Teurer Führerschein
Wie kann man Fahrschulkosten senken?
BERLIN (dpa/mue) - Ein Autoführerschein ist inzwischen alles andere als günstig. Manche müssen bis zu 4.400 Euro dafür aufbringen, wie es etwa vom Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC) heißt.
Wie setzen sich diese hohen Kosten zusammen und wie können Fahrschüler sparen? Vor allem drei Gründe sind aus Sicht von Kurt Bartels ausschlaggebend für die derzeitigen Preise: allgemeine Preissteigerungen, die Verkehrsentwicklung und die Entwicklung von Autos. Bartels ist der stellvertretende Geschäftsführer der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände. Er sagt: «Autofahren ist komplexer geworden.» So nehme die Zahl der Verkehrsmittel durch E-Scooter oder Pedelecs zu und es gebe neue Verkehrswege wie geschützte Radstreifen. Darüber hinaus müssten Fahrschüler auch in technischen Assistenzsystemen geschult werden und das in der Prüfung nachweisen. Seit 2021 dauert eine Fahrschulprüfung daher 55 statt 45 Minuten. Es brauche schlicht mehr Zeit, um Fahranfänger auszubilden, meint Bartels. Statt 25 Fahrstunden seien mittlerweile durchaus 45 bis 50 Fahrstunden keine Seltenheit. Eine gewöhnliche 45-Minuten-Einheit koste dabei 55 bis 75 Euro. Pflicht sind zwölf der etwas teureren Sonderfahrten - also über Landstraßen, Autobahnen oder bei Nacht.
Auf dem Land oft günstiger
Zu den eigentlichen Kosten für die Fahrschule kommen dann noch Gebühren für die theoretische und praktische Prüfung sowie den Führerscheinantrag - laut ADAC zusammen etwa 200 Euro. Ferner sind ein Erste-Hilfe-Kurs für etwa 50, ein Sehtest für knapp sechs und ein Passfoto für gut zehn Euro notwendig. Bedeutet unterm Strich: 2.100 bis 4.400 Euro laut ADAC. Fahrschullehrer Bartels rechnet mit 2.800 bis 3.500 Euro. So oder so gebe es dabei Unterschiede nach Region; auf dem Land seien Führerscheine meist günstiger als in der Stadt. Auch, weil das Autofahren dort wegen der weniger komplexen Infrastruktur schneller zu erlernen sei, meint Bartels.
Mit Kompakt-Kursen sparen
Für viele Menschen ist ein Führerschein damit aktuell zu teuer. Derzeit lasse die Nachfrage nach Autoführerscheinen nach, sagt Bartels. Es sei durchaus denkbar, dass junge Menschen das wegen der hohen Kosten auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Doch gerade auf dem Land ist ein Führerschein etwa für den Berufsalltag oft unerlässlich. Wie ist es also möglich, Kosten zu sparen? Bartels und der ADAC raten dazu, Theorie- und Praxisstunden möglichst kompakt zu absolvieren. «Für sechs bis acht Monate muss man sich das wie ein weiteres Schulfach vorstellen», sagt Bartels. Bei längeren Pausen zwischen den Einheiten bestehe die Gefahr, das Erlernte wieder zu vergessen, heißt es vom ADAC. Es schade auch nicht, ein paar Stunden mit den Eltern auf dem Verkehrsübungsplatz zu verbringen und die Preise der Fahrschulen genau zu vergleichen. Letztlich gelte zudem: Erst dann zur Prüfung anmelden, wenn man sich sicher ist - und die Kosten für eine Wiederholungsprüfung vermeiden.
Mehr Training am Simulator gefordert
Ideen für günstigere Führerscheine kamen jüngst auch aus den Reihen der Opposition im Bundestag. Nach Auffassung des verkehrspolitischen Sprechers der CDU, Florian Müller, könnten Führerscheine unter anderem durch Digitalisierung günstiger werden. Die Arbeitsgruppe Verkehr der Unionsfraktion schlägt in einem Papier vor, verstärkt Fahrsimulatoren bei der Ausbildung einzusetzen, um so die Zahl der praktischen Fahrstunden zu reduzieren. Außerdem soll der Theorieunterricht teilweise digital erfolgen. Auch sollen bei Bedarf Soldaten oder Polizisten Fahrprüfungen abnehmen. Lange Wartezeiten auf einen Prüfungstermin sollen damit verhindert werden, in denen die Fahrschüler weiter Fahrstunden nehmen müssten, um das Gelernte nicht zu vergessen.
«Der Führerschein darf nicht zum Luxusgut werden», sagt auch der stellvertretende verkehrspolitische Sprecher der mitregierenden SPD-Fraktion, Mathias Stein, der Deutschen Presse-Agentur. Das aus seiner Sicht drängendste Problem - hohe Durchfallquoten bei theoretischen und praktischen Prüfungen - werde von der Union aber gar nicht thematisiert. Vor allem aber gebe es ohnehin gerade wissenschaftliche Untersuchungen der Bundesanstalt für Straßenwesen dazu, wie die Fahrschulausbildung modernisiert werden kann. Diese Ergebnisse sollten zuerst abgewartet werden, meint Stein. Um dem Prüfermangel zu begegnen, hält er es für besser, Anforderungen an sie zu senken. Bisher müssen Prüfer unter anderem ein Ingenieursstudium nachweisen.
Autor:Uwe Müller aus Nürnberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.