PanNai - So schön kann die Hoffnung auf eine bessere Welt sein
FÜRTH (vs) – Mit zwei umjubelten Auftritten ist am vergangenen Sonntag in der intimen Atmosphäre des „Elan“ die Spielzeit des Musicals PanNai zu Ende gegangen. Komponist Andreas Rüsing und seine engagierte Schauspielmannschaft haben dabei nochmals ihr Können eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Wer wollte, konnte ein rundum gelungenes Musiktheater genießen mit einem fantasievoll gestalteten Bühnenbild, engagierten Sängerinnen und Sängern und einer facettenreichen Orchestermusik. Wer bereit war, sich auf das Besondere einzulassen, bekam zudem ein vielschichtiges, intellektuelles Erlebnis erster Güte präsentiert.
Doch zunächst zum Inhalt: In der friedvollen Welt des Herrschers PanNai sind die Elemente (Luft, Wasser, Feuer und Erde) im Einklang miteinander. Für Harmonie sorgt auch der kleine Lichtelf Lucille. Schön ist es in dieser Welt, aber auch eintönig und scheinbar etwas langweilig. Deshalb stachelt die Hexe Syxera die Gebieterinnen der Elemente und die anderen Naturgeister zu einem Aufstand gegen PanNai auf. Doch anfangs kommt ihr das Menschenkind Aurora in die Quere, die auf der Suche nach Lebenssinn und Erfüllung dem Klang von PanNais Panflöte gefolgt und im Land der Elfen gelandet ist. Leider ist PanNai keine Schönheit. Man kann ihn als Mischung aus Ziegenbock und Riese sogar als ausnehmend hässlich bezeichnen. Aurora verliebt sich in ihn, kann ihn jedoch nicht erkennen, da man ihr die Augen verbunden hat. Dies nutzt Syxera aus. Sie sperrt Aurora in ein unsichtbares Gefängnis und macht dem naiven Mädchen weis, dass dies die Tat von PanNai gewesen sei. Als vermeintliche Retterin verfällt Aurora der Hexe, die aufgrund eines Zauberamuletts zusammen mit den anderen abgefallenen Elfen die Macht übernimmt. Nachdem Aurora PanNai sieht und ihn verspottet, ist dessen Herrschaft gebrochen. Unter Syxera wird Aurora erfolgreich, aber auch unendlich traurig: Aus PanNais Welt der Blumen und Pflanzen ist eine schwarze Wüste geworden. Hektik und Sorgen bestimmen das tägliche Leben. Jetzt erkennen Aurora und die Elfen ihr Versagen. Sie lehnen sich gegen Syxera auf. Aurora schwört PanNai ewige Liebe und als Lucille Syxera das Amulett entreißen kann, bricht diese zusammen. PanNai verbietet den anderen, Rache zu üben. Als blinde Bettlerin soll Syxera die Chance zur Umkehr und Sühne erhalten. Letztendlich heiraten PanNai und Aurora, der Vorhang fällt und der Applaus will kein Ende nehmen.
Was ist nun das Besondere an dem Musical PanNai? – Es beginnt mit der Musik von Andreas Rüsing. Wie auch schon in seinem Werk „Christa“ zieht er die Zuhörerinnen und Zuhörer in die Handlung hinein. Er ist ein genialer Komponist. Die einzelnen Gesangsnummern sind durch einen Klangteppich geschickt miteinander verwoben. Dabei stellen Vielstimmigkeit und eine komplexe Instrumentierung Sängerinnen und Sänger sowie die Musiker vor große Herausforderungen, die diese perfekt meistern. Nur PanNai zugedacht ist dabei die Panflöte mit ihrem wehmutsvollen Klängen, während Syxera das Theremin dagegen setzt, ein geisterhaft und unheimlich klingendes Instrument, das ohne Berührung gespielt wird.
Als nächstes kommen die Sängerinnen und Sänger: Das rund zwei Stunden dauernde Musical – eigentlich mehr eine Oper - ist durchkomponiert. Es gibt also kaum Stellen, an denen nicht gesungen wird. Da immer wieder ein anderer Sänger/eine andere Sängerin einen Solopart innerhalb eines mehrstimmigen Hintergrundgesangs meistern muss, ist höchste Konzentration gefragt. Eine der mit Sicherheit schönsten und auch lustigsten Szenen zeigt, wie die Hexe Syxera aus der verklemmten Aurora einen Männer verführenden Vamp machen will.
Auch das Bühnenbild ist perfekt abgestimmt: Die Verwandlung des Blumenreiches von PanNai in die schwarze Wüste von Syxera wird nach und nach umgesetzt und das mit technisch einfachen, aber ebenso gelungenen Elementen.
Zum Schluss noch ein Bezug zu unserer realen Welt und zwei Szenen zum Nachdenken: Syxeras Welt wird symbolisiert durch Menschen, die nur noch in der virtuellen Welt aufgehen. Die zu willenlosen Werkzeugen des Profits und der Sinnlosigkeit mutierten Elfen tippen wie wild auf ihren Handys herum, hacken sinnlose Nachrichten in Laptops und benehmen sich genauso wie viele Menschen, denen man jeden Tag etwa im Zug oder der U-Bahn begegnen kann. Anders als in den meisten anderen Märchen verwandelt sich PanNai nach der Hochzeit mit Aurora nicht zu einem schönen Jüngling. Es ist eine Liebe um ihrer selbstwillen. Und: Als die erblindete Syxera an PanNai vorbeigeht, schenkt er ihr seinen Stab. Welch ein Symbol: Wer herrschen will, muss die Demut lernen.
Victor Schlampp
Autor:Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg |
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