Tarifkonflikt bei der Bahn geht weiter
Blicke hinter die Kulissen eines komplexen Theaterstücks

Der Tarifkonflikt zwischen DB und EVG dauert schon seit Ende Februar an. | Foto: Marcus Brandt/dpa
  • Der Tarifkonflikt zwischen DB und EVG dauert schon seit Ende Februar an.
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BERLIN (dpa/vs) - Geht es beim Tarifstreit zwischen der Deutschen Bahn und der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) noch um die Sache, oder sind im Hintergrund ganz andere Themen wichtig? - Details zu den aktuellen Verhandlungen, möglichen weiteren Streiks, und welche Rolle die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) möglicherweise spielt.

Bei den Verhandlungen in Fulda hat die Deutsche Bahn ein neues Tarifangebot vorgelegt - am Dienstag wird nun die Reaktion der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG darauf erwartet. Die Bahn hatte der Gewerkschaft bis einschließlich heute Abend Zeit für die Rückmeldung gegeben.

Die Gewerkschaft bestätigte der dpa am Montagabend, dass sie am Dienstag entscheiden wird. Erwartet wird, dass die Delegationen beider Seiten in den nächsten Tagen zu neuen Gesprächen zusammenkommen werden. Die EVG hatte vergangenen Donnerstag bereits kurz nach Erhalt des Angebots mitgeteilt, dass sie zügig weiterverhandeln will.

EVG wohl noch nicht zufrieden

Das neue DB-Angebot für gut 180.000 Beschäftigte sieht zwölf Prozent mehr Geld für die unteren, zehn Prozent mehr für die mittleren und acht Prozent mehr für die oberen Einkommensgruppen vor. Die Erhöhungen sollen in zwei Stufen erfolgen, die erste im Dezember 2023. Außerdem bietet die DB die Zahlung von 2850 Euro Inflationsausgleichsprämie an - 1450 Euro voraussichtlich im Juli, weitere 1400 Euro im November. Die Laufzeit liegt im Angebot bei 24 Monaten.

Mit dem Angebot ist die Bahn der Gewerkschaft einen Schritt entgegen gekommen, gemessen an der bisherigen Verhandlungsposition dürfte die damit aber noch nicht zufrieden sein. Grundsätzlich fordert die EVG mindestens 650 Euro mehr pro Monat oder 12 Prozent mehr bei den oberen Einkommensgruppen. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll nach Gewerkschaftsvorstellung bei zwölf Monaten liegen. Von diesen Forderungen ist das DB-Angebot letztlich noch weit entfernt.

Daher ist nicht ausgeschlossen, dass die Gewerkschaft zunächst noch mal an den Verhandlungstisch kommt, in den nächsten Wochen aber auch erneut mit einem Warnstreik ihren Forderungen Nachdruck verleihen könnte. Sie befindet sich dabei in einer komplizierten Gemengelage, die über das reine Tarifergebnis hinausgeht.

Dritter Warnstreik verhindert

Auch die Mitgliederentwicklung spielt für Gewerkschaften während der Tarifverhandlungen eine große Rolle - und bei einer streikenden Gewerkschaft steigen in der Regel die Mitgliederzahlen deutlich. Bisher hat die EVG im laufenden Tarifkonflikt zweimal zum Warnstreik aufgerufen, ein dritter und besonders langer Warnstreik wurde nach einer gerichtlichen Auseinandersetzung mit der DB kurzfristig abgesagt.

Die EVG steht zudem in Konkurrenz zur Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), deren Tarifverträge bei der Deutschen Bahn zwar nur für gut 8000 Beschäftigte Anwendung finden, die aber durch ihr hartes Auftreten in Tarifverhandlungen bekannt ist und so ebenfalls um Mitglieder und Einfluss wirbt. Die GDL will am 5. Juni mitteilen, mit welchen Forderungen sie im Herbst in die Tarifgespräche mit der DB zieht. Gut möglich, dass die EVG die Ansage der Konkurrenz vor einem eigenem Abschluss noch abwarten will.

Der Tarifkonflikt zwischen der DB und der EVG dauert seit Ende Februar an. Zu Beginn verliefen die Gespräche sehr stockend, die vierte Verhandlungsrunde vergangene Woche in Fulda wurde von beiden Seiten aber zumindest als konstruktiv bewertet.

Autor:

Victor Schlampp aus Schwabach

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