Patienten-Info: "ePA" heute in Franken gestartet
Nutzen, Chancen, Gefahren und Ungleichbehandlungen

Die elektronische Patientenakte - kurz ePA - soll die Behandlung verbessern, weil Ärzte dadurch unter anderem Informationen über Befunde und verordnete Medikamente bekommen.  | Foto: Rolf Vennenbernd/dpa-Pool/dpa (Archivbild)
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  • Die elektronische Patientenakte - kurz ePA - soll die Behandlung verbessern, weil Ärzte dadurch unter anderem Informationen über Befunde und verordnete Medikamente bekommen.
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NÜRNBERG (dpa/lby) - Arztbriefe, Laborwerte, Röntgenbilder - diese Dokumente sollen künftig in der elektronischen Patientenakte gespeichert werden. Wie gut das funktioniert, wird sich zunächst in Franken zeigen.

80 Arztpraxen, Kliniken und Apotheken in Franken arbeiten nun testweise mit der elektronischen Patientenakte (ePA). Diese startet zunächst ab Mittwoch in den drei Modellregionen in Bayern, Hamburg und Nordrhein-Westfalen. Nach der Pilotphase soll die bundesweite Einführung folgen. Computerspezialisten und verschiedene Organisationen aus dem Gesundheitswesen warnen vor dem Start allerdings vor Sicherheitslücken und fordern eine bessere Aufklärung der Nutzerinnen und Nutzer.

Im Vorfeld habe man schon Unsicherheiten bei den Patientinnen und Patienten gespürt, sagte eine Sprecherin des Unternehmens Bayern Innovativ, das in einem Konsortium das Pilotprojekt in Franken umsetzt. Oft sei das auf fehlende Informationen zurückzuführen gewesen. Deshalb habe man Informationsveranstaltungen organisiert, um die Fragen der Menschen zu beantworten.

Das kommt in die ePA

Das Bundesgesundheitsministerium rechnet mit 70 Millionen E-Akten von gesetzlich Versicherten. Die Krankenkassen richten laut Bayern Innovativ zunächst die E-Akten der Patientinnen und Patienten in der Modellregion ein - sofern diese nicht widersprechen. Diese können ihre ePa über eine Smartphone-App ihrer Kassen verwalten. Die Krankenkasse habe aber keinen Zugriff auf die Daten, sagte die Sprecherin.

Versicherte können Dokumente wie Arztbriefe, Laborwerte oder selbst geführte Blutdruck-Tagebücher in die Akte laden. Ärzte und Ärztinnen befüllen diese wiederum zum Beispiel mit Informationen zu aktuellen Therapien und Medikamenten. Das soll die Behandlungen besser und sicherer machen. Die Akte könne unter anderem helfen, gefährliche Wechselwirkungen zwischen Medikamenten zu vermeiden, weil dokumentiert sei, welche der Patient bereits nehme, sagte die Sprecherin.

Zugriff auf die ePA erhalten Arztpraxen und Kliniken Bayern Innovativ zufolge, wenn die Patientinnen und Patienten ihre Versichertenkarte in das Lesegerät stecken. Über die Smartphone-App können die Versicherten Zugriffsrechte widerrufen oder selbst festlegen, welche Mediziner wie lange Einsicht bekommen sollen. Wer kein Smartphone besitze oder Probleme mit der Technik habe, könne eine Vertrauensperson benennen, die die Betreuung der ePA übernehme.

HINTERGRUND - Alle wichtigen Infos für Patienten

BERLIN (dpa) - Für die schleppende Digitalisierung im Gesundheitswesen sollen sie einen Durchbruch bringen: E-Akten für wichtige Patientendaten gehen in den Masseneinsatz. Was kommt auf Versicherte und Praxen zu?

Von Sascha Meyer, dpa
Für Millionen Menschen in Praxen, Kliniken und Apotheken soll sie jetzt in den Alltag kommen: die elektronische Patientenakte, kurz ePA. Nach vielen Verzögerungen geht das Großprojekt am Mittwoch an den Start. Wichtige Gesundheitsdaten wie Befunde und Medikamente sollen damit standardmäßig digital parat stehen - es sei denn, man lehnt es für sich ab. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erwartet enorme Verbesserungen für die Versorgung und die Forschung. Vor dem bundesweiten Einsatz steht aber noch eine Testphase.

Kontrollierter Auftakt in drei Regionen

Alle gesetzlich Versicherten, die nicht widersprochen haben, bekommen jetzt nach und nach eine ePA von ihrer Krankenkasse eingerichtet. Das dürfte sich über zwei bis vier Wochen hinziehen, heißt es vom Ministerium. Denn gerechnet wird mit mehr als 70 Millionen E-Akten. Am Mittwoch startet auch der konkrete Betrieb - aber nicht gleich überall, sondern in drei Modellregionen. In Hamburg mit Umland und in Franken sollen mehr als 250 Praxen, Apotheken und Kliniken loslegen und Daten einstellen. Eine dritte Region ist in Nordrhein-Westfalen.

Die nächste Etappe

Wenn das System in den Regionen stabil funktioniert, soll es auch bundesweit losgehen. Klar sein soll das frühestens nach vier Wochen - also voraussichtlich nicht vor Mitte Februar. Dann soll auch die technische Anbindung in 150.000 Gesundheitseinrichtungen in der ganzen Republik startbereit sein. Dafür, wie Versicherte von ihrer Kasse erfahren, dass eine ePA für sie bereitsteht, gibt es verschiedene Vorgehensweisen, wie es beim Spitzenverband heißt - etwa als Push-Nachricht in der Kassen-App oder mit einer Info auf der Homepage.

In der E-Akte sollen wichtige Daten gebündelt parat sein.  | Foto: Rolf Vennenbernd/dpa-Pool/dpa (Archivbild/Symbolbild)
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Mehr Einblicke für Versicherte

Für Patientinnen und Patienten bringt die E-Akte mehr Transparenz etwa über Befunde, Laborwerte, Diagnosen, Medikamente und Abrechnungen ihrer Kasse. Wer möchte, kann in seine ePA hineinschauen und auch Daten einstellen, man muss es aber nicht. Einsehen kann man sie über eine App der jeweiligen Kasse zum Beispiel auf Smartphones, Tablets oder Laptops. Was Ärzte und Ärztinnen einstellen und wer worauf zugreifen darf, kann jeweils festgelegt werden. Bei einem Kassenwechsel kann man die Daten mitnehmen. Generell bleibt die ePA freiwillig, man kann auch später noch widersprechen und sie löschen lassen.

Wichtige Dokumente gebündelt

Das Kernziel ist, bisher verstreute Daten zusammenzuführen und damit eine bessere Behandlung zu ermöglichen. In Praxen sei es oft so, dass Dokumente aus vorangegangenen Behandlungen fehlten oder gar nichts vorliege, erläutert die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). Manche Patienten haben Ausdrucke zu Hause, Daten liegen auch in Computern der jeweiligen Praxen. Künftig sollen wichtige Angaben auf einen Blick bereitstehen und damit auch Mehrfachuntersuchungen und Arznei-Wechselwirkungen besser vermeiden.

Umstellung auf «Opt-out»

Der Start der «ePA für alle» soll einen Durchbruch für die lange stockende Digitalisierung bringen. Als wählbares Angebot, um das sich Versicherte aktiv kümmern mussten, waren E-Akten bereits 2021 eingeführt worden. Sie wurden bisher aber kaum genutzt: Zu Jahresbeginn gab es 1,9 Millionen ePAs bei mehr als 74 Millionen gesetzlich Versicherten. Ein Gesetz der Ampel-Koalition kehrte daher das Prinzip um: Nun bekommen alle eine ePA, außer man widerspricht aktiv (Opt-out). Die Widerspruchsquote liegt laut Kassen-Spitzenverband im Schnitt bei fünf Prozent. Auch private Versicherungen können ePAs anbieten.

Zugriffsrecht für Ärzte für 90 Tage

Wenn man in der Praxis oder Klinik die Versichertenkarte einsteckt, bekommen die behandelnden Ärztinnen und Ärzte ein Zugriffsrecht zum Lesen und Füllen der ePA. Standardmäßig gilt es für 90 Tage, man kann die Spanne über die App verkürzen und verlängern. Patienten können in der Sprechstunde bestimmen, wenn ein Befund nicht in die Akte hinein soll. Bei sensiblen Daten müssen sie auch ausdrücklich auf dieses Widerspruchsrecht hingewiesen werden, wie das Ministerium erläutert. Der Verbraucherzentrale Bundesverband pocht auf unkomplizierte Einstellungen, welcher Mediziner was einsehen kann. «Sonst erfährt am Ende die Zahnarztpraxis von der Psychotherapiebehandlung.»

Schrittweise mehr Inhalte

Ärztinnen und Ärzte sind künftig verpflichtet, wichtige Dokumente in die E-Akte einzustellen. Gleich zum Start soll auch eine Liste der Medikamente enthalten sein, die automatisch aus den inzwischen üblichen E-Rezepten erstellt wird. Ab Sommer soll als nächstes ein Medikationsplan mit zusätzlichen Angaben etwa zu Dosierungen von Arzneimitteln dazukommen. Die KBV weist darauf hin, dass die ePA als «versichertengeführte» Akte die eigene Dokumentation der Ärzte in ihrem jeweiligen Praxissystem nicht ersetzt. Auch eine direkte Kommunikation zwischen Praxen bleibe wichtig, zumal Versicherte Daten löschen können.

Schutz der sensiblen Gesundheitsdaten

Lauterbach versicherte zum Start: «Die Daten der Bürger sind sicher vor Hackern.» Zuvor hatte der Chaos Computer Club vor Angriffsmöglichkeiten gewarnt. Daraufhin kündigte die mehrheitlich bundeseigene Digitalgesellschaft Gematik Lösungen an, um derartige Szenarien zu unterbinden. Gespeichert werden die Daten laut Ministerium auf Servern in Rechenzentren im Inland innerhalb der geschützten Datenautobahn des Gesundheitswesens. Generell wird jeder Zugriff auf die ePA mit Datum und Uhrzeit protokolliert. In die ePA hochzuladen sein sollen nur Dateiformate, die keine Viren übertragen.

Patienten können auch Angehörige damit betrauen, die ePA-App für sie zu nutzen. | Foto: Techniker Krankenkasse/dpa (Handout/Symbolbild)
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Zugang zur eigenen Akte

Für Versicherte gibt es bei der ersten Anmeldung in der ePA-App ebenfalls Sicherheitsanforderungen. Gebraucht wird ein elektronischer Personalausweis mit Geheimnummer (Pin) - oder die elektronische Gesundheitskarte mit Pin, die man auf Antrag von der Krankenkasse bekommt. Für die spätere App-Nutzung kann man dann selbst Identifizierungswege am Smartphone einstellen, etwa per Gesichtserkennung. Wer die App nicht selbst verwenden will, kann zum Beispiel Angehörige damit betrauen. Auch Kinder bekommen eine ePA, wenn die Eltern nicht widersprechen, ab 15 können sie es selbst entscheiden.

Daten auch für die Forschung

Einen Schub bringen soll die E-Akte auch für die Forschung. Geplant ist, dass von Juli 2025 an Daten der ePAs für Forschungswecke an eine zentrale Stelle weitergeleitet werden. Die Daten werden dafür pseudonymisiert verwendet, wie das Ministerium erläutert - also ohne direkt personenbeziehbare Angaben wie Name und Adresse. Versicherte können aber auch dieser Nutzung in der App oder bei einer Ombudsstelle der Krankenkasse widersprechen. Lauterbach sieht enorme Chancen für die Forschung mit großen Datenbeständen, wenn auch noch Daten aus Registern und Kassen-Abrechnungen einbezogen werden.

Die elektronische Patientenakte - kurz ePA - soll die Behandlung verbessern, weil Ärzte dadurch unter anderem Informationen über Befunde und verordnete Medikamente bekommen.  | Foto: Rolf Vennenbernd/dpa-Pool/dpa (Archivbild)
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Autor:

Victor Schlampp aus Schwabach

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