Abwasseruntersuchungen
„Moderate“ Corona-Welle in Bayern

Symbolbild: © Daniel Karmann/dpa
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MÜNCHEN (dpa/lby/mue) - In Bayern gibt es wieder mehr Corona-Infektionen. «Wir haben aktuell eine moderate regional ausgeprägte Corona-Welle in Bayern. Das sieht man im Abwassermonitoring und auch die Fallzahlen sind deutlich erhöht», sagt Oliver Keppler. Der Virologe und Leiter des Max von Pettenkofer-Instituts ist Sprecher des Überwachungsnetzwerks Bay-VOC, zu dem unter anderem das Abwassermonitoring gehört.

Rund 30 Messstellen gibt es im Freistaat, an den meisten von ihnen zeigt sich bereits seit einiger Zeit ein Anstieg der Viruslast. Von den Spitzenwerten der vergangenen großen Wellen sind die aktuellen Stände noch weit entfernt, allerdings in der Regel auch deutlich höher als noch im März, April oder Mai. Dabei gibt es allerdings regionale Unterschiede: Während die Werte beispielsweise in München zuletzt auf erhöhtem Niveau tendenziell stabil geblieben oder in Augsburg und Erlangen leicht gefallen waren, sieht man in Nürnberg, Regensburg, Straubing, Aschaffenburg, Ulm, Schweinfurt und zahlreichen anderen Städten steigende Werte.

Nur wenige schwer kranke Menschen

Die aktuelle Welle schlage sich nicht in vielen schwer kranken Menschen nieder, so Keppler. Allerdings könnten auch eigentlich gesunde Menschen «durchaus für ein paar Tage richtig krank sein», sagt er. Dazu passt auch, dass sich im Intensivregister bisher nur geringe Ausschläge zeigen. So ist die Zahl der Corona-Patienten auf Intensivstationen mit 20 noch eher gering und die Betriebssituation ist nach wie vor so entspannt wie lange nicht mehr. «Zur aktuellen Welle dürfte auch die neue Untervariante Omikron KP.2 beitragen, die sich seit einiger Zeit im Abwasser zeigt und die noch etwas ansteckender ist», erklärt Keppler. «Glücklicherweise ist sie aber nicht krankmachender.» Auch in den vergangenen Jahren habe es teilweise Sommerwellen gegeben. «Mit einem starken weiteren Anstieg würde ich aktuell nicht rechnen, auch weil hohe Temperaturen eigentlich ungünstig für das Virus sind.» Wie es genau weitergehe, sei kaum vorauszusagen. Die Erfahrung lehre aber, dass es zum Ende der Sommerferien zu einem Anstieg kommen könne, wenn die Menschen aus dem Urlaub zurückkehrten.

Persönliche Konsequenzen ziehen

«Im Abwassermonitoring kann man die Entwicklung gut sehen», sagt Keppler. Anders als die Inzidenzzahlen ist es nicht davon abhängig, dass Erkrankte getestet werden. Die Zahlen sind - für jede der Messstellen einzeln - auch für die Bevölkerung im Internet einsehbar. Dadurch könne jeder einzelne auch für sich Konsequenzen ziehen. «Ich bin in der U-Bahn zurzeit vorsichtiger und setze vielleicht eher eine Maske auf, wenn es um mich herum röchelt und hustet», sagt Keppler. «Das muss jeder für sich selbst entscheiden - auf jeden Fall sollten Menschen, die eine Maske aufsetzen, nicht komisch angeschaut werden. Das kann Selbstschutz und Fremdschutz sein.»

Seit einiger Zeit umfasst das Abwassermonitoring neben Corona auch Grippeviren - inklusive der Vogelgrippe H5N1, wie Keppler sagt. «H5N1 hat ja durch Erkrankungen bei Milchkühen und Farmarbeitern in den USA zuletzt für Aufsehen gesorgt. Das müssen wir mit vielschichtigen Überwachungssystemen auf dem Schirm behalten – falls es zu einer neuen Pandemie kommen sollte, wollen wir davon nicht überrascht werden.»

Autor:

Uwe Müller aus Nürnberg

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