Warnung vor Silvester-Feuerwerk
Bereitet die Politik ein Verbot vor?
BERLIN (dpa/vs) - Die Älteren können sich vielleicht noch daran erinnern: Erst wurde auf Freiwilligkeit und Rücksicht gesetzt, mal dramatisiert, mal beschwichtigt, mal angekündigt, dann wieder zurückgezogen und plötzlich war es dann doch da, das Rauchverbot in öffentlichen Räumen, auch in der Gastronomie. Erleben wir aktuell das gleiche "Spiel" beim privaten Silvesterfeuerwerk?
Angesichts der dramatischen Situation vieler deutscher Kliniken warnen FDP und Grüne im Bundestag vor einer weiteren Belastung durch Silvester-Böller. «Obwohl ich den Reiz eines Feuerwerks gut verstehe, denke ich, dass wir uns Verletzungen durch Böller zurzeit einfach nicht erlauben können und auch grundsätzlich besser sparen sollten», sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Janosch Dahmen, der «Welt».
Angesichts vieler schwerer Verletzungen durch Silvester-Knaller in vergangenen Jahren habe er sich oft gefragt, ob es das wert sei, «dass wir in Deutschland solche Gefahren von Böllern und Feuerwerk durch die seit Jahrzehnten übliche weitestgehend ungeregelte Nutzung in Kauf nehmen», sagte der Mediziner. «Derzeit stellt sich diese Frage umso dringlicher, als die gesamte Notfallmedizin und die Rettungsdienste wegen großen Personalmangels und zahlreicher schwerer Atemwegserkrankungen ohnehin schon extrem belastet sind.» Eine explizite Forderung nach einem Verbot des Verkaufs und privaten Gebrauchs von Feuerwerkskörpern zu Silvester erhob Dahmen aber nicht.
FDP sieht Verantwortung bei Kommunen
Die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Christine Aschenberg-Dugnus, hält ein generelles Böllerverbot für «nicht zweckmäßig». Allerdings ist sie offen dafür, dass Kommunen Zonen ausweisen, in denen an Silvester nicht geböllert werden darf. «Selbstverständlich sollten Städte und Kommunen weiterhin entscheiden, ob ein partielles Feuerwerksverbot sinnvoll ist» - etwa an vielbelebten Plätzen oder in historischen Altstädten.
Das Verbot des Böllerns in den Corona-Jahren 2020 und 2021 entlastete nach Einschätzung der Deutschen Krankenhausgesellschaft die Krankenhäuser: «In der Zeit des Böllerverbots haben die Kliniken etwa zwei Drittel weniger stationäre Fälle mit feuerwerksbedingten Verletzungen registriert», sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, der «Welt». «Auch die Notaufnahmen waren entsprechend weniger belastet.» Jetzt aber gehe man davon aus, «dass wir in dieser Neujahrsnacht wieder ähnlich viele feuerwerksbedingte Verletzungen versorgen müssen wie in den Jahren vor Corona». Verbote seien aber nicht zielführend, um Engpässe auszugleichen, betonte Gaß.
Andere Kritiker von Feuerwerken - darunter Umweltorganisationen - monieren unter anderem auch die hohe Feinstaubbelastung, das Müllaufkommen und die Belastung für Tiere.
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