600 Polizisten im Einsatz
Groß-Razzia gegen Schleuser geht weiter
DÜREN (dpa) - Die am Mittwoch in acht Bundesländern ausgeführte Razzia gegen Schleuser ist in Nordrhein-Westfalen fortgesetzt worden. Etwa 600 Beamte von Bundespolizei und Staatsanwaltschaft seien im Einsatz und durchsuchten seit 6 Uhr morgens insgesamt 116 Objekte, überwiegend Wohnungen, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Es gehe um denselben Einsatz wie am Mittwoch. «Das war an einem Tag nicht abzuhandeln», sagte der Sprecher. «Das ist der gleiche Kontext. Wenn der gestrige Tag 48 Stunden gehabt hätte und nicht nur 24, hätten wir es gestern schon geschafft.»
Am Mittwoch habe der Schwerpunkt auf der Vollstreckung von Haftbefehlen und der Sicherstellung von Beweismaterial gelegen, am Donnerstag liege der Schwerpunkt ebenfalls auf der Sicherstellung von Beweismaterial und zusätzlich auf der Feststellung von mutmaßlich geschleusten Menschen. Ziel sei herauszufinden, ob die mutmaßlich Geschleusten tatsächlich an den angeblichen Anschriften gewohnt haben.
Schwerpunkt im Raum Düren
Die am Donnerstag durchsuchten Wohnungen befanden sich den Angaben zufolge in Bergheim, Bonn, Düren, Düsseldorf, Frechen, Hürtgenwald, Inden, Jülich, Kerpen, Köln, Kaarst, Linnich, Meerbusch, Merzenich, Mülheim an der Ruhr, Ratingen, Solingen und Swisttal.
Eindeutiger Schwerpunkt sei der Raum Düren, sagte der Sprecher der Bundespolizei. In einer Straße in der Innenstadt von Düren durchsuchte die Polizei nach Beobachtung eines dpa-Reporters Wohnungen in mehreren nebeneinander liegenden Häusern. In der Stadt bei Aachen war am Mittwoch ein Mitarbeiter der Kreisverwaltung verhaftet worden.
Bis zu 360.000 Euro für Vermittlung einer Aufenthaltserlaubnis
Den Angaben der Behörden zufolge war bei der Razzia am Mittwoch eine international agierende Schleuserbande zerschlagen worden, die sich besonders auf reiche Menschen aus China und Oman spezialisiert haben soll. Über 100 Wohnungen, Geschäftsräume und Behörden wurden dabei durchsucht und zehn Beschuldigte verhaftet. Bis zu 360.000 Euro kostete die Vermittlung einer Aufenthaltserlaubnis im Einzelfall, wie Staatsanwalt Hendrik Timmer in Düsseldorf erläuterte.
Hauptverdächtige sind zwei 42 und 46 Jahre alte Rechtsanwälte aus dem Raum Köln. Der Tatvorwurf lautet auf banden- und gewerbsmäßiges Schleusen von Ausländern sowie auf Bestechung und Bestechlichkeit von Mitarbeitern lokaler Behörden. Für gewerbsmäßiges Einschleusen drohen Freiheitsstrafen bis zu 15 Jahren.
Angeworben wurden die finanzkräftigen Ausländer - auch aus Südafrika und Indien - nach Angaben der Ermittler über ein sogenanntes «Residenz-Programm» im Internet. Dort seien nicht nur das Gesundheits- und Bildungssystem Deutschlands beworben, sondern auch die deutsche Staatsbürgerschaft in Aussicht gestellt worden. Ausgenutzt worden seien Sonderregeln des Aufenthaltsgesetzes für Selbstständige und Fachkräfte.
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