwabach

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