Drei Jahre Corona in Deutschland
Vom Todesvirus zum allgemeinen Erkältungsrisiko
BERLIN (dpa/vs) - Rund drei Jahre ist es her, seitdem in Deutschland die erste Corona-Infektion bekannt geworden ist. Zeit für einen Rückblick über Fakten und Zahlen sowie einen Link auf ein You-Tube-Video mit dem der Kabarettist Michael Hatzius eine in weiten Teilen eingetroffene Prognose über bisherige und kommenden Fehler der Politik im Umgang mit der Pandemie satirisch auf die Schippe nimmt.
Aktueller Stand im Januar 2023: Mittlerweile sind rund 38 Millionen Infektionen registriert und etwa 64 Millionen Menschen per Impfung grundimmunisiert worden. Mehr als 164.000 Infizierte sind an oder mit Corona gestorben. Ein Rückblick:
2020
27. Januar: Die erste Infektion in Deutschland ist bestätigt: ein Mitarbeiter des Autozulieferers Webasto in Stockdorf bei München.
25./26. Februar: Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen melden erste nachgewiesene Fälle. Weitere Bundesländer folgen, am 10. März hat Sachsen-Anhalt als letztes Land seinen ersten Fall.
9. März: In NRW gibt es die ersten Todesfälle in Deutschland.
12./13. März: Immer mehr Theater und Konzerthäuser stellen den Spielbetrieb ein. Die Fußball-Bundesliga pausiert. Wenige Tage später kündigen erste Konzerne an, Fabriken vorübergehend zu schließen.
16. März: An den Grenzen zu Frankreich, Österreich, Luxemburg, Dänemark und der Schweiz gibt es Kontrollen und Einreiseverbote. In den meisten Bundesländern sind Schulen und Kitas geschlossen.
22. März: Verbot von Ansammlungen von mehr als zwei Menschen. Ausgenommen sind Angehörige, die im eigenen Haushalt leben. Cafés, Kneipen, Restaurants, aber auch Friseure müssen schließen.
25. März: Der Bundestag stellt eine «epidemische Lage von nationaler Tragweite» fest. Diese erlaubt der Regierung, ohne Zustimmung des Parlaments Verordnungen zu erlassen. Nach mehrmaligen Verlängerungen endet die Notlage mit Ablauf des 25. November 2021.
22. April: Für Firmen, Arbeitnehmer und Gastronomie werden milliardenschwere Hilfen beschlossen.
6. Mai: Die Länder bekommen weitgehende Verantwortung, um Beschränkungen zu lockern - unter anderem für Hotels, Gastronomie, Geschäfte, Fahrschulen, Schwimmbäder und Fitnessstudios.
29. August: Bei Protesten Zehntausender gegen die Maßnahmen in Berlin durchbrechen Demonstranten Absperrungen vor dem Reichstag.
2. November: Ein Teil-Lockdown mit Einschränkungen bei Kontakten und Freizeitaktivitäten soll die zweite Infektionswelle brechen.
18. November: Bundestag und Bundesrat legen fest, welche Beschränkungen Länder und Behörden wegen Corona verhängen dürfen.
2. Dezember: Als erstes Land erteilt Großbritannien dem Impfstoff des Mainzer Herstellers Biontech und des US-Pharmakonzerns Pfizer eine Notfallzulassung und startet seine Impfkampagne wenige Tage später.
21. Dezember: Das Vakzin von Biontech/Pfizer erhält die bedingte Marktzulassung in der EU. Am 6. Januar wird auch das Präparat von Moderna zugelassen.
24. Dezember: Die zuerst in Großbritannien festgestellte Variante Alpha wird erstmals auch in Deutschland nachgewiesen.
27. Dezember: In der Bundesrepublik beginnen offiziell die Impfungen - zuerst für Menschen über 80 Jahre, Pflegeheimbewohner sowie Pflegekräfte und besonders gefährdetes Krankenhauspersonal.
2021
19. Januar: FFP2-Masken oder OP-Masken in Bus und Bahn sowie beim Einkaufen werden obligatorisch.
27. Januar: Arbeitgeber werden verpflichtet, Mitarbeitern in bestimmten Fällen das Arbeiten im Homeoffice anzubieten.
29. Januar: Der Impfstoff von Astrazeneca darf nun auch in der EU genutzt werden. Im März folgt das Mittel von Johnson & Johnson, das nur einmal gespritzt werden muss.
22. Februar: In mehreren Bundesländern dürfen Kinder wieder Schulen und Kitas besuchen. Es ist die erste größere Lockerung seit Dezember.
21. April: Der Bundestag beschließt eine Bundes-Notbremse gegen die dritte Corona-Welle. Bei hohen Inzidenzen gelten unter anderem nächtliche Ausgangsbeschränkungen.
7. Juni: Mit dem generellen Wegfall der Priorisierung können sich in Deutschland alle Menschen ab zwölf Jahren gegen Corona impfen lassen.
8. Juli: Die hochansteckende Delta-Variante herrsche hierzulande mittlerweile vor, teilt das Robert Koch-Institut (RKI) mit.
16. August: Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt Impfungen nun auch für Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren.
7. September: Künftig sollen sich Maßnahmen gegen die Pandemie vor allem an der Zahl der Krankenhausaufnahmen orientieren, beschließt der Bundestag. Bisheriger Maßstab waren die Infektionszahlen.
1. November: Bei Verdienstausfällen wegen angeordneter Quarantäne erhalten die meisten Ungeimpften von nun an keine staatliche Entschädigung mehr.
24. November: Das neue Infektionsschutzgesetz tritt in Kraft. Es sieht unter anderem 3G am Arbeitsplatz, in Bussen und Zügen vor - Zutritt also nur noch geimpft, genesen oder getestet.
26. November: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft die im südlichen Afrika nachgewiesene neuartige Corona-Variante Omikron als «besorgniserregend» ein.
2. Dezember: Bund und Länder verschärfen die Regeln, um die vierte Welle zu brechen. Bei hohen Inzidenzen werden Discos geschlossen, die Besucherzahlen für Großveranstaltungen werden stark eingeschränkt.
20. Dezember: Mit dem Impfstoff Nuvaxovid von Novavax wird das fünfte Präparat in der EU zugelassen.
2022
7. Januar: Bund und Länder beschließen die 2G-Plus-Regel für Restaurants, Cafés und Kneipen. In einigen Bundesländern gilt diese bereits. Geimpfte und Genesene müssen demnach einen tagesaktuellen negativen Corona-Test oder eine Auffrischungsimpfung vorweisen.
24. Januar: Trotz des rasanten Anstiegs der Infektionszahlen wollen Bund und Länder die Corona-Maßnahmen vorerst nicht verschärfen.
1. Februar: Ohne Booster sind EU-Impfzertifikate künftig neun Monate nach der Grundimmunisierung gegen das Virus ungültig.
16. Februar: Geimpfte und Genesene dürfen sich ohne Beschränkungen treffen. Die Begrenzung auf zehn Personen fällt weg.
23. Februar: Das Medikament Paxlovid kommt auf den deutschen Markt. Die Tabletten sollen schwere Covid-Verläufe verhindern.
16. März: Die sogenannte einrichtungsbezogene Impfpflicht gilt für Arbeitnehmer in Pflegeberufen. Sie fällt zum 1. Januar 2023 weg.
3. April: Die meisten staatlichen Corona-Auflagen fallen weg. Nach zwei Jahren ist im Einzelhandel der Einkauf ohne Masken möglich.
7. April: Im Bundestag scheitert ein Entwurf für eine allgemeine Corona-Impfpflicht, zunächst für Menschen ab 60 Jahren.
24. Mai: Die Stiko empfiehlt nun auch gesunden Kindern zwischen fünf und elf Jahren eine Corona-Impfung. Mitte November folgt die Empfehlung für vorerkrankte Kinder von sechs Monaten bis vier Jahren.
24. Juni: In der EU wird der 6. Corona-Impfstoff zugelassen, erstmal nur für Menschen von 18 bis 50 Jahren. Das Produkt der Firma Valneva enthält abgetötete Viren.
2. September: Die Europäische Kommission lässt zwei an die Omikron-Variante angepasste Corona-Impfstoffe zu.
2023
11. Januar: RKI-Chef Lothar Wieler gibt nach rund acht Jahren seinen Rücktritt zum 1. April 2023 bekannt.
13. Januar: Die Maskenpflicht im öffentlichen Fernverkehr soll zum 2. Februar fallen, so Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).
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