Einstellung der Deutschen zur Asyl- und Flüchtlingspolitik trübt sich ein
Umfrage der Initiative Markt- und Sozialforschung zu Einstellung der Deutschen zur aktuellen Asyl- und Flüchtlingspolitik
FLÜCHTLINGSPOLITIK (pm/nf) - Zwei Drittel der Deutschen sieht ihr Land zwar als Einwanderungsland, jedoch sind über drei Viertel der Meinung, die Zuständigkeit für Flüchtlinge sollte weiterhin bei dem ersten sicheren Land liegen, welches der Flüchtling erreicht und mehr als vier Fünftel wollen wieder Grenzkontrollen einführen. Dies sind Ergebnisse einer vom 18.9. bis 25.9. 2015 durchgeführte repräsentative Umfrage der Initiative Markt- und Sozialforschung.
Die Einstellungen zur Aussage, „Deutschland ist ein Einwanderungsland“ unterliegen dabei sehr deutlichen regionalen Unterschieden. Im Osten lehnen knapp 45 Prozent diese Aussage ab, im Westen mit 32 Prozent nur ein knappes Drittel.
Bei der Frage, ob Bedrohung durch Hunger und Armut als Asylgrund anerkannt werden sollte, sind die Deutschen noch relativ ausgeglichen: 52 Prozent sind dafür, 48 Prozent dagegen. Dabei gibt es deutliche regionale Unterschiede. Im Osten stimmen nur 45 Prozent dieser Aussage zu, im Westen sind es dagegen 54 Prozent. Besonders gering ist die Zustimmung in Sachsen und Thüringen mit weniger als einem Drittel (32 Prozent). Auch ist die Zustimmung bei Frauen mit 54 Prozent höher als bei Männern mit 50 Prozent und sie steigt mit dem Bildungsniveau.
Die Meinung der Deutschen darüber, ob der Zuzug von Flüchtlingen vor dem Hintergrund des demographischen Wandels zu begrüßen sei, ist ebenfalls ausgeglichen: 49 Prozent stimmen dem zu, 51 Prozent sind ablehnend, fast jeder Vierte ganz entschieden (24 Prozent). Dabei fällt die Zustimmung im Osten der Republik mit 39 Prozent deutlich schwächer aus als im Westen mit 51 Prozent. Auch Frauen stimmen hier mit 54 Prozent deutlich mehr zu als Männer 43 Prozent.
Die Entscheidung, syrische Flüchtlinge aus Ungarn unregistriert einreisen zulassen, hält dagegen die deutliche Mehrheit der Deutschen (59 Prozent) für falsch. In einer Umfrage des ZDF-Politbarometers der Forschungsgruppe Wahlen von Anfang September, also unmittelbar nach dieser Entscheidung, zeigte sich noch ein umgekehrtes Bild – hier begrüßten die Deutschen die Genehmigung der Einreise noch mehrheitlich (66 Prozent). Die wochenlange herausgehobene Berichterstattung hat offensichtlich zu einem Umschwung der Stimmung geführt.
Insbesondere im Osten Deutschlands wird die Entscheidung abgelehnt – mehr als zwei Drittel (69 Prozent) heißen diese nicht gut. Im Süden Deutschlands, dort wo die Syrer ankamen, zeigt sich ein anderes Bild. In Baden-Württemberg und Bayern lehnen nur 55 Prozent der Befragten die Entscheidung ab.
90 Prozent der Deutschen sind weiterhin der Meinung, die Anzahl der pro Jahr in Deutschland aufgenommenen Flüchtlinge sollte begrenzt werden – mit 54 Prozent stimmt mehr als jeder Zweite dieser Forderung sogar sehr stark zu. Einen starken Einfluss auf die Einstellung zu dieser Frage hat die Bildung der Befragten. Mit steigendem Bildungsniveau sinkt die Zustimmung zu dieser Aussage, verbleibt jedoch immer auf hohem Niveau. Während 93 Prozent mit Volks- oder Hauptschulbildung für eine Begrenzung der Zahl jährlich aufgenommener Flüchtlinge ist, sinkt die Zustimmung bei Abschluss einer höheren Schule ohne Abitur auf 91 Prozent und bei Personen mit Abitur oder abgeschlossenem Studium auf 84 Prozent.
Einen Aufnahmestopp von Flüchtlingen befürworten fast drei Viertel der Befragten (72 Prozent), jeder Dritte fordert dies sehr deutlich. Auch hier ist es wieder der Osten, der mit 83 Prozent diese Forderung deutlich stärker unterstützt als der Westen mit 69 Prozent.
In diesem Zusammenhang sind auch 81 Prozent der Deutschen für die Wiedereinführung von Grenzkontrollen an den deutschen Grenzen, fast jeder Zweite (46 Prozent) befürwortet dies entschieden. Auch diese Forderung wird im Osten mit 92 Prozent deutlich stärker erhoben als im Westen mit 79 Prozent. Auch ist mit 78 Prozent eine deutliche Mehrheit der Meinung, dass sich um die Flüchtlinge jeweils das erste sichere Land kümmern soll, das der Flüchtling erreicht – und das ist in der Regel eben nicht Deutschland.
Kann sich Deutschland den Zuzug der Flüchtlinge leisten? 63 Prozent der Deutschen sind hier skeptisch, im Osten sind es gar 78 Prozent und bei den Männern zwei Drittel. Offensichtlich ist das Gefühl, dass die Grenzen der Möglichkeiten erreicht sind, weit verbreitet.
Dies sind die Ergebnisse einer für Deutschland bevölkerungsrepräsentativen Studie, welche im Auftrag der Initiative Markt – und Sozialforschung e.V. von der GfK SE durchgeführt wurde. Hierfür wurden im Zeitraum vom 18. bis zum 25. September 2015 1.011 Personen über 14 Jahre persönlich befragt.
Autor:Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg |
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