Rätselhafte Erdbebenserie in Santorini
UPDATE: Gut ein Drittel der Einwohner ist schon abgereist
- Weiterhin bebt es auf der wunderschönen Ferieninsel in Abständen von wenigen Minuten bis zu einer halben Stunde.
- Wann und vor allem wie wird das unheimliche Phänomen in der Ägäis enden?
UPDATE:
Die Erdbeben in der Region der Ferieninsel werden tendenziell immer stärker, sagen Seismologen. Erstmals hat nun ein Beben die Stärke 5 erreicht. Das haben auch die Athener gemerkt.
Athen/Santorini (dpa) - Ein kurzes Rütteln und Wackeln, dann war es schon wieder vorbei: Viele Menschen in Athen haben am Nachmittag ein Erdbeben gespürt. Es waren die Ausläufer eines der jüngsten Beben in der Region um die Ferieninsel Santorini - rund 230 Kilometer entfernt.
Dort bebt die Erde derzeit fast im Zehn-Minuten-Takt. Das jüngste, mit Stärke 5 bislang stärkste Beben der seit zwölf Tagen andauernden Erdbebenserie in der Region bestätigt die Annahmen von Seismologen, wonach das beunruhigende Phänomen in der Ägäis zunächst noch an Stärke zulegen wird - bis es schließlich zu einem Hauptbeben kommt und sich die Lage entspannt. Wann das so weit sein wird und wie stark dieses Hauptbeben ausfallen könnte, vermag jedoch niemand vorherzusagen.
Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes
Auf Santorini beginne die Urlaubssaison erst im März, man habe noch keine Gäste auf der Insel, heißt es bei Tui, Dertour, Alltours und dem Deutschen Reiseverband. Man behalte die Lage im Blick und verfolge die Experteneinschätzungen. Maßgabe sei grundsätzlich der Sicherheitshinweis des Auswärtigen Amtes und der örtlichen Behörden, teilte Dertour mit. «Die Präventionskonzepte aus Griechenland sind äußerst gut, das haben auch die vergangenen Jahre gezeigt.» So erhielten die Menschen bei Gefahren wie Erdbeben, Überschwemmungen, schweren Unwettern und Waldbränden Warn- und Evakuierungsmeldungen per SMS aufs Smartphone.
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Santorini/Athen (dpa) - Am zwölften Tag der unheimlichen Erdbebenserie auf der beliebten Ferieninsel Santorini und den umliegenden Eilanden verlassen weiterhin viele Menschen die Region. Allein von den rund 16.000 Einwohnern Santorinis soll mehr als ein Drittel nach Athen und zu anderen Festlandsorten geflohen sein, berichten griechische Medien. Unter den Passagieren auf den großen Fähren sind vor allem Frauen und Kinder.
In der Nacht wurden erneut zahlreiche Erdstöße gemessen. Der stärkste erreichte eine Stärke von 4,9. Beben dieser Größenordnung sind für die Insulaner noch nicht gefährlich und auch nicht selten. Es ist die dichte Taktung, die die Menschen in Angst versetzt - und die Frage, auf welche Weise das Phänomen enden wird.
Nach wie vor rechnen griechische Seismologen damit, dass das Hauptbeben noch bevorsteht. Erst anschließend könne gesagt werden, ob sich die aufgestaute seismische Energie in der Region entladen habe. Die Stärke solch eines Bebens könnte bei 5,5 bis 6 liegen. In diesem Bereich sind die Gefahren weiterhin verhältnismäßig gering; gefährdet seien dann vor allem schlecht gebaute Häuser, heißt es. Allerdings kann niemand mit Sicherheit sagen, ob ein Hauptbeben auch die Stärke 7 erreichen könnte - dann wäre mit massiven Schäden zu rechnen.
Sonderflüge
Der Ansturm auf die Fähr- und Flugtickets auf Santorini blieb groß. Fluglinien richteten Sonderflüge ein, Reedereien schickten zusätzliche Fähren. «Ich habe seit Tagen nicht geschlafen, die Kinder und die Frauen weinen, es bebt alle fünf Minuten», sagte ein Mann, der einen Platz auf der Fähre Blue Star 1 nach Athen ergattert hatte, zu Journalisten. Fernsehbilder zeigten vollgepackte Autos fliehender Menschen. «Ich fühle mich wie ein Flüchtling im eigenen Land», klagte eine Frau.
Unter den Fachleuten herrscht Rätselraten über die ungewöhnliche Erdbebenserie. «Noch nie haben wir ein Phänomen so vieler Erdbeben binnen so kurzer Zeit registriert», sagte Geologie-Professorin Evi Nomikou dem Nachrichtensender Skai.
Gefahr durch Unterwasservulkan
Sorgen bereitet den Wissenschaftlern, dass durch die andauernden Beben der große Vulkan Kolumbos aktiviert werden könnte, der nordöstlich der Insel unter Wasser liegt. Er hatte im Jahr 1650 bei einer gewaltigen Eruption schwere Schäden im gesamten östlichen Mittelmeer angerichtet.
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