Geiselnahme auf Hamburger Airport beendet
Bildergalerie: 35-jähriger Türke schoss um sich und warf Brandsätze

Ein Mann wird auf dem Hamburger Flughafen von der Polizei weggeführt. 18 Stunden hatte er seine vierjährige Tochter in seiner Gewalt, bevor er verhaftet werden konnte.  | Foto: Jonas Walzberg/dpa
9Bilder
  • Ein Mann wird auf dem Hamburger Flughafen von der Polizei weggeführt. 18 Stunden hatte er seine vierjährige Tochter in seiner Gewalt, bevor er verhaftet werden konnte.
  • Foto: Jonas Walzberg/dpa
  • hochgeladen von Nicole Fuchsbauer

HAMBURG  (dpa/nf) - Glückliches Ende einer mehr als 18-stündigen Nervenschlacht am Hamburger Flughafen: Eine Geiselnahme ist am Sonntagnachmittag auf dem Rollfeld unblutig zu Ende gegangen. «Der Mann hat mit seiner Tochter (4) das Auto verlassen, ist auf Einsatzkräfte zugegangen, in dem Moment ist der Zugriff geglückt», sagte Polizeisprecherin Sandra Levgrün. Das Kind sei nun sicher und scheine auch unverletzt zu sein.

Ein Mann liegt am Hamburger Flughafen umringt von Polizeikräften auf dem Boden.  | Foto: Jonas Walzberg/dpa
  • Ein Mann liegt am Hamburger Flughafen umringt von Polizeikräften auf dem Boden.
  • Foto: Jonas Walzberg/dpa
  • hochgeladen von Nicole Fuchsbauer

Geiselnehmer Salman E. verlangte, mit seiner Tochter in die Türkei fliegen zu können

Der Tatverdächtige sei in Obhut der Polizei, sagte Levgrün. «Es wird jetzt noch geguckt, ob er mögliche Sprengkörper noch irgendwie an sich trägt oder bei sich trägt oder ob sie noch im Auto vorhanden sind.» Das sei noch nicht abgeschlossen. Zum Gesundheitszustand des Mannes sagte die Sprecherin: «Wir gehen im Moment davon aus, dass er unverletzt ist, aber er ist noch am Boden liegend in Obhut der Polizeikräfte.»

Die beschädigte Schranke, durch die der Mann am Flughafen mit seinem Auto gerast sein soll.  | Foto: Jonas Walzberg/dpa
  • Die beschädigte Schranke, durch die der Mann am Flughafen mit seinem Auto gerast sein soll.
  • Foto: Jonas Walzberg/dpa
  • hochgeladen von Nicole Fuchsbauer

Passagiere schildern Ängste

«Beängstigend», «gruselig» - so schilderten Passagiere, die aus ihren Maschinen geholt wurden, ihre Eindrücke. Eine junge Frau, die nach Mallorca fliegen wollte, sagte der dpa, sie habe ein Feuer gesehen und erst gedacht, das werde schnell wieder gelöscht. Dann habe sie gehört, es gebe einen Amoklauf, das sei schon gruselig gewesen. Tatsächlich hatte der bewaffnete Mann bei seiner Fahrt auf dem Flughafen heraus Brandflaschen geworfen, die auf dem Vorfeld Feuer auslösten.

Seit Samstagabend hatte der bewaffnete Geiselnehmer die Polizei in Atem gehalten. Der 35-jährige Salman E. durchbrach gegen 20.00 Uhr mit seinem schwarze Audi samt Tochter eine Absperrung am Tor zum Vorfeld des Airports. Er schoss auf dem Gelände in die Luft und warf Brandsätze aus dem Wagen. Mehr als 18 Stunden lang stand sein Auto danach neben einer Maschine der Turkish Airlines. Die Verhandlungen mit dem Geiselnehmer wurden auf türkisch geführt. 

Polizisten sind am Flughafen im Einsatz. | Foto: Jonas Walzberg/dpa
  • Polizisten sind am Flughafen im Einsatz.
  • Foto: Jonas Walzberg/dpa
  • hochgeladen von Nicole Fuchsbauer

Vorausgegangen war laut Polizei wohl ein Sorgerechtsstreit mit der Mutter. Die Nacht hindurch und auch heute stand die Polizei in Verhandlungen mit dem Mann. Der Flugbetrieb ruhte.

Die Ehefrau des Geiselnehmers, die sich in Stade bei Hamburg aufgehalten haben soll, hatte sich nach Angaben eines Sprechers wegen möglicher Kindesentziehung bei der Landespolizei gemeldet. Die Frau hielt sich am Airport auf.

Ein bewaffneter Mann hält auf dem Airport in hamburg seine vierjährige Tochter in seiner Gewalt. Hintergrund: Kindesentzug. Der 35-jährige Türke wollte mit seiner Tochter in die Türkei fliegen.  | Foto:  Daniel Bockwoldt/dpa
  • Ein bewaffneter Mann hält auf dem Airport in hamburg seine vierjährige Tochter in seiner Gewalt. Hintergrund: Kindesentzug. Der 35-jährige Türke wollte mit seiner Tochter in die Türkei fliegen.
  • Foto: Daniel Bockwoldt/dpa
  • hochgeladen von Nicole Fuchsbauer

Flugbetrieb am Hamburger Flughafen

Der Flughafen war wegen der Geiselnahme weiträumig gesperrt. Nach Angaben des Flughafens waren seit dem eigentlichen Betriebsbeginn um 6.00 Uhr bis 11.00 Uhr bereits 126 Flüge gestrichen worden. Fünf Ankünfte seien zu anderen Flughäfen umgeleitet worden. Für den gesamten Tag seien eigentlich 286 Flüge - 139 Abflüge und 147 Ankünfte - mit rund 34.500 Passagieren geplant. Wie viele davon tatsächlich stattfinden können, ist laut Flughafen unklar. Bereits am Samstag waren 27 Flüge mit rund 3200 Passagieren betroffen.

Nach dem Ende der Geiselnahme am Hamburger Flughafen plant der Airport ein möglichst rasches Wiederanlaufen des Flugbetriebs. «Die Vorbereitungen für die schnellstmögliche Wiederaufnahme des Flugbetriebes laufen», hieß es auf der Homepage des Flughafens. «Wir sind in enger Abstimmung mit den Sicherheitskräften, wann die Zufahrten und Terminals wieder freigegeben werden.»

Tschentscher dankt Einsatzkräften nach Geiselnahme

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hat sich nach dem glücklichen Ende der Geiselnahme am Flughafen erleichtert gezeigt. «Die Geiselnahme auf dem Hamburg Airport ist nach langen, dramatischen Stunden beendet», schrieb Tschentscher am Sonntag auf X, früher Twitter. Er dankte der Polizei für ihren Einsatz und das besonnene Vorgehen, mit dem das vierjährige Mädchen befreit und der Täter festgenommen werden konnte. «Ich wünsche der Mutter, dem Kind und ihrer Familie viel Kraft, die schrecklichen Erlebnisse zu bewältigen.»

Kritik an Sicherheitsmängeln auf Flughäfen

Gleichwohl gab es aber auch Kritik an den Sicherheitsstandards an deutschen Flughäfen. Der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) etwa reicht das bisherige Vorgehen nicht mehr. «Es ist nur schwer vermittelbar, dass etwa Weihnachtsmärkte mit Betonbarrikaden gesichert werden, und unsere Flughäfen werden als Hochsicherheitsbereiche von Betreibern stiefmütterlich behandelt», sagt DPolG-Bundesvize Heiko Teggatz.

Im «Spiegel» sagte der Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt: «Der Hamburger Flughafen ist nicht sicher - und andere Airports in Deutschland auch nicht.» Flughäfen seien seit Jahrzehnten als bevorzugte Angriffsziele für Terroristen bekannt. Auf den Vorfeldern stünden Maschinen mit Zehntausenden Litern Kerosin im Bauch und Hunderten Passagieren an Bord.» Großbongardt bezeichnete daher die Flughafenbetreiber und Behörden als «unfassbar naiv».

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

Webseite von Nicole Fuchsbauer
Nicole Fuchsbauer auf Facebook
Nicole Fuchsbauer auf Instagram
Nicole Fuchsbauer auf X (vormals Twitter)
following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

27 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.