CSU-Onlinemitgliedschaften steigen sprunghaft an
Bürger in Bayern von Söders Rückzug eher enttäuscht
MÜNCHEN (dpa/lby) - Die bayerischen Bürger sind vom Rückzug von Markus Söder (CSU) in der Frage der Unions-Kanzlerkandidatur eher enttäuscht. Bei einer Umfrage für «17:30 SAT.1 Bayern» erklärten nur 30 Prozent, dass sie den Verzicht des CSU-Chefs zu Gunsten von Armin Laschet (CDU) begrüßen, 63 Prozent verneinten dies.
Bei der Befragung erklärten 52 Prozent der Bürger, dass ihnen Söder als Kandidat lieber gewesen wäre. Der CDU-Vorsitzende kam hingegen auf 22 Prozent, etwa ebensoviele sprachen sich für keinen von beiden aus.
Auch im Vergleich mit anderen Kanzlerkandidaten schnitt Laschet eher schwach ab. Bei der Frage «Wer wäre Ihnen als Bundeskanzler/in persönlich am liebsten?», landete Grünen-Chefin Annalena Baerbock mit knapp einem Viertel der Stimmen in Front. Laschet und SPD-Bewerber Olaf Scholz lagen mit 13 und 12 Prozent weit dahinter. Etwa die Hälfte der Befragten wollten allerdings niemand der drei, jemand anderen oder machten keine Angaben.
Mitgliedschaften bei der CSU gestiegen
Nach der Niederlage von CSU-Chef Markus Söder gegen den CDU-Vorsitzenden Armin Laschet im Machtkampf um die Kanzlerkandidatur ist die Nachfrage nach Online-Mitgliedschaften bei der CSU «sprunghaft» gestiegen. Man komme bei der Bearbeitung derzeit kaum hinterher, teilte die CSU am Donnerstag auf Nachfrage mit. In den vergangenen Tagen seien mehrere hundert Anträge eingegangen - aus ganz Deutschland. Konkrete Zahlen könne man wegen der zeitversetzten Erfassung und Bearbeitung der Anträge allerdings noch nicht nennen.
Die CSU bietet schon seit September 2020 Online-Mitgliedschaften an, und das bundesweit. «Wir freuen uns, dass dieses Angebot nun vermehrt nachgefragt wird», sagte Generalsekretär Markus Blume. Das erste Online-Mitglied sei damals CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak gewesen.
CSU-Online-Mitglieder können sich digital in die Parteiarbeit einbringen, sie bekommen nach Parteiangaben einen exklusiven Zugang zu Informationen, können sich an Online-Umfragen und -Schulungen beteiligen und an digitalen Parteievents teilnehmen. Es gibt aber einen ganz zentralen Unterschied zur «normalen» Mitgliedschaft: Anders als ein Vollmitglied gehört ein Online-Mitglied keinem Ortsverband der CSU an und hat kein innerparteiliches Stimmrecht.
CSU-Chef Söder hatte Anfang der Woche den Weg für seinen CDU-Kollegen als Kanzlerkandidaten freigemacht - in der Nacht zum Dienstag wurde Laschet vom CDU-Vorstand gekürt. Neben der CSU hatte es zuvor aber auch breite Unterstützung für Söder an der CDU-Basis gegeben. «Die CSU und ihr Vorsitzender Markus Söder haben in den vergangenen Wochen viel Zuspruch aus ganz Deutschland erfahren», sagte Blume dazu.
Und genau diesen Zuspruch will sich die CSU nun offenbar zunutze machen: Unter anderem auf Twitter wirbt sie derzeit offensiv für die Möglichkeit der Online-Mitgliedschaft. «Markus Söder unterstützen? Bei uns möglich!», heißt es in einem der CSU-Tweets vom Donnerstag.
Auf den Tweet gab es unter anderem zweierlei Arten von Reaktionen: Spekulationen, ob sich die CSU jetzt bundesweit ausdehnen wolle. Aber auch Kritik und Spott, ob dies wohl die neue Geschlossenheit sei, die Laschet und Söder nach ihrem Machtkampf nun so forcieren wollten.
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