Bewusstsein für Geschichte schärfen
Regionaler Rundweg: Wallensteins Lager wird thematisch lebendig

Albrecht von Wallenstein / Portrait.
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LANDKREIS FÜRTH (mue) - Es war eines der größten Militärlager der Geschichte: In Zirndorf standen sich während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) mit der Schlacht an der Alten Veste Anfang September 1632 die Heere des protestantischen Gustav II. Adolf von Schweden und des kaiserlich-katholischen Albrecht von Wallenstein gegenüber. Letzterer ließ ein Feldlager errichten, das auf dem Gebiet der heutigen Städte Zirndorf, Oberasbach und Stein insgesamt 16 Kilometer umfasste und in dem fast ein Vierteljahr lang knapp 60.000 Menschen (Söldner nebst Begleittross) lebten. Die genauen Zahlen hierzu variieren allerdings zum Teil erheblich.

Jedenfalls entstand damals eine Situation, die sämtliche regionale Ressourcen aufbrauchte und den Landstrich so innerhalb kürzester Zeit ausbluten ließ. Die Sterblichkeitsrate stieg enorm, die Bevölkerung wurde brutalst ausgeplündert, die Ernte war vernichtet und Häuser waren zerstört. Diese für die Gegend prägende Zeit soll nun erlebbar gemacht werden – nicht, um alten Zeiten zu huldigen, sondern um Geschichte nachhaltig aufzuarbeiten. Zu diesem Zweck haben die drei Nachbarstädte Ende 2017 beschlossen, nachdem eine Grobkonzeption von dem 2. Vorsitzenden Prof. Gerd Aufmkolk des Fördervereins Regionalpark Pegnitz-Rednitz-Regnitz entwickelt wurde, gemeinsam einen thematischen Rundweg „Wallensteins Lager“ entstehen zu lassen; der Vertrag zur Kooperation wurde im Januar 2018 unterzeichnet. Momentan befindet man sich noch in der – bereits konkreteren – Planungsphase, die praktische Umsetzung des Projektes soll in den Jahren 2020 / 2021 erfolgen.

Originalplan dient als Vorlage

Vorgesehen ist die Einrichtung von insgesamt 27 Stationen (neun pro Gemeinde), deren thematische Inhalte sich an Originalschauplätzen orientieren, weshalb man bei der Vorbereitung auch den Originalplan von Wallensteins Lager als Grundlage nutzt. So soll es zum Beispiel an der Stelle, wo sich das Hospital befand, eine Station zu diesem Thema geben usw. – lebendiger und vor allem greifbarer kann Geschichte nach Meinung von Steins Erstem Bürgermeister Kurt Krömer kaum sein: „Die einzelnen Stationen beziehen sich exakt auf das Lagerleben und vermitteln so wertvolles Wissen die damalige Zeit betreffend. Immerhin haben diese historischen Ereignisse die Entwicklung unserer Region enorm beeinflusst“.

Kostentechnisch werden insgesamt zirka 560.000 Euro veranschlagt, die anteilmäßig auf die drei Kommunen umgelegt werden. Das Projekt ist über das LEADER plus-Programm (*) der EU förderfähig, jedoch müssen die einzelnen Städte dabei in die Vorleistung gehen, Fördermittel gibt es erst nach Fertigstellung. Für Zirndorf bedeutet dies konkret, 221.000 Euro aufbringen zu müssen (nach Förderung minimiert sich die Summe schlussendlich auf 88.000 Euro), Oberasbach ist mit 180.000 (62.000) Euro dabei, und für Stein stehen 158.000 (49.000) Euro an.

„Premiumwanderweg“ ebenfalls in Planung

Der Rundweg wird, genau wie das Originallager auch, 16 Kilometer umfassen. Innerhalb dieser Fläche sind jedoch auch Zwischenwege geplant, sodass sich das Ganze in kleinere Rundwege unterteilt, die dann jeweils vier bis fünf Kilometer Umfang haben. Dies soll einer leichteren Themenabarbeitung innerhalb der Gesamtfläche dienen. Erreichbar sind die Startpunkte für den Rundweg künftig mit der S-Bahn („Alte Veste“ Zirndorf und Bahnhof Unterasbach) sowie mit der Buslinie 64 (Halt in Unterweihersbuch). Entlang dieser Haltepunkte ist dann noch ein „Premiumwanderweg“ in Planung, der auch das Gebiet am Hainberg mit einschließen soll und wofür bereits der Fränkische Albverein als Kooperationspartner gewonnen werden konnte. Details, so informiert Kurt Krömer, der mit seinem Team im Steiner Rathaus die Projekt-Federführung übernommen hat, folgen zu gegebener Zeit. „Alles in allem“, betont Zirndorfs Rathaus-Chef Thomas Zwingel, „ist das Projekt ein Musterbeispiel für interkommunale Zusammenarbeit. Es dient in keiner Weise der Verherrlichung eines Kriegsherren, sondern soll die Dimensionen deutlich machen um zu verstehen, was die Situation damals für die Bevölkerung bedeutet hat“. Birgit Huber, Erste Bürgermeisterin von Oberasbach, pflichtet bei: „Es wird hier kein Feldherr hochgejubelt, sondern dieses riesige menschliche Trauma aufgearbeitet. Unser jüngst verstorbener Ehrenbürger Helmut Mahr hat intensive Forschung zu der Thematik betrieben und diese auch in vielen Publikationen niedergelegt. Auch gibt es ja schon seit etlichen Jahren den Rundwanderweg. Die neue Qualität ist die Aufarbeitung der menschlichen Tragödie mit modernen Medien.“

Wer sich schon vorab etwas genauer mit Wallensteins Lager beschäftigen möchte, dem sei ein Besuch im Städtischen Museum Zirndorf (Spitalstr. 2) empfohlen, wo das Thema im Rahmen einer Dauerausstellung behandelt wird (Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 11.00 bis 16.00 Uhr).

(*) Was bedeutet „LEADER“?

LEADER (englischsprachiges Akronym von französisch Liaison entre actions de développement de l‘économie rurale, „Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“) ist ein Maßnahmenprogramm der Europäischen Union, mit dem seit dem Jahr 1991 innovative Aktionen im ländlichen Raum gefördert werden. Das ermöglicht den Menschen vor Ort, regionale Prozesse mitzugestalten. In einem abgegrenzten Gebiet, der LEADER-Region, arbeitet die so genannte Lokale Aktionsgruppe (LAG). Diese ist für die Umsetzung der lokalen Entwicklungsstrategien verantwortlich, die am Beginn einer jeden EU-Förderphase mit Beteiligung der Menschen vor Ort erstellt wird. Die LAG wird durch ein Regionalmanagement unterstützt, das u.a. die Projektträger bei der Antragstellung berät, für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist und die Vernetzung in der Region voranbringt. 
© wikipedia.org + © netzwerk-laendlicher-raum.de

Autor:

Uwe Müller aus Nürnberg

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