Endlich wieder Live-Kultur vom 25.6. – 5.7.
Das LESEN!-Festival in Fürth findet statt
FÜRTH (pm/ak) - Kultur lebt vom Zusammenkommen, dem Austausch und der Diskussion vor Ort. Und so startet das Kulturamt der Stadt Fürth das beliebte LESEN!-Festival auch real statt virtuell.
Mit einem ausgeklügelten Schutz- und Hygienekonzept gibt es in diesem Sommer eine LightVersion, ohne großes Rahmenprogramm, aber mit einer hohen Konzentration von Lesungen angesagter Autor/-innen der deutschsprachigen Literaturszene. Sie geben in moderierten Lesungen Kostproben aus ihren neuesten Werken. Altbekannte Autor/-innen sind dabei, wie Anna Katharina Hahn, John von Düffel, Frank Goosen, Dirk Kurbjuweit, aber auch neue, junge wie Olivia Wenzel oder Marius Goldhorn. Was bewegt sie im Jahr 2020? In ihren Büchern beschäftigen sie sich mit den Themen der Zeit: Klimawandel, Terrorismus, Digitalisierung, deutsche Außenpolitik, Demokratie.
Die Corona-Pandemie konnten die Autor/-innen nicht vorhersehen, deshalb ist sie in den gerade erschienenen Büchern auch noch kein Thema. Aber die Pandemie hat den Buchmarkt rasant verändert: Die Leipziger Buchmesse, eine der wichtigsten Plattformen für Autor/-innen und Verlage, um ihr Publikum zu erreichen, ist pandemiebedingt abgesagt worden.
Auch die Dreharbeiten des TATORTs sind aufgrund der Pandemie stark beeinträchtigt worden. Weder die Jubiläumsausgabe zum 50. noch der neue Franken-Tatort konnten wie geplant produziert werden. Drehbuchautor Max Färberböck wird in der KULT-Nacht zusammen mit Schauspieler Andreas Leopold Schadt einen Ausblick geben.
Die Metropolregion ist reich an Autor/-innen. So liefern nicht nur bei #streetart LESEN Autor/innen mit Bezug zu Fürth Zitate für einen Literaturparcours. Auch Nataša Dragnić aus Erlangen sowie Kulturförderpreisträgerin Lara Ermer, jetzt in Frankfurt/M. lebend, aber ihrer Heimatstadt Fürth immer noch verbunden, sind eingeladen, um aus ihren Texten zu lesen.
Auch der Nachwuchs kommt zu Wort: Die besten Nachwuchspoet/-innen Frankens liefern sich beim U20 Poetry Slam eine Poesieschlacht und stellen sich der Abstimmung durch das Publikum. Pauline Füg (Autorin, Poetry Slammerin, Kulturpreis Bayern) und Michael Malcherek (Poetry Slammer) führen durch den poetischen Abend.
Am Kinder- und Familientag entführen ehrenamtliche Vorleser/-innen mit Bilderbuchgeschichten für Vier- bis Sechsjährige ins Lese-Abenteuer-Land. Kinderbuchautorin Ann-Katrin Heger liest aus ihrer Reihe „Die Heubodenbande“, in der Schaf Wolle und das kluge Huhn Hilde mit ihrem Detektivbüro in ganz besonderen Fällen ermitteln. Kinder zwischen sechs und zehn Jahren sind zum gemeinsamen Philosophieren eingeladen. Gibt es dumme Fragen? Was ist Freundschaft? Woher kommen die Gedanken?
LESEN! goes Open-Air: Um einen größtmöglichen Schutz zu gewährleisten, finden die meisten Programmpunkte bei schönem Wetter im Innenhof des Kulturforums statt, bei Regen im Kleinen Saal. Die Eintrittskarten gibt es ausschließlich an der Abendkasse, um kurzfristig und flexibel auf geänderte behördliche Vorgaben sowie das Wetter reagieren zu können.
Ein Programmüberblick in kurzen Sätzen:
Zum Auftakt der Lesungen im Hof des Kulturforums geht es zunächst einmal weniger ernsthaft zu, wenn Frank Goosen (25.6.) in seinem Buch „The Beatles“ seiner lebenslangen Obsession für diese Band frönt: kenntnisreich, berührend-persönlich und garantiert nicht von Yesterday!
Ganz im Zeichen des Krimis steht Deutschlands sicherste Großstadt, wenn bei der LESEN! Kult-Nacht: Franken-Tatort (26.6.) mit dem mehrfachen Drehbuchautor und Regisseur des Franken-Tatorts Max Färberböck und dem Schauspieler Andreas Leopold Schadt (Kommissar Sebastian Fleischer) über die Macht des Drehbuchs und das Besondere am Franken-Tatort gesprochen wird.
Mit Anna Katharina Hahn (27.6.) ist eine der wichtigsten literarischen Stimmen Deutschlands zu Gast, die in „Aus und davon“ mit großartiger Menschen- und Milieukenntnis und ebenso präzisem wie ironischem Sprachwitz ein treffendes Bild von Liebe, Nähe und Ferne im 21. Jahrhundert zeichnet.
Am Sonntag, 28.6. erzählt die in Teheran geborene Schriftstellerin Nava Ebrahimi in ihrem neuesten Roman „Das Paradies meines Nachbarn“ die Geschichte von Ali Najjar, der als Kindersoldat das Grauen des Iran-Irak-Krieges erlebte, später in Deutschland als Produktdesigner Erfolg hatte und nach dem Tod seiner Mutter sich einem lange verdrängten Geheimnis stellen muss. Ebrahimi hinterfragt dabei auch die wirtschaftlichen und politischen Verflechtungen Deutschlands und der westlichen Welt mit dem Iran und stellt die Frage nach der Verantwortung.
Dirk Kurbjuweit (30.6.), vielfach ausgezeichneter Autor sowie Zeit- und Spiegel-Reporter, ergründet in „Haarmann“ eindringlich die dunkle Seite der wilden 1920er Jahre. Während er den spektakulärsten Serienmord der deutschen Kriminalgeschichte psychologisch raffiniert und extrem fesselnd nachzeichnet, entwickelt er zugleich aus dem pathologischen Einzelfall ein literarisches Epochenbild, das Parallelen zur heutigen Zeit aufweist.
In ihrem Romandebüt „1000 Serpentinen Angst“ beschreibt Olivia Wenzel (1.7.) die Erlebnisse einer jungen schwarzen Frau in Deutschland, den USA und Vietnam. Wütend und leidenschaftlich schaut die Protagonistin auf unsere sich rasant verändernde Zeit und erzählt dabei auch die Geschichte ihrer Familie, eine Geschichte der Anpassung und Ausgrenzung.
Die Themen Klimawandel, Terrorismus, soziale Ungleichheit und Digitalisierung beschäftigen den 1991 geborenen Marius Goldhorn (2.7.) in seinem Debütroman „Park“: dramatisch skizziert er die subjektive Wehrlosigkeit einer Generation, für die das Virtuelle genauso nah ist wie die Realität und die gerade deshalb umso deutlicher spürt, dass es da noch etwas geben muss.
Der Klimawandel steht auch im Zentrum des neuen Romans von John von Düffel (4.7.), in dem Hannah, Tochter eines Schriftstellers, nach dessen Tod in die Stadt ihrer Kindheit zurückkehrt und mit einer Fridays-for-Future-Aktivistin konfrontiert wird, die behauptet, die wahre Tochter des Schriftstellers zu sein. Zwischen Vergangenheit und Zukunft erlebt sich Hannah als Teil einer überforderten mittleren Generation, die in einer beschleunigten Zeit Schwierigkeiten hat, sich zurechtzufinden.
Und: Es gibt für Literaturbegeisterte noch weitere Veranstaltungen und Aktionen: „Geschichten mit Akkordeon“ im Interkulturellen Garten (25.6.), die Matinée am Sonntag im Museum Frauenkultur (28.6.), die Literaturtouren der Tourist Information Fürth (28.6., 1.7. und 4.7.), die Rooftop Stories in der Volksbücherei (2.7.). Außerdem präsentieren Geflüchtete zum dritten Mal eigene Texte, diesmal im Innenhof des Kulturforums (3.7.), und Der Poetenkoffer der Döring‘schen Theaterwerkstatt in der Kofferfabrik (5.7.) zeigt eine szenische Lesung von Otfried Preußlers „Die kleine Hexe“. Wer lieber für sich schmökert, der kann sich bei den beliebten Fürther Buchtauschregalen bedienen oder zur Silent Reading Party in den Bogenhof (29.6.).
Zum siebten Mal wird schließlich der Literaturpreis Antho? – Logisch! 2020 verliehen (27.6.). Diesmal ebenfalls Open-Air auf der Bühne des Kulturforums. Aus 200 eingereichten Texten aus verschiedensten Regionen Deutschlands und der Welt hat die Jury insgesamt 24 emotionale, zeitkritische, literarische Texte für das Buch „Helden. Texte zum Antho? – Logisch! Literaturpreis 2020!“ ausgewählt. Bei der Verleihung lesen die drei Preisträgerinnen ihre Siegertexte: Die 1. Preisträgerin Verena Liebers wird ihren Text „Im Klassenzimmer“ präsentieren, Manuela Bibrach, 2. Preisträgerin, liest ihre Erzählung „Kogel“ und Barbara Rieger, die 3. Preisträgerin trägt ihren Text „Verhinderte Helden. Vier Abschiede“ vor.
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