40 Millionen Dosen bestellt
Großbritannien startet mit Impfungen gegen Coronavirus

Die erste, die die Corona-Impfung erhält: Die 90-jährige Margaret Keenan im Universitätskrankenhaus Coventry.  | Foto: Jacob King/PA Wire/dpa
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LONDON (dpa) - Vor allen EU-Staaten will Großbritannien heute mit flächendeckenden Impfungen gegen Corona beginnen.

Zuerst sollen über 80-Jährige, Mitarbeiter und Bewohner in Pflegeheimen sowie besonders gefährdetes medizinisches Personal das Mittel des Mainzer Herstellers Biontech und seines US-Partners Pfizer erhalten. Dabei handelt es sich um etwa sechs Millionen Menschen. Der britische Premierminister Boris Johnson sprach von einem "riesigen Schritt vorwärts".

50 Impfzentren eingerichtet

50 Kliniken sollen als Impfzentren dienen. Die Behörden zeigten sich bereit: "Alle Teile des Vereinigten Königreichs haben Dosen mit dem Corona-Impfstoff erhalten", schrieb Gesundheitsminister Matt Hancock bei Twitter. Wie die Vizechefin des nationalen Gesundheitsdiensts NHS, Saffron Cordery, sagte, sollen bis zum Jahresende vier Millionen Dosen mit dem Impfstoff ins Land kommen. Das würde Impfungen für zwei Millionen Menschen bedeuten, da pro Person zwei Dosen für den vollen Schutz notwendig sind. Insgesamt hat das Land 40 Millionen Dosen bestellt, damit können damit 20 Millionen Briten geimpft werden - das ist etwas weniger als ein Drittel der Bevölkerung.

Impfstoff angeblich sicher

Für die meisten Menschen werde es jedoch noch weit bis ins neue Jahr dauern, bis sie geimpft werden könnten, hieß es vom NHS. Ein Regierungssprecher sagte, dass der Großteil der schutzbedürftigen Menschen im Januar oder Februar geimpft werde. Die Behörden betonten, der Impfstoff sei "sicher und effektiv". Premierminister Johnson rief alle Menschen, die Anspruch auf eine Impfung haben, dazu auf, sich auch wirklich impfen zu lassen. Thronfolger Prinz Charles dankte allen, die an der Entwicklung des Impfstoffes beteiligt waren. Dank des Mittels könnten die Menschen nun mit neuer Hoffnung nach vorne schauen, sagte er. Gesundheitsexpertin Helen Donovan sagte der BBC, das größte Risiko liege darin, dass Geimpfte rund drei Wochen nach dem ersten Termin auch die zweite Dosis verabreicht bekommen müssten. Dabei soll eine Impfkarte als Nachweis helfen, die gleichzeitig eine Erinnerung an den zweiten Impftermin ist. Größere Impfzentren - etwa in Fußballstadien - sollen erst öffnen, wenn mehr Impfstoff zur Verfügung steht.

Enorme logistische Herausforderung

Die logistische Herausforderung ist groß, weil das Mittel bei minus 70 Grad Celsius gekühlt werden muss. Die britische Regierung will Medienberichten zufolge das in Belgien produzierte Präparat notfalls mit Militärflugzeugen einfliegen, damit es nicht im befürchteten Brexit-Verkehrschaos stecken bleibt. Ein Regierungssprecher wollte das nicht bestätigen, sagte aber: "Das Militär wird eine wichtige Rolle spielen bei der enormen logistischen Herausforderung." Großbritannien ist eines der am stärksten von Corona betroffenen Länder in Europa. Am Montag meldete die Regierung 14.718 weitere Corona-Fälle, 189 Menschen seien innerhalb von 28 Tagen nach einem Positivtest gestorben. Insgesamt gab es bisher etwa 77.000 Todesfälle, die mit Covid-19 in Verbindung stehen. Premier Johnson betonte, die Massenimpfung werde einige Zeit dauern. Deshalb müssten weiterhin alle Hygieneregeln eingehalten werden.

Auch in Russland wird bereits geimpft

In der vergangenen Woche war Großbritannien vorgeprescht und hatte früher als alle EU-Staaten per Notfallzulassung dem Impfstoff eine Freigabe erteilt. Russland hatte am Wochenende in seiner Hauptstadt Moskau mit großangelegten Impfungen gegen das Coronavirus begonnen und gehört damit zu den ersten Ländern weltweit, die ihre Bevölkerung in größerem Stil gegen die Lungenkrankheit Covid-19 impfen lassen. Auch in China wird bereits geimpft. Dabei werden zunächst jeweils Impfstoffe heimischer Hersteller verwendet. Von der Europäische Arzneimittel-Agentur Ema wird die wichtige Entscheidung über eine Zulassung des Biontech/Pfizer-Impfstoffs noch im Dezember erwartet. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte betont, die EU habe sich für ein gemeinsames Vorgehen entschieden.

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Autor:

Victor Schlampp aus Schwabach

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