Rentenatlas
Deutsche gehen immer später in Rente

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BERLIN (dpa) - Die Menschen in Deutschland gehen im Schnitt immer später in Rente. So stieg im vergangenen Jahr das Alter des Rentenbeginns im Schnitt auf 64,4 Jahre, wie der neue Rentenatlas der Rentenversicherung zeigt. Hauptgrund für den Anstieg ist, dass die Altersgrenze für eine abschlagsfreie Rente für besonders langjährige Versicherte gestiegen ist, wie ein Sprecher der Rentenversicherung in Berlin sagte. Gewerkschafter und der Sozialverband Deutschland (SoVD) forderten vor dem Hintergrund, die Debatte über eine weitere Heraufsetzung des Rentenalters zu beenden.

Laut Rentenatlaslag das Zugangsalter zu Altersrenten bei Männern im Jahr zuvor noch 64,1 Jahren und 2001 erst bei 62,4 Jahre. Bei den Frauen stieg das Rentenzugangsalter von 62,5 Jahren 2001 und 64,2 Jahren 2021 auf wie bei den Männern 64,4 Jahre im vergangenen Jahr.

Rente mit 64 statt mit 63

Die abschlagsfreie Rente nach 45 Versicherungsjahren galt zunächst als «Rente mit 63», weil zunächst Menschen mit Geburtsjahr vor 1953 so bereits mit 63 Jahren ohne Abschläge in Rente gehen konnten. Im vergangenen Jahr lag die Altersgrenze bei 64 Jahren, wie der Sprecher erläuterte. Ab Geburtsjahrgang 1964 gibt es die abschlagsfreie Rente dann frühestens mit 65 Jahren.

Ein vorzeitiger Rentenbeginn ist nach wie vor gefragt. Mit Blick auf die enormen Summen, die die Rentenkasse aus Beiträgen und Steuern braucht, hatte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger eine sofortige Abschaffung der abschlagsfreien Rente für besonders langjährige Versicherte gefordert. Die Chefin der Bundesagentur für Arbeit (BA), Andrea Nahles, hatte vergangene Woche in einem Interview eine Abschaffung von Frühverrentungsprogrammen für ältere Beschäftigte in deutschen Firmen gefordert. Die Beschäftigungsquoten Älterer seien zwar seit 2015 spürbar gestiegen - bei Älteren stecke aber noch ein erhebliches Arbeitskräftepotenzial gegen den Fachkräftemangel.

Zu den weiteren Gründen für den späteren durchschnittlichen Rentenbeginn zählt vor allem die Heraufsetzung des generellen Rentenalters auf 67 bis 2031, wie der Rentenatlas hervorhebt. Menschen mit Geburtsjahrgang 1956 konnten zum Beispiel mit 65 Jahren und zehn Monaten in Rente gehen.

Längerer Rentenbezug

Gleichzeitig dämpfte die steigende Altersgrenze bis zur Rente den Anstieg bei der Dauer des Rentenbezugs. So erhielten die Rentnerinnen und Rentner in den vergangenen Jahren im Schnitt immer länger ihre Bezüge. Bei den Männern stieg die Dauer des Rentenbezugs binnen zehn Jahren von 16,7 auf 18,8 Jahre im vergangenen Jahr. Im Vergleich zum Vorjahr blieb der Anstieg aber konstant. Die Frauen erhielten im Schnitt 22,2 Jahre lang ihre Rente, etwas länger als im Vorjahr und knapp ein Jahr länger als zehn Jahre zuvor. Den längeren Rentenbezug führte die Rentenversicherung auf die steigende Lebenserwartung zurück.

Debatte über Rentenreform

Die Bundesregierung will in den kommenden Wochen ein Reformkonzept für die langfristige Stabilisierung der Renten vorlegen. Geplant ist unter anderem, einen künftigen Beitragsanstieg durch Erträge von Anlagen auf dem Aktienmarkt abzufedern. Gleichzeitig flammte in den vergangenen Wochen immer wieder eine Debatte über längeres Arbeiten auf.

So hatte sich die «Wirtschaftsweise» Veronika Grimm zuletzt dafür ausgesprochen, das Renteneintrittsalter bei steigender Lebenserwartung automatisch anzuheben. Entsprechende Forderungen waren mehrfach erhoben wurden.

SoVD-Chefin Michaela Engelmeier hielt solchen Forderungen entgegen: «Nur wenige können sich den früheren Renteneintritt leisten.» Denn das Renteneintrittsalter steige zwar, liege aber immer noch deutlich unter der regulären Altersgrenze. Dies sei ein Zeichen dafür, dass die Menschen gesundheitlich nicht mehr könnten. «Eine weitere Anhebung der Regelaltersgrenze ist darum sinnlos», sagte Engelmeier der Deutschen Presse-Agentur. Hans-Jürgen Urban vom Vorstand der IG Metall sagte der dpa: «Jede Anhebung des Rentenalters auf dem Papier bedeutet in der Realität für Versicherte weniger im Geldbeutel durch Rentenabschläge.» Das durchschnittliche Rentenzugangsalter steige ohnehin - damit verbiete sich «jede Diskussion» um weitere Erhöhungen der Regelaltersgrenze.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte auf einer Wahlkampfveranstaltung in München eine weitere Anhebung des Renteneintrittsalters bereits ausgeschlossen. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann hatte steuerliche Entlastungen bei Hinzuverdienst in der Rente gefordert.

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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