Umweltschützer für Verbrennung von Steinkohle
Zeigt das das wahre Ausmaß der aktuellen Energiekrise?

Blick auf das Steinkohlekraftwerk Heyden hinter der Weser.  | Foto: Foto: Friso Gentsch/dpa
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BERLIN (dpa/vs) - Dass Forderungen aus Teilen der Politik und der Wirtschaft kommen, stillgelegte Steinkohlekraftwerde angesichts der Energiekrise für die Stromversorgung wieder ans Netz gehen zu lassen, ist nicht ungewöhnlich. Was aber, wenn auch eine der weltweit bedeutendsten Umweltschutz-Organisationen dafür ist?

Der Umweltverband Greenpeace hat die Wiederinbetriebnahme von Steinkohlekraftwerken für die Stromversorgung als notwendig bezeichnet. «Es ist bitter, aber unumgänglich, dass bereits stillgelegte Kohlekraftwerke wieder ans Netz gehen», sagte Karsten Smid, Klima- und Energieexperte bei Greenpeace, am Montag. «Um sich aus der politisch verschuldeten Abhängigkeit von Putins Gaslieferungen zu befreien, müssen Steinkohlekraftwerke kurzzeitig in die Bresche springen.»

Damit daraus kein Rückschritt für den Klimaschutz werde, müssten jedoch die jetzt zwangsläufig entstehenden zusätzlichen Emissionen in den folgenden Jahren ausgeglichen werden, sagte Smid angesichts der geplanten Wiederinbetriebnahme von Steinkohlekraftwerken in Bexbach (Saarland) und Heyden (Nordrhein-Westfalen).

Greenpeace fordert aber, auf das Anfahren von Braunkohlekraftwerken für die Stromversorgung zu verzichten. «Für eine sichere Stromversorgung muss kein einziges der besonders klimaschädlichen Braunkohlekraftwerke wieder angefahren werden - um die beschlossenen Klimaziele zu erreichen, dürfen sie auf keinen Fall neu befeuert werden», sagte Smid. «Die hohen Preise für Gas und Strom erzwingen einen sparsamen Umgang mit Energie und machen Wind- und Sonnenstrom konkurrenzlos günstig», sagte der Greenpeace-Experte.

Steinkohlekraftwerk Heyden ist wieder am Netz

Für die angestrebten Einsparungen beim Erdgas in Deutschland ist ein weiteres Steinkohlekraftwerk aus der Reserve geholt worden. Das Kraftwerk Heyden im nordrhein-westfälischen Petershagen an der Grenze zu Niedersachsen sei seit Montagfrüh 05.30 Uhr wieder am Netz, sagte ein Sprecher des Betreibers Uniper. Es soll nach früheren Angaben bis Ende April Strom produzieren.

Das Uniper-Kraftwerk Heyden ist mit einer Leistung von 875 Megawatt laut Uniper eines der leistungsstärksten Kohlekraftwerke Deutschlands. Es war seit 1987 in Betrieb und befand sich zuletzt in der Netzreserve. Das bedeutet, dass es nur noch zeitweise Strom für die Netzstabilität produzierte.

Seit dem 14. Juli erlaubt eine Verordnung, dass Steinkohlekraftwerke aus der sogenannten Netzreserve wieder in Betrieb gehen können, um Gas einzusparen. Im Juli lag der Gasanteil an der Stromerzeugung laut Bundesnetzagentur bei 9,8 Prozent.

Als erstes Steinkohlekraftwerk war Anfang August das Kraftwerk Mehrum im niedersächsischen Hohenhameln, das dem tschechischen Energiekonzern EPH gehört, aus der Reserve geholt worden.

Autor:

Victor Schlampp aus Schwabach

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