Kein Sterben auf Raten für die Hebammen

Der Bundesgesundheitsminister ist gefordert, eine praktikable Lösung für den Hebammenberuf zu finden. | Foto: Fotolia
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NÜRNBERG (pm/nf) - Der Deutsche Hebammenverband wird auch ab 2015 eine Gruppenhaftpflichtversicherung für Hebammen anbieten können. Jedoch gilt laut Angaben des Versicherungsmaklers Securon das Angebot lediglich für ein weiteres Jahr und ist mit einer weiteren Steigerung der Prämien um zwanzig Prozent verbunden. Für eine in der Geburtshilfe tätige freiberufliche Hebamme bedeutet dies eine Versicherungssumme von über 6000 Euro. Der drohende Komplettausfall der Haftpflichtversicherungsmöglichkeit für Hebammen ist damit nur um ein Jahr verschoben. Und das Problem ständig steigender Prämien bleibt bestehen.

„Das ist nicht die Lösung für die freiberuflich tätigen Hebammen, sondern Stückwerk und bedeutet für die Hebammen ein Sterben auf Raten. Ein weiterer Anstieg der Versicherungsprämien ist für freiberuflich tätige Hebammen nicht mehr zu verkraften und wird definitiv zum Zusammenbrechen der geburtshilflichen Versorgung, und zwar auch in den Kliniken in weiten Teilen Deutschlands führen“, sagt Martina Klenk, Präsidentin des Deutschen Hebammenverbandes. Die Nürnberger Versicherung hatte im Februar verkündet aus dem Versicherungskonsortium der Bayerischen Versicherungskammer (VKB ) und der R&V auszusteigen. Das bedeutete ein mögliches Aus der Gruppenhaftpflichtversicherung des Deutschen Hebammenverbandes. Jetzt wollen nach Angaben von Securon verschiedene Versicherungen mit vielen Mikroanteilen von 1 bis 4 Prozent den Anteil der Nürnberger Versicherung von 20 Prozent übernehmen.

„Wir appellieren dringend an den Bundesgesundheitsminister: Lassen Sie nicht zu, dass immer mehr Hebammen aufgeben. Denn die dauerhafte Preisspirale zwingt Hebammen zur Berufsaufgabe nicht nur in der Geburtshilfe sondern auch in der Schwangerenvorsorge und der Wochenbettbetreuung. Fordern Sie den GKV-Spitzenverband dazu auf, die Hebammenvergütung endlich auf ein angemessenes Niveau anzuheben und die Haftpflichtsteigerungen tatsächlich auszugleichen.“
Schon jetzt finden viele Frauen in ländlichen Regionen und teuren Großstädten nur schwer eine Hebamme für die Geburt und die Wochenbettbetreuung. Diese Entwicklung wird durch das jetzige Versicherungsmodell nicht behoben. „Um die Prämienspirale zu stoppen, fordern wir nach wie vor eine politische Lösung. Wir brauchen einen öffentlich finanzierten Haftungsfonds, aus dem die Schäden über einer bestimmten Deckungssumme bezahlt werden. Außerdem müssen die Regressforderungen der Kranken- und Rentenversicherungen an die Hebammen gedeckelt werden“, sagt Martina Klenk.

Hintergrund:

Der Deutsche Hebammenverband e.V. (DHV) ist der größte Hebammenberufsverband in Deutschland und setzt sich aus 16 Landesverbänden mit über 18.300 Mitgliedern zusammen. Er vertritt die Interessen aller Hebammen. Im DHV sind angestellte und freiberufliche Hebammen, Lehrerinnen für Hebammenwesen, Hebammenwissenschaftlerinnen, Familienhebammen, hebammengeleitete Einrichtungen sowie Hebammenschülerinnen und Studierende vertreten. Über die berufliche Interessenvertretung hinaus ist eine gute medizinische und soziale Betreuung der Frauen und ihrer Kinder vom Beginn der Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit ein zentrales Anliegen des Verbandes. Als Mitglied in der European Midwives Association (EMA), im Network of European Midwifery Regulators (NEMIR) und in der International Confederation of Midwives (ICM) setzt er sich auch auf europäischer und internationaler Ebene für die Stärkung der Hebammenarbeit sowie die Gesundheit von Frauen und ihren Familien ein.

Autor:

Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg

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