Widerstand gegen Politik
Autohersteller lehnen Daten-Treuhänder ab
MÜNCHEN / BERLIN (dpa/mue) - Dicke Luft beim Datenschutz: Die Bundesregierung stößt mit ihrem Plan eines Treuhänders für Autodaten auf Widerstand bei den Herstellern.
Der Treuhänder soll die Hoheit der Autobesitzer über die Fülle der von ihren Fahrzeugen erzeugten Daten gewährleisten, außerdem den Datenzugang für Behörden, Versicherungen, TÜV oder auch Autowerkstätten. Der Verband der Automobilindustrie VDA fürchtet zusätzliche Bürokratie ebenso wie Missbrauch: «Für die Übertragung der Daten lehnt der VDA jedoch das so genannte Treuhänder-Modell ab, da es aus unserer Sicht verschiedene Nachteile mit sich bringt», so VDA-Geschäftsführer Joachim Damasky auf Anfrage. Diskutiert wird über den Autodaten-Treuhänder seit Jahren, maßgeblich angestoßen von der Allianz, dem größten deutschen Versicherer. Im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP heißt es, dass die Regierungsparteien zur wettbewerbsneutralen Nutzung von Fahrzeugdaten ein Treuhänder-Modell anstreben. Einzelheiten nennt das Bundesverkehrsministerium zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht.
Beim Treuhänder-Projekt geht es um eine Vielzahl widerstreitender Interessen und offener Fragen: von der Autoreparatur bis zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Dazu zählt die Verfügbarkeit von Autodaten für die Unfallaufklärung ebenso wie die Frage, ob Autohersteller und -zulieferer künftig gezwungen sein werden, die Früchte ihrer Software-Entwicklung mit Drittfirmen zu teilen. Potenzielle Interessenten wären Start-ups ebenso wie die IT-Großkonzerne aus den USA oder Versicherungen. «Verbraucher und Verbraucherinnen könnten im Zuge der Digitalisierung und Vernetzung ihrer Autos von neuen Dienstleistungen profitieren», meint Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Versicherungsverbands GDV. Zunächst geht es für die Allianz und die Versicherungsbranche um ungehinderten Datenzugriff nach Schäden und Unfällen. «Wenn es beispielsweise um Unfallklärung oder Produkthaftung geht, sollte der Daten-Treuhänder weder eine Versicherung noch ein Autohersteller noch jemand anders sein, der mit diesen Themen aktiv befasst ist, sondern eine neutrale Stelle», betont Christoph Lauterwasser, der Leiter des Allianz Zentrums für Technik (AZT).
Der Versicherungsverband GDV fordert für seine Mitgliedsunternehmen grundsätzlich ein Zugangsrecht zu Autodaten, hat sich aber auf kein bestimmtes Modell festgelegt. «Daten vernetzter Autos gehören nicht den Herstellern, sondern sie gehörten in die Hände der Halterinnen und Halter», so Asmussen weiter. Ein Mobilitätsdatengesetz solle die wettbewerbsneutrale Nutzung möglich machen. «Ob ein solcher wettbewerbsneutraler Zugang zu den Daten über ein Treuhänder-Modell oder auf andere Weise erfolgt, ist nachrangig.» Der Allianz sei es beispielsweise sehr wichtig, dass dem Nutzer die Kontrolle über die Daten gegeben werde, betont auch Lauterwasser. «Das würde auch für uns als Versicherung vollkommen ausreichen, da wir über die Mitwirkungspflichten des Kunden bei der Schadenregulierung dann auch die erforderlichen Fahrzeugdaten zur Unfallaufklärung erhalten könnten.»
Autor:Uwe Müller aus Nürnberg |
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