Nürnbergs Oberbürgermeister Luppe
Einer der bekanntesten Kommunalpolitiker der Weimarer Republik
NÜRNBERG (pm/nf) – Am Dienstag, 6. August 2024, jährt sich zum 150. Mal der Geburtstag des früheren Nürnberger Oberbürgermeisters Dr. Hermann Luppe. Der gebürtige Kieler hat Nürnberg in einer wichtigen Phase der Stadt – in den 1920er-Jahren – maßgeblich geprägt.
Dazu gehören nicht nur wegweisende Entscheidungen für das Stadion und Schwimmbad, den Wohnungsbau und das Klinikum. Luppe war auch ein überzeugter Demokrat und stellte sich als einer der bekanntesten Kommunalpolitiker der Weimarer Republik aufrecht gegen die erstarkenden Nationalsozialisten. Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König würdigt die Leistungen seines Amtsvorgängers.
„Hermann Luppe war ein leidenschaftlicher Kommunalpolitiker. Für das Mitglied der Weimarer Nationalversammlung stand das Gemeinwohl immer im Vordergrund. Er war ein Verfechter des demokratischen Prinzips der Mehrheitsentscheidung. In den Kommunen sah Hermann Luppe das Fundament des demokratischen Staats. Er verabscheute Extreme. Deshalb stellte sich der promovierte Jurist auch mutig gegen die Nationalsozialisten, bis sie ihn in Nürnberg 1933 absetzten“, betont Oberbürgermeister Marcus König.
Die erste Bewerbung 1913 war noch vergeblich. Doch beim zweiten Versuch gelang es Luppe 1920, zum Oberbürgermeister von Nürnberg gewählt zu werden. Da hatte er bereits viel Erfahrung in der Stadtverwaltung von Frankfurt am Main sammeln können. Hier stieg der beliebte Kommunalpolitiker bis zum Zweiten Bürgermeister auf. Hermann Luppe war ein Anhänger der Weimarer Republik. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der liberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP), zog 1919 in die Nationalversammlung ein. Doch sein Herz schlug für die Kommunalpolitik.
„Hermann Luppe wollte gestalten“, sagt OB Marcus König. „Das ging und geht noch immer am besten in den Kommunen.“ Als Luppe sein Amt antrat, lag das Ende des Ersten Weltkriegs kaum mehr als ein Jahr zurück. Die soziale und wirtschaftliche Situation war äußerst angespannt. In der Ära des liberalen, sozial engagierten Politikers entstanden zukunftsweisende Projekte. Luppe forcierte den Wohnungsbau. Gleich ins erste Amtsjahr fiel die Gründung des Gesundheitsamts. Das erste in Bayern. Planetarium und Volkssternwarte sind ebenso mit seiner Amtszeit verbunden wie die Gründung einer Volkshochschule und Handelsschule.
Oberbürgermeister Marcus König: „Für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen, war bereits in der Ära Luppe eine der größten Herausforderungen – und sie ist es noch heute. Dabei sah sich der frühere OB genauso mit einer äußerst angespannten Haushaltslage konfrontiert wie der heutige.“ Hermann Luppe kümmerte sich um die Ansiedlung von Betrieben, machte sich zugleich Gedanken über die Entwicklung des Handels. Auch das, so König, sind Themen, die die Kommunalpolitik 100 Jahre später auch beschäftigen.
Wenn man so will, gibt es eine weitere Parallele zu den 20er-Jahren. Hermann Luppe hatte die Vision eines Sportgeländes mit Stadion, Schwimmbad sowie Außenanlagen und Erholungspark. Die Umsetzung war 1928 fertig, sie wurde mit einer Goldenen Medaille gewürdigt. Heute geht es auf dem Areal um ein neues Stadion und ein zeitgemäßes sportliches Umfeld. „Wir knüpfen ein Stück weit an die visionären Ideen aus der Zeit Hermann Luppes an“, sagt Marcus König.
In die 1920er-Jahre fiel der Aufstieg der Nationalsozialisten. „Er verteidigte die Demokratie, stemmte sich gegen die erstarkenden Nationalsozialisten“, betont OB König. Bis sie Hermann Luppe schließlich 1933 festnehmen ließen und zum Amtsverzicht zwangen. Das Ende der 13 Jahre Luppe in Nürnberg. Er starb im April 1945 beim letzten Bombenangriff auf Kiel, ebenso seine Frau.
„Mir liegt viel daran, 150 Jahre nach seiner Geburt an das Wirken von Hermann Luppe zu erinnern. Nürnberg hat ihm sehr viel zu verdanken. Das darf nicht in Vergessenheit geraten“, betont Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König.
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