Darum liefert Deutschland Strom an Frankreich
Der Scholz-Deal: Energieexport gegen Gasimport

Steigende Energiepreise und schwächelnde Wirtschaft lassen die Sorgen bei den Deutschen wachsen.  | Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
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PARIS/BERLIN (dpa/nf) – Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, ging im dritten Quartal die importierte Strommenge gegenüber dem Vorjahresquartal zurück, während Deutschlands Stromexporte zulegten. Besonders deutlich war demnach der Rückgang um 88 Prozent bei den Stromimporten aus Frankreich. Strom ist in Deutschland extrem teuer geworden – und trotzdem exportiert Deutschland Energie nach Frankreich und verstromt dafür sogar Gas. Warum ist das so?

Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung hat Deutschland bis Mitte des Jahres 2022 sogar deutlich mehr Strom produziert als im eigenen Land verbraucht wurde. Große Produktionszuwächse gab es laut Statistischem Bundesamt bei Kohle (17,2 Prozent) und bei erneuerbaren Energien (12,1 Prozent).  Weil die Strompreisentwicklung in Deutschland trotzdem geradezu explodiert, forderte die Linkspartei bereits die Stromexporte auszusetzen.

Fragen und Antworten

Diese Entwicklung lässt sich vor allem auf technische Probleme in den französischen Kernkraftwerken zurückführen - das ist offiziell. Laut Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen wurden in den ersten neun Monaten 2022 bereits 4,4 Terawattstunden Strom mehr nach Frankreich exportiert als von dort bezogen. 2021 exportierte Deutschland insgesamt rund 14 Terawattstunden mehr Strom als es einführte. Weil etliche französische Atomkraftwerke gewartet werden, wird im Januar mit Engpässen gerechnet. Die Regierung bereitet deshalb örtlich begrenzte Stromunterbrechungen bei Spitzenbelastungen vor. Damit soll ein unkontrollierter Blackout abgewendet werden. Kürzlich waren 16 der 56 französischen Meiler nicht am Netz. Bei einem harten Winter wird befürchtet, dass die Stromerzeugung die Nachfrage zu bestimmten Momenten möglicherweise nicht wird decken können.

Massiver Ausbau der Atomkraft in Frankreich

Was ist Frankreichs künftiger Kurs in der Energieversorgung? Das Land setzt auf einen massiven Ausbau der Atomkraft. "Frankreich muss Weltmeister bei der Atomkraft bleiben, wir sollten stolz sein auf unserer Atomkraft", sagte Wirtschaftsminister Bruno Le Maire beim Besuch eines AKW. "Wir müssen zu einer massiven nuklearen Stromerzeugung zurückkehren." Die Entscheidung für die Atomkraft sei auch eine Entscheidung für den Klimaschutz.

Der Scholz-Deal

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat eine Vereinbarung mit Frankreich getroffen. Ziel: Solidarität in der Energiekrise.  Wie sein Amtskollege Emmanuel Macron ist er der Meinung, das sei im Interesse beider Länder. Auch Wirtschaftsminister Robert Habecks (Grüne) Entscheidung, zwei deutsche Atomkräfte befristet weiterlaufen zu lassen, findet seine Notwendigkeit nicht zuletzt aufgrund der Engpässe in Frankreich.

Das Gegengeschäft:

  • Frankreich benötigt vor allem Strom – Deutschland Gas.  Bei uns wurden im Jahr 2021 insgesamt rund 90 Milliarden Kubikmeter Erdgas verbraucht, in Frankreich nur 43. 
  • Frankreich hat vier LNG-Terminals über die Erdgas in Höhe von 33 Milliarden Kubikmeter per Schiff angeliefert werden können. Über Pipelines liefert zudem Spanien Gas.
  • Aus Russland hat Frankreich im Gegensatz zu Deutschland in der Vergangenheit lediglich ein Viertel an der Gesamtmenge Gas bezogen. Aufgrund des Solidaritätspaktes wird Frankreich Gas an die Deutschen liefern. Eine stillgelegte Gas-Pipeline im Grenzgebiet soll dafür wieder in Betrieb genommen werden. 
Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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