Busse ohne Fahrer jetzt auch in Oberfranken
Hof, Kronach und Rehau machen mit

Ein autonomer Bus fährt durch die Innenstadt von Kronach.  | Foto: Nicolas Armer/dpa/Archivbild
  • Ein autonomer Bus fährt durch die Innenstadt von Kronach.
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REGION (dpa/lby/vs) - An führerlose U-Bahnen, etwa in Nürnberg, haben sich die meisten Menschen bereits gewöhnt. Die jüngeren kennen es überhaupt nicht mehr anders. Dass aber auch seit 2017 in einigen bayerischen Gemeinden autonome Busse im normalen Straßenverkehr unterwegs sind, zählt aktuell noch als Kuriosum. Doch wo genau kann man diese Verkehrsmittel nutzen?

In Kronach bringen sie Touristen hinauf zur malerischen Festung Rosenberg, im Kurort Bad Birnbach die Menschen vom Bahnhof in die Ortsmitte, in Rehau die Mitarbeiter auf einem Werksgelände von A nach B: Selbstfahrende Shuttle-Busse mit Elektroantrieb gelten längst nicht mehr als futuristische Spielerei, sondern als mögliche Ergänzung im öffentlichen Nahverkehr.
"Als emissionsfreies Verkehrsmittel sind autonome, elektrische Fahrzeuge ein weiterer Baustein für einen nachhaltigen und ausgewogenen Verkehrsmix", sagte Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU). Sie sei sicher, dass ihre Bedeutung in Zukunft sowohl in der Stadt als auch auf dem Land noch größer werde.

Seit Juni ist das Mitfahren erlaubt

In den drei oberfränkischen Städten Hof, Kronach und Rehau startete vor kurzem ein Modellprojekt mit fahrerlosen Shuttlebussen. Im Winter und Frühling waren die Busse wegen der hohen Corona-Infektionszahlen noch im Probebetrieb ohne Fahrgäste unterwegs, seit Juni dürfen nun auch Menschen zusteigen.
Man wolle "innovative Mobilität im Livebetrieb erproben und neue Marktmodelle entwickeln", sagte Matthias Zankl vom Projektbüro Shuttle-Modellregion Oberfranken (SMO). Das heißt, die Shuttles sind in ganz unterschiedlichen Kontexten im Einsatz: In Kronach liegt der Fokus darauf, die Touristen auf die Festung hinaufzubringen. In Hof pendeln die Shuttles zwischen Innenstadt und Bahnhof. Und in Rehau sind sie auf dem Werksgelände des Unternehmens Rehau AG unterwegs.

Bevölkerung vertraut der Technik

Zwei Busse pro Standort sind eingesetzt, maximal zehn Menschen finden darin Platz und dürfen derzeit gratis mitfahren. Die Shuttles fahren maximal 18 km/h schnell - und zwar nicht auf einer eigenen Spur, sondern auf der normalen Straße. Die Strecke ist vorher einprogrammiert worden, durch Sensoren bremst das Fahrzeug in Gefahrensituationen ab. Eine Begleitperson ist nach wie vor an Bord. Etwas mehr als 15 Millionen Euro kostet das Projekt, 12 Millionen kommen vom Bundesverkehrsministerium, der Rest sind Eigenanteile der beteiligten Industrieunternehmen. Die Bevölkerung stehe den E-Bussen positiv gegenüber, betonte Zankl.

Bad Birnbach als Vorreiter

Vorreiter in Sachen Elektrobus ohne Fahrer war der niederbayerische Kurort Bad Birnbach. 2017 startete der erste autonom fahrende Elektrobus Deutschlands im öffentlichen Nahverkehr zwischen der Therme und dem Marktplatz, zwei Jahre später kam der Bahnhof als Station dazu. Im Schnitt 120 Menschen nutzten vor der Corona-Pandemie das Angebot, wie Viktor Groll, Leiter der Kurverwaltung, sagte: "Die Akzeptanz in der Bevölkerung wie auch bei den Gästen ist sehr hoch. Die beiden derzeit vorhandenen Fahrzeuge gehören quasi zum Ortsbild und sind nach wie vor mit Sicherheit die am häufigsten fotografierten Objekte in der ganzen Region."

Bald Busse auf Abruf?

Im nächsten Schritt sollen die Busse auf Abruf verfügbar sein - und somit den öffentlichen Nahverkehr auch auf dem Land attraktiver machen. «Der Markt Bad Birnbach hat eine Fläche von 70 Quadratkilometer, hier leben 5700 Menschen - auf 85 Ortsteile verstreut», rechnete Gröll vor. "Könnte man also einzelne Ortsteile dann bedienen, wenn gerade Bedarf besteht, wäre der gordische Knoten im ÖPNV in ländlichen Gebieten wohl durchschlagen." Dabei sei es auch nicht wichtig, dass die Busse vergleichsweise langsam fahren. "Viel wichtiger ist, dass die Menschen verlässlich von A nach B kommen." Für dieses neue Projekt werden zwei weitere Shuttles zum Einsatz kommen.

Weitere Städte und Gemeinden werden folgen

In Passau und in Regensburg gibt es ebenfalls Pläne, autonom fahrende E-Busse einzusetzen. In Regensburg werden derzeit sechs Menschen ausgebildet, die die E-Busse im Betrieb begleiten werden. Bald sollen in einem auf zwei Jahre angesetzten Pilotprojekt automatisierte Shuttlebusse im Gewerbepark unterwegs sein. Die Gesamtkosten für die zwei Jahre werden mit 430.000 Euro veranschlagt, wie eine Sprecherin der Stadt mitteilte.
Im Kreis Kelheim sind nach Angaben des Verkehrsministeriums zwei teilautonome Elektrobusse unterwegs: Eine Teststrecke befindet sich in der Stadt Abensberg und ein weiteres Testfeld im Bereich des Klosters Weltenburg.

Autor:

Victor Schlampp aus Schwabach

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