Ausnahme: Tierversuche und Tierseuchen
UPDATE: Bundestag verbietet millionenfaches Kükentöten ab 2022

In Deutschland werden jährlich mehr als 40 Millionen männliche Küken kurz nach dem Schlüpfen routinemäßig getötet, weil sie keine Eier legen und nicht so viel Fleisch ansetzen.  | Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa
  • In Deutschland werden jährlich mehr als 40 Millionen männliche Küken kurz nach dem Schlüpfen routinemäßig getötet, weil sie keine Eier legen und nicht so viel Fleisch ansetzen.
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UPDATE:
BERLIN (dpa) - Mit dem massenhaften Töten männlicher Küken in der Legehennenzucht soll ab Anfang 2022 in Deutschland Schluss sein. Das legt ein Verbot von Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) fest, das der Bundestag beschlossen hat.

Stattdessen sollen dann Verfahren auf breiter Front einsetzbar sein, um das Geschlecht schon im Ei zu erkennen und männliche Küken gar nicht erst schlüpfen zu lassen. Tierschützer fordern seit Jahren ein Ende des Tötens. Die Geflügelbranche warnte vor einem nationalen Alleingang. Große Supermarktketten haben schon damit begonnen, ihre Sortimente auf Eier aus Produktion ohne Kükentöten umzustellen.

Klöckner sagte der Deutschen Presse-Agentur, das Gesetz sei ein Meilenstein für den Tierschutz. «Damit sind wir weltweit Vorreiter.» Um das Kükentöten jetzt rechtssicher untersagen zu können, seien Millionen in Spitzenforschung investiert worden. Brütereien stünden dadurch nun Alternativen zur Verfügung. «Damit zeigen wir, dass Tierschutz und Wirtschaftlichkeit zusammengeht», betonte die Ministerin. «Wir lagern Tierschutzfragen nicht einfach ins Ausland aus, sondern bieten hier in Deutschland eine Lösung an.»

Obwohl auch AfD und Grüne für das Gesetz stimmten, kam aus der Opposition deutliche Kritik: So warnten AfD und FDP, ein nationaler Alleingang führe zur Abwanderung der Branche ins Ausland. Linken und Grünen geht das Gesetz hingegen nicht weit genug. Linken-Fraktionschefin Amira Mohamed Ali nannte es eine «Scheinlösung», die Küken nicht erst nach dem Schlüpfen zu töten, sondern kurz davor. Mit dem Gesetz soll sich abschließend auch noch der Bundesrat befassen.

Konkret heißt es im Tierschutzgesetz künftig: «Es ist verboten, Küken von Haushühnern der Art Gallus gallus zu töten.» Und zwar gültig ab 1. Januar 2022, ausgenommen für Maßnahmen bei Tierseuchen oder für Tierversuche. Zum 1. Januar 2024 soll zudem eine Verschärfung bei der Geschlechtsbestimmung im Ei folgen. Dann sollen nur noch Methoden erlaubt sein, die frühzeitiger funktionieren - ab dem 7. Tag des Bebrütens sollen Eingriffe tabu sein. Hintergrund ist, dass Embryos ab dann ein Schmerzempfinden haben, wie das Ministerium erläuterte. Derzeit seien Verfahren zwischen dem 9. und dem 14. Tag marktreif. Insgesamt dauert es 21 Tage, bis Küken schlüpfen.
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BERLIN (dpa) - Das massenhafte Töten männlicher Küken in der Legehennenzucht soll ab Anfang 2022 in Deutschland verboten sein. Das sehen Gesetzespläne von Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) vor, die der Bundestag nach jahrelangem Ringen am Donnerstagabend beschließen soll.

Stattdessen sollen dann Verfahren auf breiter Front einsetzbar sein, um das Geschlecht im Ei zu erkennen und männliche Küken gar nicht erst schlüpfen zu lassen. Ab Anfang 2024 sollen dafür nur noch Methoden erlaubt sein, die frühzeitiger beim Brüten der Eier funktionieren. Das soll Schmerzen für den Embryo vermeiden.

Klöckner sagte der Deutschen Presse-Agentur, das Verbot sei ein Meilenstein für den Tierschutz. «Damit sind wir weltweit Vorreiter.» Um das Kükentöten jetzt rechtssicher verbieten zu können, seien Millionenbeträge in Spitzenforschung investiert worden. Brütereien stünden dadurch nun Alternativen zur Verfügung. «Damit zeigen wir, dass Tierschutz und Wirtschaftlichkeit zusammengeht», betonte die Ministerin. «Wir lagern Tierschutzfragen nicht einfach ins Ausland aus, sondern bieten hier in Deutschland eine Lösung an. Dieses Modell wollen wir zum Exportschlager machen.»

In Deutschland werden jährlich mehr als 40 Millionen männliche Küken kurz nach dem Schlüpfen routinemäßig getötet, weil sie keine Eier legen und nicht so viel Fleisch ansetzen. Teils ist von «Schreddern» die Rede, die Tiere werden meist aber mit Gas getötet. Das Bundesverwaltungsgericht hatte 2019 entschieden, dass Tierschutzbelange schwerer wiegen als wirtschaftliche Interessen und erklärte die Praxis nur noch für eine Übergangszeit für zulässig.

Der Tierschutzbund forderte zuletzt, das «lange überfällige Ende» des Kükentötens nicht noch aufzuweichen, sondern endlich festzuschreiben. Im schwarz-roten Koalitionsvertrag steht ein Aus bis 2019. Ein echtes Mehr an Tierschutz könnten nur die Abkehr von der Hochleistungszucht und die Förderung von Zweinutzungshühnern bringen, erläuterte der Verband - dabei sollen weibliche Küken Eier legen, männlichen Küken werden zur Mast aufgezogen.

Der FDP-Agrarpolitiker Gero Hocker warnte vor einem nationalen Alleingang. «Zukünftig werden noch mehr Produkte aus dem Ausland in unseren Regalen landen. Einfluss auf die Produktionsbedingungen wie das Tierwohl verlieren wir dann immer mehr.» Nötig sei ein EU-weites Verbot des Kükentötens.

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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