Werden Ältere in Deutschland diskriminiert?
Ferda Ataman fordert Änderung des Grundgesetzartikels 3

Trotz des Fachkräftemangels haben ältere arbeitslose Menschen oftmals kaum noch eine Chance, vermittelt zu werden. | Foto: britta60-stock.adobe.com (Symbolbild)
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  • Trotz des Fachkräftemangels haben ältere arbeitslose Menschen oftmals kaum noch eine Chance, vermittelt zu werden.
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BERLIN (dpa) - Nach Ansicht der Antidiskriminierungsbeauftragten des Bundes, Ferda Ataman, ist Altersdiskriminierung eines der «am meisten unterschätzten Diskriminierungsphänomene» in Deutschland. «Laut Studien erleben fast genauso viele Menschen Altersdiskriminierung wie rassistische Diskriminierung. Das muss uns zu denken geben, wenn man betrachtet, wie wenig wir über Altersdiskriminierung reden», sagte Ataman der Deutschen Presse-Agentur.

Konkret würden Menschen der Antidiskriminierungsstelle schildern, dass sie mit 50 ihren Job verloren hätten. «Dass sie Hunderte von Bewerbungen schreiben und danach nicht ein einziges Mal zum Bewerbungsgespräch eingeladen werden, obwohl sie hochqualifiziert sind. Oder dass sie im Job keine Fortbildungen bekommen, weil Arbeitgebende sagen, das lohne sich nicht mehr» sagte Ataman. «Auch schildern uns ältere Menschen Probleme, dass sie keine Kredite bekommen, selbst wenn sie eigentlich kreditwürdig sind.»

Sie wolle den Grundgesetzartikel 3 um den Begriff «Lebensalter» ergänzen. Der Artikel besagt, dass niemand wegen einer Behinderung, seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden darf.

Handlungsbedarf sieht Ataman auch durch die fortschreitende Digitalisierung. «Digitalisierung ist viel zu selten barrierefrei. Wenn ich eine Telefonhotline anbiete, muss mir klar sein, dass nicht alle Menschen gut hören», sagte Ataman. «Oder wenn ich ein Online-Portal für Arzttermine betreibe, muss mir klar sind, dass nicht alle Menschen so erfahren damit sind, dass sie das einfach machen können.»

Alternsforscher: «Die Älteren sind wichtige Marktteilnehmer»

Der Alternsforscher Hans-Werner Wahl warnt vor negativen Auswirkungen von Altersdiskriminierung auf die Wirtschaft. «Wir haben eine alte Arbeitsgesellschaft. Die Älteren sind wichtige Marktteilnehmer», sagte der Dozent an der Universität Heidelberg der Deutschen Presse-Agentur. «Was Mut macht, ist, dass wir eine Zeit vor uns haben, in der Altersdiskriminierung einfach geschäftsschädigend ist. Man wird seine Klientel nicht verärgern wollen, man wird sie nicht unnötig in eine Ecke stellen wollen.»

Altersdiskriminierung geschieht dem Forscher zufolge auch im Bereich der Kreditvergabe. «Da gibt es relativ feste Altersgrenzen, so um 67 Jahre, in denen es sehr schwer ist, noch einen Kredit zu bekommen. Und das gleichzeitig bei dem Wissen, dass heute viele Ältere finanziell gut aufgestellt sind, auch lange leben, lange auch einen Kredit bedienen können», sagte Wahl.

Trotz des Fachkräftemangels haben ältere arbeitslose Menschen oftmals kaum noch eine Chance, vermittelt zu werden. | Foto: britta60-stock.adobe.com (Symbolbild)
Altersdiskriminierung sei eines der «am meisten unterschätzten Diskriminierungsphänomene» in Deutschland, sagt die Antidiskriminierungsbeauftragten des Bundes. | Foto: Michael Kappeler/dpa
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Victor Schlampp aus Schwabach

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