Vor zehn Jahren fuhr in Nürnberg die erste vollautomatische U-Bahn
Im Jahr 2020 geht der U-Bahnhof Großreuth ans Netz
NÜRNBERG (pm/nf) - Die Automatisierung des Verkehrs ist einer der Megatrends weltweit. Zehn Jahre ist es erst her, dass die erste vollautomatisierte U-Bahn-Linie Deutschlands in Nürnberg an den Start ging. Noch immer sind die U3 und die U2 Deutschlands einzig vollautomatisierte U-Bahn-Linien. Weltweit sind automatische Linien im Schienenverkehr dagegen auf dem Vormarsch. Vor allem neue Linien gehen in der Regel als vollautomatisierte Linien in Betrieb. Derzeit sind es 63 Linien in 42 Städten in 19 Ländern. Nach dem Nürnberger Vorbild wurde übrigens die Pariser Metrolinie 1 bis Ende Dezember 2012 unter rollendem Rad auf vollautomatischen Betrieb umgestellt.
„Wir haben damals in Nürnberg – nach der ersten Eisenbahn Deutschlands im Jahr 1835 – zweifellos erneut Technikgeschichte im Schienenverkehr geschrieben“, ist sich der Vorstandsvorsitzende Josef Hasler sicher. „Als wir vor nicht einmal 20 Jahren, Ende 2001, das Projekt zur Automatisierung der U-Bahn-Linien U3 und U2 offiziell gestartet haben, war ohne Zweifel noch ungläubiges Staunen um uns herum. Die Begriffe automatisches und autonomes Fahren waren damals sicherlich schon erfunden, aber die Diskussion dar- über erfolgte doch noch weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit“, so rückblickend der Eindruck des Vorstandsvorsitzenden. „Wir bei der VAG mussten nicht nur beweisen, dass die Aufgabe technisch lösbar war, wir mussten insbesondere auch die breite Öffentlichkeit mitnehmen und überzeugen.“
Sowohl die akribische technische Umsetzung des Projektes als auch die breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit zahlten sich aus. Noch vor dem offiziellen Start konnten Neugierige zu Schnupperfahrten mit der automatischen U-Bahn-Linie U3 von der Gustav-Adolf-Straße bis Maxfeld starten. Am14. Juni 2008 erfolgte dann der offizielle Startschuss für Deutschlands erste vollautomatisierte U-Bahn-Linie. Bei der U-Bahn-Linie U2 war es ein Jahr später soweit. Sie wurde von Mitte 2009 bis Anfang 2010 unter rollendem Rad automatisiert. Heute fahren mit der U2 und U3 etwa genauso viele Fahrgäste wie mit der U1.
An einem durchschnittlichen Werktag werden fast 208.000 Fahrgäste gezählt, wobei die U2 auch aufgrund ihrer Länge ca. 128.000 Fahrgäste ans Ziel bringt und die U3 inzwischen über 79.000. Tendenz steigend, denn der Nürnberger ÖPNV verzeichnet steigende Fahrgastzahlen. Zudem wird die U3 bis 2025 um weitere drei Bahnhöfe im Südwesten wachsen – auf insgesamt 16 Bahnhöfe und 11,2 Kilometer – und neue Stadtteile erschließen.
Die nächste Eröffnung steht 2020 an. Dann geht der U-Bahnhof Großreuth ans Netz. Josef Hasler ist sich sicher, dass es damals unternehmerischen Mut erforderte, den auch der Anteilseigner, die Stadt Nürnberg, teilen musste, um die Automatisierung anzupacken und technisches Neuland zu betreten. „Wir sehen heute noch klarer als damals, dass das Einstiegsfenster optimal war. Wir haben die Möglichkeiten richtig erkannt und den richtigen Weg eingeschlagen. Wir benötigen heute weniger Fahrer und können unseren Fahrgästen dafür mehr Service bieten. So sind die Mitarbeiter im Kunden- und Systemservice wichtige Ansprechpartner vor Ort, die beim Ein- und Aussteigen am Bahnsteig in Spitzenzeiten auch steuernd wirken. Wir fahren insgesamt mit weniger Fahrzeugen, können diese nach Bedarf als Kurz- und Langzüge einsetzen und bieten unter der Woche auf der Stammstrecke am Nachmittag einen 100-Sekunden-Takt“, bringt der VAG-Vorstandsvorsitzende die Vorteile des Systems auf den Punkt.
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