Leichenfund in Döbeln ++ Offene Fragen
UPDATE 3: Tote Valeriia: Ist der Ex-Freund der Mutter der Täter?
UPDATE 3: 15. Juni
Döbeln (dpa) - Nach der Festnahme eines Tatverdächtigen im Fall der getöteten Valeriia aus Döbeln in Sachsen haben die Ermittler weiter offene Fragen zu klären.
Warum wurde das Mädchen jäh aus dem Leben gerissen? Und wie kam sie zu Tode? Die federführende Staatsanwaltschaft Chemnitz hofft, dass der in Prag festgenommene Verdächtige, ein 36-jähriger Moldawier, rasch nach Deutschland überstellt wird. Ein entsprechendes Ersuchen sei an die Behörden in Tschechien gesandt worden, hieß es. Derzeit sei er dort in Gewahrsam.
Gegen den Mann war den Angaben zufolge ein nationaler und europäischer Haftbefehl erlassen worden. Gestern Vormittag wurde er dann in einem Restaurant in Prag festgenommen. Er sei dringend tatverdächtig, das neunjährige Mädchen «gewaltsam zu Tode gebracht zu haben», hieß es in einer Mitteilung der Polizeidirektion Chemnitz. Nähere Auskünfte gaben Polizei und Staatsanwaltschaft vorerst nicht.
Mutmaßlicher Täter aus sozialem Umfeld
Die bange Suche nach dem am 3. Juni verschwundenen Mädchen und die traurige Nachricht vom Fund ihrer Leiche am vergangenen Dienstag im Unterholz eines Waldes hat viele Menschen tief bewegt. Valeriia lebte noch nicht lange in Deutschland, war mit ihrer Mutter 2022 vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet. Nach Angaben der Ermittler wurde das Mädchen bekleidet gefunden und es gebe auch keine Hinweise, dass es sexuell missbraucht wurde.
Die Suche nach einem Täter hatte sich in den vergangenen Tagen vor allem auf das soziale Umfeld des Mädchens konzentriert. Nach Informationen der «Bild» handelt es sich bei dem Festgenommenen um den Ex-Freund von Valeriias Mutter. Er soll die Frau vor dem Verschwinden des Mädchens kontaktiert haben. Außerdem soll er von der Überwachungskamera eines Nachbarhauses gefilmt worden sein.
Gestern Abend gedachten rund 2500 Menschen in einer emotionalen Gedenkstunde in Döbeln des getöteten Mädchens. Begleitet von Musik stiegen Luftballons in den Himmel, viele Menschen legten Blumen und Kerzen nieder. Am Sonntagvormittag ist noch ein ökumenischer Gedenk-Gottesdienst auf dem Obermarkt geplant. Die Stadt hat auch ein Spendenkonto eingerichtet, um Valeriias Familie zu unterstützen. Bis Freitag gingen etwa 8700 Euro ein.
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UPDATE 2: 13. Juni, 15.27 Uhr
Döbeln (dpa) - Wer hat die neunjährige Valeriia im Wald bei Döbeln getötet? Nach dem Fund ihrer Leiche im Unterholz sucht die Mordkommission nach dem Täter. Dazu wurden am Donnerstag weiter Spuren gesucht, Zeugen vernommen und Aussagen ausgewertet, sagte Oberstaatsanwältin Ingrid Burghart.
Zu genaueren Ermittlungsansätzen wollte sie nichts sagen, ebenso zur Todesursache - wegen möglichen Täterwissens. «Wir haben Thesen zum Motiv», sagte Burghart. «Deshalb suchen wir ja auch im engeren sozialen Umfeld. Aber ich kann im Moment nichts dazu sagen.» Die Ermittler gehen davon aus, dass das Kind nicht sexuell missbraucht wurde. «Das Mädchen war bekleidet.»
Nach Recherchen der «Bild» haben die Ermittler einen Ex-Freund von Valeriias Mutter im Visier. Er soll sich in Tschechien aufhalten. Er habe die Mutter am Vormittag von Valeriias Verschwinden kontaktiert, so «Bild». Sein Handy soll in einer Funkzelle in Döbeln eingeloggt gewesen und er soll von der Überwachungskamera eines Nachbarhauses gefilmt worden sein. Die Staatsanwaltschaft Chemnitz wollte sich auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur dazu nicht äußern.
Zusammenarbeit mit tschechischen Ermittlern
«Wir können bestätigten, dass wir von unseren deutschen Kollegen angesprochen worden sind und mit ihnen bei diesem Fall intensiv zusammenarbeiten», sagte Oberkommissarin Violeta Siristova vom Polizeipräsidium der Tschechischen Republik in Prag. «Aus verständlichen Gründen werden wir nicht angeben wollen, um welche konkrete Form der Zusammenarbeit es sich handelt, aber wir widmen uns dem Fall mit maximalem Einsatz.»
Das Verbrechen an der kleinen Valeriia hat viele Menschen an ihrem rund 24.000 Einwohner zählenden Wohnort erschüttert. Viele haben in der Nähe der Wohnung des Kindes Kerzen, Plüschtiere, Bilder, Engelsfiguren und Blumen niedergelegt, um ihre Trauer und Fassungslosigkeit auszudrücken. «Warum hat man dir das angetan?», ist auf einem Zettel zu lesen. «Du hattest noch so viel vor dir.» Die Stadt Döbeln hat das am Wochenende geplante Stadtfest abgesagt und lädt für Freitagabend ein, gemeinsam auf dem Obermarkt des Mädchens zu gedenken.
Auch an seiner Schule wird mit der Tatsache gerungen, dass die Neunjährige so jäh aus dem Leben gerissen wurde und nicht mehr auf ihren Platz zurückkehrt. Zehn Schulpsychologen seien am Donnerstag seit 7.00 Uhr an der Grund- und der Oberschule, informierte das Landesamt für Schule und Bildung. Sie kämen je nach Bedarf in den Klassen zum Einsatz. Zudem stimmten sich Lehrer, Schulleitung und Schulreferentin über die konkrete Form des Trauerns und Gedenkens ab. Geplant sei etwa eine Trauerecke in der Schule einzurichten.
Valeriia wurde seit dem 3. Juni vermisst. Nach tagelanger Suche war am Dienstag eine Leiche in einem Wald gefunden worden. Polizei und Staatsanwaltschaft hatten am Mittwoch informiert, dass es sich dabei um das Kind handelt. Es ist Opfer eines Verbrechens geworden. Ermittelt wird wegen Totschlag und Mord. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Fundort der Leiche auch der Tatort ist.
Wald wurde erst nach Tagen abgesucht
Fragen wirft nach wie vor auf, warum die Polizei erst so spät in dem Areal suchte. Eine Zeugin hatte am Tag von Valeriias Verschwinden am Stadtrand Schreie gehört und später der Polizei davon berichtet. Den Ermittlern zufolge hatte dies aber zunächst nicht genauer eingegrenzt werden können und sei zu unspezifisch gewesen. Erst als die Familie selbst später der Polizei mitteilte, dass sie öfter in dem Wald an den Knollensteinen gewesen sei, war die Suche dorthin ausgedehnt worden.
Geprüft wird von der Staatsanwaltschaft auch ein mögliches Fehlverhalten seitens der Schule. Die hatte Valeriias Mutter nicht wie vorgeschrieben kontaktiert, als das Kind am Montag voriger Woche nicht zur Schule kam, sodass ihr Verschwinden erst viele Stunden später auffiel. Dazu werde ein Bericht des Landesamtes für Schule und Bildung abgewartet und dann entschieden, ob ein Anfangsverdacht für strafrechtliches Handeln vorliege, hieß es. Im Raum stehe eine mögliche Verletzung der Fürsorge- und Aufsichtspflicht. Die Behörde hatte das Versäumnis der Schule bereits eingeräumt und geht dem Fehlverhalten nach. Den Angaben zufolge könnte das arbeitsrechtliche Schritte nach sich ziehen.
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UPDATE:
Döbeln (dpa) - Die seit vergangener Woche vermisste Valeriia (9) aus dem sächsischen Döbeln ist tot. Bei der am Dienstag in einem Waldstück gefundenen Leiche handelt es sich um die Neunjährige, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Den Angaben zufolge wurde das Mädchen Opfer eines Verbrechens. Ermittelt werde wegen eines Tötungsdeliktes.
Absoluter Fokus liege nun darauf, den oder die Täter zu ermitteln, sagte der Chemnitzer Polizeipräsident Carsten Kaempf. «Der Verlust eines Kindes zerreißt einem das Herz».
Laut Staatsanwaltschaft konzentrieren sich die Ermittlungen auf den sozialen Nahbereich des getöteten Mädchens. Bisher gebe es keine Hinweise auf ein Sexualdelikt, hieß es.
Der leblose Körper wurde am Dienstag etwa vier Kilometer fußläufig entfernt von ihrem Wohnort gefunden. «Abseits jeglicher Waldwege, tief im Unterholz», sagte die Leiterin der Kriminalpolizeiinspektion Chemnitz, Mandy Kürschner. Es handele sich um ein Waldgebiet zwischen Hermsdorf und Mahlitzsch. «Ohne die Suchmaßnahmen hätten wir Valeriia bis heute nicht gefunden», so Kürschner. Laut Staatsanwaltschaft war der Fundort auch der Tatort.
Hunderte Einsatzkräfte und private Suchtrupps
Mehr als 400 Einsatzkräfte der Polizei aus Sachsen und Sachsen-Anhalt hatten am Dienstag nach dem Mädchen gesucht. Unter anderem wurde der Fluss Mulde durchkämmt sowie Anwohnerinnen und Anwohner befragt.
In den Tagen zuvor waren auch spezielle Hunde, ein Hubschrauber und Taucher eingesetzt worden, sogenannte Super-Recognizer hatten Mengen an Bildern und Videos gesichtet. Die Menschen in Döbeln waren gebeten worden, in eigenen Gärten, Kellern, Garagen oder Schuppen nach dem Mädchen Ausschau zu halten. Zusätzlich hatten sich in der rund 24 000 Einwohner zählenden Stadt private Suchtrupps gebildet.
Das aus der Ukraine stammende Mädchen lebte mit seiner Mutter seit 2022 in Deutschland. Der Vater ist den Angaben zufolge nach wie vor in der Ukraine. Die Polizei hatte in alle Richtungen ermittelt. Auch zum Vater bestand enger Kontakt.
Die Mutter des Mädchens wird derzeit psychologisch betreut. «Wir sind auch heute bei ihr», sagte der Chemnitzer Polizeipräsident Carsten Kaempf am Mittwoch. Auch zu dem in der Ukraine lebenden Vater der Neunjährigen habe man am Dienstagabend nach dem Fund der Leiche Kontakt gehabt.
Zu später Hinweis der Schule?
Valeriia war am 3. Juni zuletzt gesehen worden, als sie sich auf den Weg zur Schule machte. Doch zum Unterricht war das etwa 1,40 Meter große, dunkelblonde Mädchen nie erschienen. Die Schule hatte es am Morgen versäumt, die Mutter über ihr Fehlen zu informieren. Dadurch war ihr Verschwinden erst am Nachmittag aufgefallen, als sie nicht nach Hause kam. Zunächst machte sich die Mutter selbst auf die Suche, gab am Abend dann aber eine Vermisstenanzeige bei der Polizei auf. Nun wird auch ein mögliches Fehlverhalten seitens der Schule untersucht. Versäumnisse können nach Angaben des Landesamtes für Schule und Bildung arbeitsrechtliche Schritte nach sich ziehen.
Seit Mittwoch sind auch wieder mehrere Schulpsychologen für einen Kriseneinsatz an der betroffenen Grundschule in Döbeln. Sie stehen Lehrern und Schülern zur Seite und bieten Gespräche an, sagte der Sprecher des sächsischen Landesamtes für Schule und Bildung, Clemens Arndt. Voraussichtlich werden sie ihre Arbeit auch am Donnerstag fortsetzen.
Die verzweifelte Suche nach Valeriia rief den Fall des sechsjährigen Arian aus dem niedersächsischen Bremervörde-Elm in Erinnerung. Er wird seit dem 22. April vermisst. Der Fall Arian ist besonders, aber kein Einzelfall.
Mehr als 1750 vermisste Kinder zur Fahndung ausgeschrieben
In Deutschland werden jedes Jahr Tausende Kinder im Alter von bis zu 13 Jahren als vermisst gemeldet. Zum Glück können die meisten ausfindig gemacht werden. Laut Bundeskriminalamt lag die Aufklärungsquote in den vergangenen sechs Jahren bei 99,8 Prozent. «Die noch nicht geklärten Fälle beinhalten auch Fälle von Kindesentziehung und Fälle sogenannter unbegleiteter Flüchtlingskinder, die aus ihren Unterbringungseinrichtungen abgängig sind», so die Behörde. Hinzu kommen sogenannte Dauerausreißer.
Zum 1. Juni waren bundesweit 1756 vermisste Kinder im polizeilichen Informationssystem zur Fahndung ausgeschrieben, wie das Bundeskriminalamt auf dpa-Anfrage informiert. In Sachsen sind es laut Landeskriminalamt derzeit 86 Kinder.
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DÖBELN (dpa) - Die Polizei will nach dem Fund einer Leiche im sächsischen Döbeln mehr Details zu dem schrecklichen Fund bekanntgeben. Zu erwarten ist, dass heute unter anderem mitgeteilt wird, ob es sich um den leblosen Körper der seit über einer Woche im Landkreis Mittelsachsen vermissten neun Jahre alten Valeriia handelt. Das seit 2022 mit seiner Mutter in Deutschland lebende und laut Polizei gebrochen Deutsch sprechende Mädchen aus der Ukraine hatte sich am 3. Juni auf den Weg zur Schule gemacht - kam dort jedoch nie an.
Nach dem Leichenfund nahe der rund 24.000 Einwohner zählenden Stadt Döbeln hatten die Beamten mitgeteilt, es werde geprüft, ob es sich um das vermisste Mädchen handelt. «Weitere Details lassen sich aktuell auch aufgrund der notwendigen, langwierigen Ermittlungsarbeit nicht mitteilen», hieß es. Der Vater des Mädchens ist laut Polizeiangaben nach wie vor in der Ukraine. Es gebe aber Kontakt zu ihm.
Die Leiche war den Angaben nach in einem Wald zwischen dem Roßweiner Ortsteil Mahlitzsch und dem Döbelner Ortsteil Hermsdorf an einer Straße gefunden worden. Die Ermittlungen am und um den Tatort dauerten laut Polizei bis in die Nacht.
An der betroffenen Grundschule in Döbeln sind seit heute wieder mehrere Schulpsychologen im Einsatz. Sie stehen Lehrern und Schülern zur Seite und bieten Gespräche an, sagte der Sprecher des sächsischen Landesamtes für Schule und Bildung, Clemens Arndt. Voraussichtlich werden sie ihre Arbeit auch am Donnerstag fortsetzen.
Mehr als 400 Polizisten im Einsatz
Wenige Stunden nach der schrecklichen Entdeckung war die Straße, die beide Orte miteinander verbindet, durch Polizeikräfte abgesperrt worden. Am Fundort der Leiche führten die Chemnitzer Kriminalpolizei und die Tatortgruppe des Landeskriminalamtes Sachsen die Ermittlungen. Auch die Staatsanwaltschaft Chemnitz ist involviert.
Insgesamt waren auf der Suche nach dem ukrainischen Mädchen mehr als 400 Polizisten aus Sachsen und Sachsen-Anhalt im Einsatz. Schon in den Tagen zuvor hatten die Beamten intensiv nach Valeriia gesucht. Konkrete Hinweise auf ihren Verbleib ergaben sich dabei jedoch nicht.
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