Gendersprache sorgt für Schlagabtausch
Gibt es zumindest an den Schulen noch verbindliche Rechtschreibregeln?
HAMBURG (dpa/vs) - Wenn es um die sogenannte Gender-Sprache geht, prallen Befürworter/Befürworterinnen/ Befürwortende/ BefürworterInnen/ Befürworter*innen/Befürworter_innen/Befürworter:innen und Gegner/Gegnerinnen/ Gegnernde/ Gegner*innen/ Gegner_innen und Gegner:innen aufeinander. Wie aufgeheizt die Stimmung sein kann, zeigt ein aktueller Schlagaustausch in der Hamburger Bürgerschaft.
Ein Antrag der AfD für ein Verbot der Gender-Sprache an Hamburgs Schulen hat am Mittwoch in der Bürgerschaft zu einer heftigen Kontroverse geführt. Neben der AfD sprach sich auch die CDU dafür aus, eine geschlechterneutrale Sprache an den Schulen zu untersagen. Sternchen und Unterstriche hätten «in der deutschen Sprache nichts zu suchen», sagte die Bildungsexpertin der Fraktion, Birgit Stöver. Gendersprache dürfe nicht angeordnet werden. «Menschen sollten das amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung korrekt anwenden dürfen.» Bei der anschließenden Abstimmung stimmte allerdings auch die CDU gegen den AfD-Antrag.
Die AfD wolle verhindern, dass Kinder an den Schulen von «links-grün-ideologischen Umerziehern» durch Gendersprache indoktriniert werden, sagte Fraktionsvize Alexander Wolf. Für Empörung sorgte sein Abgeordnetenkollege Krzysztof Walczak, der intersexuelle Menschen als «Personen, die einen beschädigten Chromosomensatz haben», bezeichnete. Wegen seines lautstarken Protests gegen die Äußerungen Walczaks erhielt der Grünen-Fraktionschef Dominik Lorenzen einen Ordnungsruf.
Nils Hansen von der SPD wies ein Verbot der Gendersprache zurück. «Sprache verändert sich, Sprache entwickelt sich - ich als Deutschlehrer finde das super, ich mag lebendige Sprache», sagte er. Es gebe an den Schulen klare Rechtschreibregelungen. Mit dem Genderverbot wolle die AfD den Schülerinnen und Schülern eine Entscheidungsmöglichkeit nehmen. «Hinter diesem Antrag steht ganz viel Angst vor einer meinungsstarken Jugend.»
Die schulpolitische Sprecherin der Grünen verwies auf die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, die erlaubt, dass Menschen, die weder eindeutig männlich noch weiblich sind, sich im Geburtenregister als divers eintragen lassen können. «Dass es mehr als zwei Geschlechter gibt, ist also keine Ideologie», sagte Ivy May Müller. «Wenn Sprache die Diversität der Geschlechter nicht deutlich macht, denken wir sie nicht mit», warnte sie.
Die FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein mahnte zur Sachlichkeit bei dem Thema: «Ich finde, wir sollten keine moralischen Debatten auf diesem minderwertigen Niveau führen. Ich finde, jeder kann tun und lassen was er will.»
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