„Ludwig-Erhard-Gespräch“ mit Joe Kaeser - Auftakt einer Veranstaltungsreihe

Joe Kaeser, CEO der Siemens AG, beleuchtete die Grundzüge der Vierten Industriellen Revolution. Ludwig Erhards Grundsätze können uns, modern interpretiert, auch heute zu wertvollen Einsichten leiten. | Foto: Udo Dreier
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  • Joe Kaeser, CEO der Siemens AG, beleuchtete die Grundzüge der Vierten Industriellen Revolution. Ludwig Erhards Grundsätze können uns, modern interpretiert, auch heute zu wertvollen Einsichten leiten.
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FÜRTH (pm/ak) - Zum Auftakt der Veranstaltungsreihe „Ludwig-Erhard-Gespräch“ konnte die Gastgeberin Evi Kurz, Vorsitzende des Ludwig-Erhard-Initiativkreises Fürth e.V., gleich mit Joe Kaeser, CEO der Siemens AG, ein Schwergewicht der deutschen Wirtschaft im Ludwig-Erhard-Zentrum begrüßen.

Vor ca. 250 geladenen Gästen beleuchtete Kaeser die Grundzüge der Vierten Industriellen Revolution und welche Fragestellungen sich daraus für die Soziale Marktwirtschaft ergeben.
Die dritte industrielle Revolution wurde durch den Einsatz von Elektronik und IT zur Automatisierung der Produktion ausgelöst und vollzieht sich nach wie vor und mit großem Tempo. Mit der Version 4.0 wird ein Blick in die Zukunft gewagt, in der durch Vernetzung von künstlicher Intelligenz und komplexen Systemen die weitestgehend selbstorganisierte Produktion möglich werden soll. In diesem Zeitalter der Digitalisierung bleiben immer mehr Erwerbstätige durch den Wandel oder Wegfall ihrer Tätigkeit auf der Strecke. Aufgrund seriöser Prognosen ist in der nächsten Dekade mit weiteren dramatischen Effekten auf dem Arbeitsmarkt zu rechnen. Damit steht der soziale Friede in der Bundesrepublik auf dem Spiel. Der Ruf nach der sozialen Verantwortung der Unternehmen wird immer lauter, und zu dieser Verantwortung haben die Unternehmen auch zu stehen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Unternehmen über die dafür notwendige wirtschaftliche Stabilität verfügen. Nur wenn es ihnen gut geht können sie diese Aufgabe leisten.
Vom Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens hält Kaeser nicht viel, er sieht in einem System, dass Leistung ohne Gegenleistung verspricht, eine defensive Strategie um die Auswirkungen des Wandels für den Einzelnen erträglicher zu machen. Das Rennen darum, wer die Führung unter den Industrienationen innehat, ist für ihn die Schicksalsfrage unserer Nation. Der Schulterschluss zwischen Deutschland und Frankreich ist ein gutes Zeichen für ein starkes neues Europa. An der Haltung „America first“ des amerikanischen Präsidenten sei nichts verkehrt solange sie sich nicht in ein „America only“ wandelt. Er selbst wäre enttäuscht, würde die Kanzlerin nicht ebenfalls zuerst die nationalen Interessen im Blick haben. Die politischen Optionen, um künftig eine soziale Marktwirtschaft 2.0 zu realisieren, sieht er weder in gekürzten Renten noch in längerer Lebensarbeitszeit. Vielmehr sei es unausweichlich die Arbeitnehmer am Unternehmenserfolg zu beteiligen. Nur erfolgreiche Unternehmen können ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden.

Joe Kaeser betonte das hohe Ansehen dass Deutschland und seine Kanzlerin international genießen. Mit einem geeinten Europa im Rücken und der hohen Qualität an Ingenieursleistung, gepaart mit intelligentem Unternehmertum, wird Deutschland auch in Zukunft seinem Führungsanspruch gerecht und wird weiterhin leistungsfähig bleiben.
Entscheidend wird dabei sein, die Migration zu einer Frage der Geisteshaltung und nicht zu einer Frage der Ordnungsmaßnahmen zu machen.
Im anschließenden Dialog mit BDI-Präsident Dieter Kempf betonte er die Wichtigkeit einer abgestimmten europäischen Außenwirtschaftspolitik für das Wirtschaftswachstum. Der in der Verfassung verankerte Anspruch auf Asyl und die Aussage der Kanzlerin „Wir schaffen das!“, die deutsche Version von Obamas „Yes, we can!“, signalisierte in alle Welt die Führungsrolle die Deutschland in Europa hat. Um dem drohenden Rechtsruck bei der anstehenden Europa-Wahl im kommenden Jahr entgegen zu wirken ist eine großangelegte Aufklärungskampagne geplant.

Wirtschaftswachstum und Wohlstand für alle, die Grundpfeiler der sozialen Marktwirtschaft, hängen letztlich von einer stabilen Regierung ab.

Im weiteren Verlauf nahm Evi Kurz noch eine Ehrung vor. Sie überreichte dem Nürnberger Unternehmer Gunther Oschmann eine von Prof. Ottmar Hörl geschaffene Skulptur von Ludwig-Erhard. Oschmann hatte vor vielen Jahren die visionäre Idee Ludwig Erhard, und der von ihm begründeten sozialen Marktwirtschaft, ein Museum zu widmen. Die Dauerausstellung, die im Geburtshaus in den kleinen Räumen der Wohnung der Eltern von Ludwig Erhard beginnt und in einem spektakulären interaktiven, digitalen Zukunftsraum endet, begeisterte schon über 13.000 Besucher aller Altersklassen.

Autor:

Arthur Kreklau aus Fürth

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