Landesamt für Statistik legt Zahlen vor
Seismograf der Wirtschaft
FÜRTH/BAYREUTH (ihk/rr) – Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf die Wirtschaft? Antworten auf diese Frage sind aus Sicht der IHK für Oberfranken Bayreuth derzeit noch vage, kann man doch bislang vor allem auf Stimmungen und Einzelaussagen von Unternehmerinnen und Unternehmern zurückgreifen.
Einen ersten Anhaltspunkt in Form belastbarer Zahlen hat nun das Landesamt für Statistik in Fürth für das Verarbeitende Gewerbe vorgelegt. Auf dem Tisch liegen die Zahlen für das erste Quartal 2020 (Januar – März) der Unternehmen mit 50 und mehr Beschäftigten. "Das bildet erst den Beginn der Krise ab, aber im bayernweiten Vergleich schneidet Oberfranken vergleichsweise gut ab", so Malte Tiedemann, Konjunktur-Referent der IHK für Oberfranken Bayreuth.
462 Betriebe aus Oberfranken werden in der Statistik erfasst. Gemessen an der Zahl der existierenden Unternehmen, rund 47.000 sind alleine bei der IHK für Oberfranken Bayreuth eingetragen, mag die Zahl klein erscheinen. Der Schein trügt, denn die mittelständischen Industriebetriebe sind das Rückgrat der oberfränkischen Wirtschaft und ihre Entwicklung ein guter Seismograf für die Lage der regionalen Wirtschaft.
Das Verarbeitende Gewerbe muss im ersten Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in fast allen bayerischen Regionen Rückgänge verzeichnen. Bayernweit wird ein Minus von 5,3 Prozent verbucht. In Oberfranken ist der Rückgang mit -2,9 Prozent im Vergleich zu den meisten anderen Regierungsbezirken deutlich geringer. "Wir scheinen wieder von unserem relativ breiten und heterogenen Branchenmix zu profitieren", so Tiedemann. Maßvoll ist bislang auch der Beschäftigtenrückgang des Verarbeitenden Gewerbe im ersten Quartal, der in Oberfranken -1,9 Prozent (Bayern: -1,1 Prozent) beträgt, viel konnte hier über Kurzarbeit abgefedert werden."
Im März spürbare Umsatzrückgänge
Legt man das Brennglas nur auf den März 2020, so wird deutlich, dass es im Vergleich zum Vorjahresmonat bayernweit zu teilweise erheblichen Umsatzrückgängen kam. Die bayerische Wirtschaft musste ein Minus von 10,8 Prozent verzeichnen. Besonders betroffen sind die Regierungsbezirke Oberbayern (-16,0 Prozent), Niederbayern (-10,9 Prozent) und die Oberpfalz (10,5 Prozent), die alle große Werke von Automobilherstellern beheimaten. Am wenigsten von der Krise betroffen waren im März die Regierungsbezirke Oberfranken (-4,3 Prozent) und Schwaben (-3,2 Prozent).
Deutliche Unterschiede in verschiedenen Branchen
Auch innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes in Oberfranken gibt es mit Blick auf den März 2020 zum Teil deutliche Unterschiede bei der Umsatzentwicklung. Den größten Zuwachs kann mit einem Plus von 14,8 Prozent die Glas- und Keramikindustrie aufweisen. Dahinter folgen die Textilindustrie mit einem Plus von 12,1 Prozent sowie die Nahrungs- und Futtermittelindustrie mit 11,1 Prozent. Die Hersteller sonstiger Waren (u.a. Spielzeug) konnten 5,8 Prozent mehr erwirtschaften, die Getränkehersteller verzeichnen ein Umsatzplus von 0,5 Prozent. Stark von der Krise betroffen sind die Bekleidungsindustrie ( 33,8 Prozent), die chemische Industrie (-15,2 Prozent), die kunststoffverarbeitenden Produzenten (-14,3 Prozent), die Hersteller elektrischer Ausrüstung (-10,7 Prozent) und die Automobilzulieferindustrie (-8,2 Prozent).
"Natürlich müssen wir die Zahlen mit Vorsicht bewerten, denn der März war der erste Monat, in dem die Krise deutlich spürbare Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft hatte. Dennoch stimmt uns gerade der Vergleich innerhalb Bayerns vorsichtig optimistisch, dass der Wirtschaftsstandort Oberfranken strukturell relativ gut auf die Krise vorbereitet ist", so Tiedemann. Klar sei aber auch, dass schon mit den April-Zahlen deutlich schlechtere Werte erwarten werden müssen.
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