Keine Angst vor Gaskrise und Corona
Der Countdown zur "Wiesn 2022" läuft
MÜNCHEN (dpa/lby) - Rasante Fahrgeschäfte, feiernde Massen, Bier in Strömen - in München geht es stramm auf das Oktoberfest zu. Nach drei Jahren Zwangspause soll vom 17. September bis 3. Oktober wieder das größte Volksfest der Welt gefeiert werden. Inflation, Corona, Personalknappheit und unsichere Energieversorgung - allen Schwierigkeiten zum Trotz stellte der Münchner Wiesnchef Clemens Baumgärtner (CSU) am Donnerstag klar: "Die Wiesn wird stattfinden."
Es gebe genug Personal - bei den Sicherheitskräften, aber auch bei Helfern und Bedienungen. Rund 700 Sicherheitsleute habe die Stadt München angeheuert, plus einen ausreichenden personellen Puffer, falls es wegen Corona Ausfälle gibt. Auch bei den Wirten sei nichts mehr über fehlendes Personal zu hören, das in der Gastronomie teils für Engpässe sorgt. Nicht zuletzt lässt sich auf der Wiesn gut verdienen.
"Wir haben ein schwieriges Umfeld, das will ich gar nicht verneinen", räumte Wirtschaftsreferent Baumgärtner ein. Corona, Inflation, Krieg und hohe Energiepreise - aber: "Die Wiesn muss jetzt mal wieder stattfinden." Es bringe nichts, noch ein Jahr zu warten, während Fußballstadien, Kinos und Opernhäuser voll seien. "Im ÖPNV feiern wir jeden Tag mehrere Wiesn" - rechnerisch, gemessen an den Fahrgastzahlen. Den ÖPNV aber müssten die Menschen nutzen, auf die Wiesn gehe man aus freien Stücken.
Das Fest werde keine zusätzliche Energieknappheit verursachen. Der Stromverbrauch liege bei 0,6 Promille des jährlichen Verbrauchs der Stadt München, beim Gas seien es 0,1 Promille. "Die Wiesn wird nicht dazu führen, dass in München die Lichter ausgehen", sagte Baumgärtner. Auch müsse niemand frieren, weil auf dem Oktoberfest zu viel Gas fürs Hendlgrillen verbraucht wurde. Die Wirte haben angekündigt, als Beitrag zum Energiesparen auf Heizpilze draußen zu verzichten.
Das Oktoberfest wird auch wieder Geld in die Stadt spülen. Der Wirtschaftswert lag zuletzt bei rund 1,5 Milliarden Euro. Neu: Fahrgeschäfte und Buden sollen bereits um 09.00 Uhr und damit früher öffnen; die etwas traditionellere "Oide Wiesn" im Südteil des Festgeländes soll länger offen bleiben.
Die Stadt hatte zeitweise über Corona-Regeln für das Volksfest nachgedacht, nun soll komplett ohne Auflagen gefeiert werden. "Wir haben eine ganze Reihe von Szenarien geprüft, wie das zu bewerkstelligen wäre", sagte Baumgärtner. Das sei aber technisch und logistisch nicht umsetzbar gewesen. Allein die Kosten hätten im niedrigen zweistelligen Millionenbereich gelegen. Außerdem habe nun der Bundesgesundheitsminister selbst die Erlaubnis erteilt, die Wiesn durchzuführen: Im neuen Entwurf der Bundesregierung für das Infektionsschutzgesetz seien Volksfeste nicht verboten.
Auch wenn eine Absage so gut wie ausgeschlossen scheint: Vorsorglich überträgt die Stadt Wirten, Schaustellern und Marktkaufleuten vertraglich das wirtschaftliche Risiko einer möglichen Absage. Weder die Stadt noch der Steuerzahler würde dafür zahlen, betonte Baumgärtner. Die Verträge für das Fest sollen am 12. September überreicht werden.
Die Wiesn werde trotz allerorten steigender Preise erschwinglich bleiben, unterstrich Baumgärtner weiter. Doch etwas tiefer als bei der letzten Wiesn 2019 werden die Gäste wohl in die Tasche greifen müssen. Der Preis für eine Maß Bier liegt im Schnitt bei 13,37 Euro, 15,77 Prozent mehr als vor drei Jahren.
Die Wiesn geht mit einem neuen Logo in die Saison. Ein ornamenthaft gestaltetes O - wie Oktoberfest - soll künftig die bereits geschützte Marke in die Welt tragen. In Kürze sollen Lederhosen, Janker, aber auch Rucksäcke, Brotzeitbrettl und Wintermützen mit dem neuen Zeichen erhältlich sein. Das Logo löst das Bild zweier lachender Krüge ab.
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