Raus aus der Geheimniskrämerei
Fränkischer Wissenschaftler will UFO-Forschung offiziell machen
WÜRZBURG (dpa/lby/nf) - Bei der Erforschung unbekannter Himmelsphänomene wünscht sich der Würzburger Raumfahrt-Wissenschaftler Hakan Kayal eine verstärkte Zusammenarbeit mit staatlichen Behörden. «Das heißt, es muss ein politischer Wille da sein, der das Thema auch ernst nimmt, würdigt und uns in der Forschung unterstützt», sagte er im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Im Ausland sei man in dieser Beziehung weiter, Informationen über die Sichtungen von unbekannten Flugobjekten (UFOs) würden etwa in Frankreich und den USA gesammelt und untersucht.
«In den USA ist jetzt im Sommer dieses Jahres die sogenannte All-Domain Anomaly Resolution Office gegründet worden.» Diese neue Behörde solle Meldungen etwa von Piloten zu unidentifizierten Himmelsphänomenen (Unidentified Aerial Phenomena/UAP) bündeln.
«Es soll erleichtert werden, dass sie erfasst und weitergegeben werden, ohne dass man Angst davor haben muss, dass die eigene Karriere darunter leidet», sagte Kayal. «Das ist schon sehr, sehr wichtig und ein Paradigmenwechsel. Es ist eine offizielle Behörde, kein Geheimprojekt.» Dies trage dazu bei, dass der Umgang mit dem Thema Ufos nicht weiter ins Lächerliche gezogen werde.
Die US-Regierung hatte im Juni 2021 bekanntgegeben, dass sie bislang keine Erklärungen für rund 140 Himmelserscheinungen aus den vergangenen zwei Jahrzehnten habe. Der Bericht der «Unidentified Aerial Phenomena Task Force», der beim Verteidigungsministerium in Zusammenarbeit mit Geheimdiensten entstand, war mit großer Spannung erwartet worden. Kayal zufolge sollen die Beobachtungen nun offiziell auch im Rahmen einer Nasa-Studie untersucht werden. Auch Frankreich habe eine staatliche Stelle, die sich - angesiedelt bei der Raumfahrtbehörde - mit Ufos und UAPs beschäftige.
«In Deutschland gibt es aber keine Behörde in dieser Richtung und auch keine Stelle, die sich für UAPs verantwortlich fühlt.» Dabei sei es dringend geboten, diese Themen auch interdisziplinär zu erforschen und zu koordinieren. Kayal wünsche sich ressortübergreifende Unterstützung aus der Politik.
«Der Himmel wird ja wegen der zivilen Luftfahrt und auch wegen der militärischen Luftfahrt beobachtet», sagte der Wissenschaftler. «Einiges, was zur UAP-Forschung beitragen könnte, kann durch staatliche Stellen erfasst werden. Für die wissenschaftliche UAP-Forschung brauchen wir Daten, das ist das Wichtigste.»
Frühe UFO-Sichtungen
Als eine der frühesten UFO-Sichtungen gelten die José-Bonilla-Beobachtung von 1883 und die Mount-Washington-Beobachtung von 1870 - beide auf Fotos festgehalten. Am 12. August 1883 bemerkte der mexikanische Astronom und Direktor des Observatoriums in Zacatecas José Bonilla bei einer Sichtung von Sonnenflecken mindestens 283 Objekte vor der Sonne. Er erstellte mehrere Fotografien von diesen Objekten auf Nassplatten. Die Objekte werden heute allerdings als ein Gänseschwarm interpretiert, der zwischen Teleskop und Sonne geriet.
Die bekannteste UFO-Sichtung in Deutschland dürfte der Vorfall am 24. August 1990 sein. An diesem Abend sahen über hundert Personen helle Lichtkugeln über den Greifswalder Bodden. Die ,,gleißend hellen" waren von Usedom, Rügen und Orten zwischen Rostock und Neubrandenburg zu sehen. Viele Menschen beobachteten die Objekte. Mal schwankten sie leicht, mal standen sie still, mal flogen sie sogar Formation. Übereinstimmung bestand darin, dass die letzten Objekte gegen 21Uhr erloschen. Die Greifswald-Objekte gelten als bekanntester UFO-Vorfall auf deutschem Gebiet.
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