Das Evangelische Siedlungswerk baut in Fürth den „Westwinkel“
Ein Modellprojekt des „Experimentellen Wohnungsbaus“
FÜRTH (pm/ak) - Nachhaltig bauen und bezahlbar wohnen sind zwei wichtige Säulen im sozialen Wohnungsbau. Sie gehen Hand in Hand. Trotz anhaltender Corona-Krise verfolgt das Evangelische Siedlungswerk (ESW) weiter das Ziel, bezahlbaren Wohnraum auch für Gesellschaftsschichten zu schaffen, die wirtschaftlich schwächer gestellt sind – und das immer mit der Anforderung, Nachhaltigkeit und wirtschaftlichen Erfolg zu vereinen.
Das derzeit umfangreichste ESW-Wohnungsbauprojekt mit 18.572 Quadratmetern Grundstücksfläche und Gesamtinvestitionskosten von rund 54,5 Millionen Euro ist das Projekt Westwinkel auf der Fürther Hardhöhe. Innerstädtisch gelegen, entstehen auf dem ehemaligen NORMA-Gelände nach und nach 190 Mietwohnungen, eine KITA, ein Wohnprojekt für Jugendliche sowie Tiefgaragenplätze. Schon Ende des Jahres werden die ersten Mietwohnungen bezugsfertig sein. Rund 30 Prozent sind einkommensorientiert gefördert. Die Ausbauarbeiten gehen zügig voran. Bei den 20 EOF-geförderten Wohnungen samt KITA des 1. Bauabschnittes handelt es sich um ein staatlich gefördertes Modellprojekt des „Experimentellen Wohnungsbaus“ des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr, für das im Herbst 2020 feierlich das Richtfest begangen wird. „In vier Bauabschnitten wird das Projekt Westwinkel nach und nach fertig gestellt und bietet rund 600 Menschen attraktiven, auf individuelle Bedürfnisse angepassten, aber vor allen Dingen bezahlbaren Wohnraum in der Kleeblattstadt“, so Hannes B. Erhardt, mit Robert Flock Geschäftsführer des ESW. Für das Gebäude des vierten Bauabschnitts strebt das ESW die Gold-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e. V. (DGNB) an. Dazu wird das Gebäude aus allen Perspektiven auf seine Nachhaltigkeit überprüft. Die effiziente Nutzung von Ressourcen, die Umweltverträglichkeit der verwendeten Materialien, der soziale Beitrag des Projektes, die Tauglichkeit der Grundrisse für unterschiedliche Wohnvorstellungen und vieles mehr werden sorgfältig bewertet und müssen hohen Anforderungen gerecht werden, um das begehrte Gold-Zertifikat zu erreichen. „Mit unserer Entscheidung für einen Holzbau haben wir eine gute Grundlage geschaffen, um dieses Ziel zu erreichen“, so Flock.
„Nicht nur wir, sondern auch andere Wohnungsbauunternehmen spüren die Auswirkungen der Corona-Pandemie“, so Erhardt. „Aber wir haben schnell reagiert und die erforderlichen Maßnahmen getroffen, sodass es bei unseren Bauprojekten keine großen Probleme gab“, erläutert Erhardt weiter. Doch dass Kurzarbeit oder gar Arbeitsplatzverluste in Folge der Pandemie in vielen Unternehmen Themen sind und sich gravierend auf die Situation von Mietern auswirken können, weiß man im ESW. Das ESW hat sich daher darauf eingestellt, dass Mieter künftig Schwierigkeiten haben können, ihre Miete zu zahlen. „Unsere Mieterbetreuer sind darauf eingestellt, bei in Not geratenen Mietern sozialorientiert zu agieren. Aktuell betrifft es hauptsächlich gewerbliche Mieter, aber das kann sich ändern. Hilfe ist wichtig, aber immer mit Maß und ohne die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des ESW zu gefährden“, so Erhardt.
Vergleicht man die Mietrückstände (Eigen- und Treuhandbestand) aus dem Juli 2020 mit den Zahlen aus Juli 2019, so sind diese um 27,3% zum Vorjahr gestiegen (Juli 2020: 481.388,35 €, Juli 2019: 378.188,98 €). Die Zahlen zeigen zwar ein Plus an Mietrückständen, aber alles in einem akzeptablen Rahmen. Die Situation wird jedoch genau beobachtet. „Wir sehen einer zweiten Welle nach diesem Sommer etwas sorgenvoll entgegen“, so Erhardt. Was dann geschieht und wie es der Gesamtwirtschaft ergehen wird, kann niemand abschätzen. Aber dass die Mietrückstände dann steigen, ist zu befürchten. „Trotz Krise werden wir bezahlbares Wohnen sowie das Ziel, nachhaltige Neubau- und Instandhaltungsmaßnahmen umzusetzen, nicht aus den Augen verlieren“, ergänzt Erhardt. „Nachhaltigkeit und bezahlbares Wohnen sind zwei Ziele, die nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen, sondern gleichrangig sind“, fügt Robert Flock hinzu.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.